Show in St. Wendel Begeisterungsstürme bei „Ring of Fire“

St. Wendel · The Cashbags gastierten im Saalbau. Die Show bot einen Querschnitt durch das Schaffen des „Man in Black“.

 June Carter Cash (Valeska Kunath) im Duett mit Ehemann Johnny Cash (Robert Tyson).

June Carter Cash (Valeska Kunath) im Duett mit Ehemann Johnny Cash (Robert Tyson).

Foto: Frank Faber

Am 26. Februar wäre die im Jahr 2003 verstorbene Country-Legende Johnny Cash 88 Jahre alt geworden. Drei Tage später lebte seine Musik im voll besetzten St. Wendeler Saalbau wieder auf: „Hello, we’re the Cashbags – The Johnny Cash Show“. Den Vortritt ließ Robert Tyson alias Johnny Cash dem Australier Josh Angus, der als Rockabilly-Pionier Carl Perkins mit „Blue Suede Shoes“ die Revival-Show eröffnete. Tyson begrüßte Valeska Kunath in der Rolle von Cashs Frau June Carter und fand, dass es ein windiger Abend in St. Wendel war. Im Duett sangen beide „Jackson“, ähnlich wie ihre Vorbilder Jahrzehnte zuvor. Bei den flotten Nummern „Folsom Prison Blues“ oder „Orange Blossom Special“ klatschte das Publikum im Sitzen mit.

Der gebürtige US-Amerikaner Tyson erzählte zwischendrin auf Englisch Episoden aus dem bewegten Leben von Country-Star Cash und intonierte mit seiner Baritonstimme den Klassiker „I Walk the Line“. Doch auch Cash konnte anders. Obwohl der so charakteristische boom-chicka-boom-Beat der Tennessee Three, seiner Begleitband früherer Aufnahmen, fehlte, zeigte kein Album den „Man in Black“ deutlicher, dunkler und mehr auf der Höhe seiner Kunst als die „American Recordings“. Dazu berichtete Tyson: „1994 löste Johnny Cash damit in den USA einen Hype aus. Er wurde zum Superstar auch für eine jüngere Generation“. Im Scheinwerferlicht intonierte Tyson solo mit der akustischen Gitarre die abgründig tiefe Mörder-Ballade „Delia’s gone“. Selbst die Songs, die nicht aus Cashs Feder stammen, waren unglaublich nah dran am Original. Tyson verbreitete Gänsehaut-Momente bei der Interpretation des Nine-Inch-Nail-Covers „Hurt“. Es war das letzte Lied, das Cash kurz vor seinem Tod neu interpretierte. „Heute habe ich mich selbst verletzt, um zu sehen, ob ich noch fühlen kann“, lautet darin eine Textzeile. Im Anschluss an die Darbietung des emotionalen Werkes ging es in die Pause. Zeit zum Durchatmen.

 Johnny Cashs Begleit-Band „The Tennessee Three“ hatte sichtlich viel Spaß.

Johnny Cashs Begleit-Band „The Tennessee Three“ hatte sichtlich viel Spaß.

Foto: Frank Faber

Mit dem Gefängnis-Song „San Quentin, I hate every inch of you“ stiegen Tyson und die Cashbags in den zweiten Teil ein, den von Bob Dylan geschriebenen Titel „Wanted Man“ schoben sie nach. Etwas schade, dass Tyson für den Vortrag der düsteren Ballade „Man in Black“ nicht die Garderobe wechselte. Es wäre authentischer gewesen. Die Zeile „Ich trage das Schwarz für die Armen und Niedergeschlagenen, die Gefangenen“ in dem 1971er-Protestlied erklärt, warum Cash, der den Spitznamen „Man in Black“ genoss, schwarze Kleidung trug. Klar gab es an dem Abend auch den Millionenseller „A Boy named Sue“ zu hören. „Ring of fire“, Cashs größter Erfolg in den Country-Charts, löste im Saalbau eine riesige Begeisterung aus. Mit starken Stimmen und zeitgenössischen Instrumenten zogen die Cashbags durch die Biografie einer wahren Legende. Die Band präsentierte an dem Abend im Saalbau eindrucksvoll Cashs Schaffen, ausgehend von den 1950er-Jahren mit Country, Gospel, Rockabilly, Blues, Folk und Pop bis hin zum Alternative Country des 21. Jahrhunderts. Das Konzert gipfelte in einem furiosen Medley, in dem noch einmal die bekanntesten Cash-Songs durch den Saalbau schallten.

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