Team aus dem Saarland startet in Italien „Freispruch“ beim Bootsrennen in Venedig

St. Wendel/Venedig · Viel Logistik war für die Teilnahme an der Regatta nötig. Dann wurde sie zu einem besonderen Erlebnis.

 Für das Team Freispruch gleicht das Vogalonga-Drachenbootrennen in Venedig eher einer Sightseeing-Tour als einem Rennen auf Zeit.

Für das Team Freispruch gleicht das Vogalonga-Drachenbootrennen in Venedig eher einer Sightseeing-Tour als einem Rennen auf Zeit.

Foto: Michael Dorscheid

Einmal an einer der berühmtesten Regatten der Welt in Venedig teilnehmen. Diese Idee diskutierten 18 Drachenbootfahrer aus dem Saarland im vergangenen Jahr. „Ich weiß gar nicht mehr so genau, wie der Gedanke überhaupt aufkam“, erzählt Ralf Thilmany aus St. Wendel. Er ist Mitglied des Drachenboot-Teams „Freispruch“, das sich der Regatta mit Namen Vogalonga in Venedig stellen wollte. „Irgendwann kam jemand und fragte uns, was wir davon halten.“ Und zu Anfang war die Skepsis groß. Doch recht schnell begeisterten sich die Teammitglieder dann doch für das, was sie zu Anfang noch für eine „verrückte Idee“ gehalten hatten. „Zunächst glaubte noch kaum jemand daran, diesen Traum verwirklichen zu können, musste dafür doch ein großer logistischer Aufwand betrieben werden“, so Thilmany. Fragen wie „Wo kann man sich anmelden?“, „Welche Übernachtungsmöglichkeiten gibt es für die Paddler?“ und „Wie kommt unser Drachenboot nach Venedig?“ stellten sich dem Team „Freispruch“ in den Weg. Doch die Begeisterung für die Vogalonga, die in Venedig jährlich als Protestveranstaltung gegen Motorschiffe veranstaltet wird, überwog die Zweifel. Und so reiste das Team  im Juni in die Stadt der Kanäle.

Doch selbst als alle 18 Mitglieder gut untergebracht waren und auch das Boot sich nach 16 Stunden Fahrt endlich in Venedig einfand, gab es noch einige Hürden zu überwinden. „Wir haben lange überlegt, wie wir überhaupt zum Startpunkt kommen“, erinnert sich Thilmany. Selbst paddeln oder doch mittels Motors über die Kanäle schippern? Letztendlich entschied man sich dazu, die sieben Kilometer bis zum Startpunkt ohne Motor zurückzulegen, um sich dann der 30 Kilometer langen Rennstrecke zu stellen.

„Das Gefühl, wenn der Startschuss fällt, kann man gar nicht beschreiben“, schwärmt Ralf Thilmany. 2000 Boote aus aller Welt hatten sich eingefunden, um sich der Herausforderung zu stellen und begannen nun gemeinsam ihre Fahrt durch die Kanäle Venedigs. Kilometer lange Geraden durch die Lagune, vorbei am Campanile und durch die Insel Murano. Auf dem Canale Grande unter der Rialtobrücke hindurch und schließlich wieder zum Markusplatz, wo alles begonnen hatte. „Das Ganze ist eigentlich mehr eine große Sightseeingtour und weniger ein Rennen“, so Thilmany. „Es geht nicht darum, zu siegen oder besonders schnell zu sein.“ Für viele sei es auch wichtig, ein Zeichen gegen die Motorschiffe zu setzen, die die schwimmende Stadt „immer mehr vernichten“, so der Drachenbootpaddler. „Das erlebten wir eindrucksvoll, als kurz vor dem Rennen noch ein riesiges Kreuzfahrtschiff anlegte und von Teilnehmern und Zuschauern ausgebuht wurde.“

 Stolz ist das Team Freispruch auf die  Teilnahme beim Drachenboot-Rennen in Venedig.

Stolz ist das Team Freispruch auf die Teilnahme beim Drachenboot-Rennen in Venedig.

Foto: Michael Dorscheid

Letztlich freute sich das Team  über eine gute Zeit freuen. vier Stunden, inklusive halbstündiger Pause, brauchten die Drachenbootfahrer für die 30 Kilometer  lange Strecke. Und so erreichte das Team das Ziel mit Tränen in den Augen „vor Erschöpfung und Stolz auf eine Leistung, die man eigentlich nicht für möglich gehalten hatte.“ Und auch wieder zurück im Saarland sind die Drachenbootfahrer noch stolz auf ihre Leistung und auf das, was sie erlebt haben. „Es war ein tolles Abenteuer“, schwärmt Thilmany stellvertretend für seine Teamkameraden. Wegen des enormen logistischen Aufwandes werde man im nächsten Jahr allerdings nicht noch einmal teilnehmen. „Zum 50. Bestehen der Vogalonga in fünf Jahren wollen wir aber auf jeden Fall wieder mit dabei sein.“ Darüber ist sich das Team Freispruch schon jetzt einig.

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