Tipps rund ums Draußensein Guck mal, so spannend kann der Garten sein

St. Wendel · St. Wendeler Fachberater für Obst- und Gartenbau hat Tipps, welche Arbeiten jetzt anstehen und was Eltern mit ihren Kindern basteln können.

 Eine Blaumeise reckt ihr Köpfchen aus einem Nistkasten. Diese können Tierfreunde auch selbst bauen. Mit Kindern zusammen kann das eine schöne Beschäftigung sein. Und gleichzeitig ist den Vögeln geholfen.

Eine Blaumeise reckt ihr Köpfchen aus einem Nistkasten. Diese können Tierfreunde auch selbst bauen. Mit Kindern zusammen kann das eine schöne Beschäftigung sein. Und gleichzeitig ist den Vögeln geholfen.

Foto: dpa/Holger Hollemann

Draußen sein, ob zum Arbeiten oder zum Spaziergang, liegt gerade sehr im Trend. Das hat zum einen mit dem herrlichen Wetter, aber auch mit Corona zu tun. „Einen Garten zu haben, ist ein unschätzbarer Wert. Das wird gerade wieder mehr registriert“, sagt Michael Keller. Der Diplom-Biologe ist beim Landkreis St. Wendel für die Entwicklung im ländlichen Raum zuständig und gleichzeitig Fachberater für Obst- und Gartenbau. Daher hat er einige Tipps parat, was aktuell im Garten erledigt werden kann. So seien letzte Schnitte an Obstbäumen möglich und Hecken könnten noch gestutzt werden. „Es ist der richtige Zeitpunkt, um Forsythien auszulichten“, erläutert Keller. Am besten schneide der Hobbygärtner die alten Triebe knapp über dem Boden ab. „Obwohl eine alte Regel besagt, dass die Rosen während der Blüte der Forsythien geschnitten werden, kann der Rosenschnitt auch jetzt noch erfolgen“, sagt Keller. Hier gelte: Die kleinwüchsigen Rosen müssen stark zurückgeschnitten werden, die starktriebigen nur schwach. Also genau anders herum, als der Laie beim puren Anblick der Pflanzen wohl vermuten würde. „Deshalb sagt man: gegen das Herz schneiden“, weiß der 61-jährige Diplom-Biologe.

Ob auf der Wiese oder in einem Kasten auf dem Balkon – es ist Zeit, Blumensamen einzupflanzen. Der Landkreis hat passend dazu erneut die Aktion „Der Kreis St. Wendel blüht auf“ gestartet. Trotz oder wegen Corona haben daran laut Keller etwa 220 Leute teilgenommen. Sie erhalten vom Landkreis kostenlos je eine Saatgutmischung. Dadurch entstehen nicht nur farbenfrohe Blühflächen, die das Auge des Betrachters erfreuen. Diese Blumenwiesen helfen auch den Wildbienen. „Die Leute machen begeistert mit“, sagt Keller.

Als Vorarbeit könnten Hobbygärtner jetzt in Töpfen Gemüsesorten wie Tomaten, Paprika, Zucchini oder Kürbis ankeimen lassen. Alles, was Stauden hat, könne jetzt eingepflanzt werden. Allerdings gibt Keller zu bedenken, dass der Boden sehr trocken ist. „Schon jetzt muss gewässert werden. Daher sollten die Gartenbesitzer beim Neupflanzen bedenken, wie viel Wasser benötigt wird.“

Aktuell haben nicht nur viele Erwachsene Freude an Gartenarbeit. Draußen zu werkeln, kann auch für Kinder spannend sein. Gerade jetzt, da Kita-Kinder und Schüler zuhause bleiben müssen. Michael Keller, der regelmäßig Aktionen mit Schülern anbietet und selbst einen Enkel hat, weiß um so manche pfiffige Idee. „Eltern können mit ihren Kindern Vogelnistkästen bauen“, schlägt Keller vor. Naturschutzbund (Nabu) und Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) böten auf ihren Internetseiten Anleitungen dazu an. Meisen seien beispielsweise dankbar für die gezimmerten Häuschen. „Wenn man die Kästen mit einem Türchen versieht, können Kinder später vorsichtig nach dem Nachwuchs schauen“, sagt der Berater für Obst- und Gartenbau. Meisen brüten bis zu vier Mal im Jahr, bis in den August hinein. Das koste die Tiere auch Kraft, daher ermuntert Keller, ganzjährig zu füttern. Allerdings seien die klassischen Meisenknödel aktuell zu fettig, es müsse auf Sommerfutter umgestellt werden. Wer einen Hund hat, könne nach dem Kämmen dessen Haare draußen deponieren. „Damit polstern die Vögel gerne ihre Nester“, weiß Keller.

