Telefonanbieter lassen Kunden Wochen schmoren

Oberlinxweiler · Eigentlich hätte alles reibungslos ablaufen müssen: fristgerecht den alten Vertrag gekündigt, zugleich neuen Auftrag erteilt. Doch der Übergang von einem Telekommunikationsunternehmen zum nächsten ging mächtig daneben.

 Abgehängt: Ein ehemaliger Telekom-Kunde flog beim Wechsel zum regionalen Anbieter Schlaucom auf. Seit Wochen ist sein Festnetzanschluss passee. ArchivFoto: Rolf Vennenbernd/dpa

Abgehängt: Ein ehemaliger Telekom-Kunde flog beim Wechsel zum regionalen Anbieter Schlaucom auf. Seit Wochen ist sein Festnetzanschluss passee. ArchivFoto: Rolf Vennenbernd/dpa

Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Er ist aufs Internet angewiesen, muss von zu Hause aus E-Mails versenden und eingehende beantworten. Doch seit 7. November ist die Festnetzleitung tot. Dabei war Heinrich Leidel der festen Überzeugung, alles richtig gemacht zu haben. Der Oberlinxweiler war Kunde bei der Deutschen Telekom. Ein mit dem Service des Unternehmens unzufriedener Kunde, wie der 68-Jährige seinen angestrebten Wechsel zu einem regionalen Anbieter begründet. Doch aus dem nahtlosen Wechsel ist nichts geworden.

"Ich habe am 9. März den Vertrag mit der Telekom gekündigt", versichert er. Noch am selben Tag habe er Schlaucom ebenfalls schriftlich beauftragt, Festnetz-Telefon und -Internetzugang bereitzustellen. Außerdem wolle der Rentner seine alte Rufnummer behalten. Wenige Tage später erhielt Leidel Post von Schlaucom, einem Tochterunternehmen der Vereinigten Saarländischen Elektrizitätswerke (VSE), aus Saarbrücken. Darin bestätigte ein Mitarbeiter den Auftrag. Auch die Telekom ließ den Mann per Brief wissen, dass die Kündigung angekommen sei. Allerdings lief der Vertrag noch bis 6. November. Zum Stichtag werde dann die Leitung zum regionalen Versorger umgeschaltet.

Dann kam die böse Überraschung. Denn das Einzige, was hinhaute: Ab dem Stichtag war Leidel in der Tat kein Telekomkunde mehr. Und vom Festnetz abgeschnitten. "Ich meldete mich bei Schlaucom. Mir wurde zugesagt, dass die Leitung jetzt umgestellt werde." Michael L'huillier, ein VSE-Sprecher, bestätigt auf SZ-Nachfrage: "Der Anruf ging bei uns am 9. November ein." Das Resultat: Bis zum vergangenen Mittwoch hatte sich rein gar nichts getan. Leidel war wenigstens seit geraumer Zeit über seine alte Festnetznummer auf seinem Mobiltelefon zu erreichen. Dafür hatten Schlaucom-Techniker vorab gesorgt.

Aber weitere Tage verstrichen. Nichts geschah. Leidel wurde es zu bunt, wollte sogar einen Anwalt einschalten. Als ehrenamtlicher Vizechef des Bahn-Sozialwerks in St. Wendel müsse er nun mal auch per Mail zu erreichen sein. Leidel schickte nach eigenen Angaben am 23. November ein Einschreiben an Schlaucom, um auf die andauernde Misere mit Nachdruck aufmerksam zu machen. Der Pressesprecher ging auf die Suche, konnte den Brief aber nirgends auftreiben.

Unterdessen meldete sich ein Vertreter der Telekom bei der Saarbrücker Zeitung. Demnach sei zumindest die bisherige Telefonnummer an die VSE-Tochter übergeben. Und zwar pünktlich zum 7. November. Der Sprecher macht folglich kein Problem bei seinem Arbeitgeber aus, das zu der gekappten Leitung führte. Wörtlich: "Fehler bei der Leitungsübernahme sind nach heutigem Stand nicht ersichtlich." Eine Meldung dazu habe es aus Saarbrücken auch nicht gegeben. Der Schlaucom-Sprecher seinerseits reklamiert, dass bereits im März die Leitung bei der Telekom bestellt, die Übergabe wohl versäumt worden sei. Hintergrund: Der Telekom gehört das Netz, andere Betreiber mieten Leitungen an.

Vergangenen Donnerstag sollte es nun nach knapp sieben Wochen endlich was werden - versicherte L'huillier am Tage zuvor. Ein Telekom-Mitarbeiter sollte zwischen 8 und 12 Uhr bei Leidel zu Hause auftauchen, um umzustellen.

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 Umstöpseln mit Hindernissen: Technisch kein großer Akt, aber beim Anbieterwechsel offensichtlich eine Herausforderung – eine Anschlussleitung umlegen. Archivfoto: Matthias Balk/dpa

Umstöpseln mit Hindernissen: Technisch kein großer Akt, aber beim Anbieterwechsel offensichtlich eine Herausforderung – eine Anschlussleitung umlegen. Archivfoto: Matthias Balk/dpa

Stichwort Die Deutsche Telekom ist Betreiberin ihres Telefonfestnetzes in Deutschland. Will ein Kunde von der Telekom zu einem anderen Anbieter wechseln, mietet das neue Unternehmen in der Regel die Telekom-Leitung an, um ihren Kunden zu versorgen. Diese Übergabe benötigt nach Telekom-Angaben bis zu 20 Arbeitstage - trotz zahlreicher automatisierter und computergesteuerter Schritte. hgn

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