Kreativ können auch Wildbienen unterstützt werden. Mit entsprechenden Hotels. Dazu geht es zunächst raus in die Natur zum Schneiden von Holunderzweigen. „Mit Zahnstochern anschließend das weiche Material aus der Mitte entfernen“, erläutert der Biologe. Die hohlen Stängel kommen dann in eine Konservendose. Und fertig ist ein Angebot für Wildbienen.

Ganz einfach lässt sich auch ein Nest für Ohrwürmer bauen. Wobei Keller erst mal mit deren schlechten Ruf aufräumt. „Nein, sie gehen nicht ins Ohr“, beruhigt er. Stattdessen würde der Gliederfüßer Schädlinge vertilgen. Er fühlt sich in einem Blumentopf, der mit Stroh gefüllt ist, wohl. Der wird mit der großen Öffnung nach unten im Obstbaum aufgehängt. „Hier können auch kleine Kinder mitbasteln“, sagt Keller.

Neben der Tierwelt können auch Pflanzen interessant für Kinder sein, zum Beispiel die Kresse. „Keine keimt schneller“, sagt Keller. Und nicht nur das, das Kraut kann dabei auch kreativ sein. Wer seinen Namen auf ein saugfähiges Papier schreibt und die Samen exakt auf den Buchstaben verteilt, sieht einige Zeit später quasi seinen Namen erblühen. Auch Formen wie Herzen können so auf eine Fläche gezaubert werden.

Gemeinsam in der Familie ein Hochbeet anzulegen, ist eine weitere Idee des Diplom-Biologen. Dieses lasse sich dann mit besonderen Kräutern bestücken, solche die schön blühen – worüber sich auch die Bienen freuen – und vor allem gut duften. Zitronenmelisse, Schokoladenminze oder Currykraut gehören beispielsweise zu diesem Kräutertyp.

Wer gerne Sonnenblumen pflanzen möchte, kann diese jetzt vorkeimen lassen. „Sie keimen innerhalb von vier bis fünf Tagen“, weiß der Obst- und Gartenbau-Experte. Hell und feucht muss es dazu sein. Am besten über den Topf eine Folie stülpen. „Übrigens, wenn die Pflanzen so etwa fünf bis sechs Zentimeter hoch sind, tanzen sie beim Wachsen“, merkt Keller an. Sind die Sonnenblumen dann erstmal im Garten, könnte innerhalb der Familie, dem Freundeskreis oder der Nachbarschaft ein Wettbewerb gestartet werden – getreu dem Motto: Wer hat die größte Sonnenblume gepflanzt?

Ein spannendes Experiment können Kinder und Erwachsene mit der Feuerbohne starten. Für den Versuch braucht es einen leeren Joghurtbecher, Gips und Feuerbohnensamen. Letztere kommen in den feuchten Gips und beides wiederum in den Becher. Dort drin quellen die Bohnensamen dermaßen auf, dass sie Gips und Becher am Ende zum Platzen bringen. „Es sind Bohnen mit Sprengkraft“, sagt Keller und lacht.

Ein gemeinsames Abenteuer für Kinder und Eltern könne auch der Bau eines Tipis oder anderer Verstecke sein. Dazu eignen sich beispielsweise Weideruten.

Die vielen Ideen, die Michael Keller zum Thema Garten parat hat, zeigen, dass Spaß, Nutzen und Naturschutz teils prima miteinander verbunden werden können. Und immer ist auch ein Ergebnis des eignen Werkelns zu sehen.

 Eine Sonnenblume streckt ihre Blüte dem blauen Himmel entgegen. Die Pflanze kann eine ordentliche Höhe erreichen.

Eine Sonnenblume streckt ihre Blüte dem blauen Himmel entgegen. Die Pflanze kann eine ordentliche Höhe erreichen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch
 Michael Keller.

Michael Keller.

Foto: Lukas Kowol

Weitere Infos und Bauanleitungen zu Nistkästen gibt es im Internet auf
www.nabu.de. Die Broschüre Garten-
kinder mit Tipps wird auf der Seite
www.ble-medienservice.de angeboten.

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