Stubentiger sucht lieben Dosenöffner

St. Wendel. In drei Zimmern, die mit Klettermöglichkeiten und Körbchen ausgestattet sind, wohnen zurzeit 14 Kätzchen im Alter von fünf bis zwölf Wochen. Die kleinen Racker halten Pflegemama Ernesta Threm ganz schön auf Trab. "Der erste Gang nach dem Aufstehen führt mich zu den Katzen", sagt Threm. Die Vorsitzende des Tierschutzvereins Kreis St

St. Wendel. In drei Zimmern, die mit Klettermöglichkeiten und Körbchen ausgestattet sind, wohnen zurzeit 14 Kätzchen im Alter von fünf bis zwölf Wochen. Die kleinen Racker halten Pflegemama Ernesta Threm ganz schön auf Trab. "Der erste Gang nach dem Aufstehen führt mich zu den Katzen", sagt Threm. Die Vorsitzende des Tierschutzvereins Kreis St. Wendel ist Profi in der Pflege und Aufzucht von Findeltieren. Mitte April ging es in diesem Jahr los mit der Aufnahme von kleinen Kätzchen. "Zeitweise waren es 50 Tiere", berichtet Threm. Eine Zahl, welche die ehrenamtlichen Tierschützer kaum bewältigen konnten. Eine Handvoll Leute schmeißt den Verein. Jeder hat seine Aufgabe. Ernesta Threm hat vor eineinhalb Jahren den Vorsitz übernommen. "Wenn ich es nicht gemacht hätte, hätte sich der Verein wohl aufgelöst."Tierschutz liegt Ernesta Threm am Herzen, auch wenn es für sie ein zusätzlicher Vollzeitjob ist. Den heutigen Welttierschutztag möchte sie nutzen, um auf die Belange der Tiere aufmerksam zu machen - im Besonderen auf die der Stubentiger. "Wilde Katzen sind ein großes Problem in der Region", sagt Threm ernst. Sie streunen umher und vermehren sich unkontrolliert. Deshalb fangen die Tierschützer verwilderte Katzen ein, lassen sie kastrieren und schließlich wieder zurück in ihr Revier. Über 80 Katzen waren es allein in diesem Jahr. "Für eine ausgewachsene Wildkatze ist es unmöglich, vermittelt zu werden. Aber für die Welpen suchen wir ein neues Zuhause." Die vier jüngsten tierischen Gäste, die momentan bei Ernesta Threm Unterschlupf gefunden haben, sind fünf Wochen alt. Alle vier Stunden müssen die Samtpfoten mit der Flasche gefüttert werden. Mit ungefähr neun Wochen dürften sie dann in ein neues Zuhause. Aber das muss erst noch gefunden werden.

Für Ernesta Threm ist es immer wieder interessant zu beobachten, wie lange eine Katze braucht, um Vertrauen zu fassen. Manchmal falle es ihr schwer, die kleinen Racker abzugeben, wenn sie gerade angefangen haben, ihr zu vertrauen. "Aber ich habe selbst vier Katzen. Das ist meine Grenze", sagt die Tierschützerin. Bei der Vermittlung der Tiere wägt sie ab, ob Mensch und Katze zusammenpassen. Nach all den Jahren hat sie dafür ein ganz gutes Gespür entwickelt. Bei reiner Wohnungshaltung empfiehlt es sich, gleich zwei Katzen aufzunehmen. Ansonsten sei es immer gut, dem Stubentiger auch Freigang zu ermöglichen.

Ist die Katze in der Natur unterwegs, lauern auch Gefahren und es kann zu Missverständnissen kommen. Immer wieder nimmt Ernesta Threm auch Fundtiere auf. Viele davon haben glücklicherweise aber in Wahrheit ein Zuhause. "Nicht jede Katze, die frei rumläuft und sich anfüttern lässt, ist ausgesetzt worden oder weggelaufen", erklärt die Tierschützerin. Gerade junge Tiere seien einfach neugierig und auch mal weiter entfernt vom eigenen Zuhause unterwegs. "Eigentlich gilt: Hände weg von Nachbars Katze." Auch deshalb, weil man über mögliche Allergien und Krankheiten des Tieres nicht informiert sei. Tierfreunde, die wilde Katzen füttern möchten, rät Threm: "Bitte nur füttern, wenn die Tiere kastriert sind und nur zu festen Zeiten."

Ernesta Threm hofft, für alle ihre Schützlinge ein neues Zuhause zu finden. Denn nur wenn sie Stubentiger vermitteln kann, gibt es Platz in ihrem Haus für neue Notfälle. Ein eigenes Tierheim hat der St. Wendeler Verein nicht. Man habe darüber nachgedacht, aber die Unterhaltungs- und Personalkosten für ein solches Heim würden die finanziellen Möglichkeiten des Vereins überschreiten. Es gibt finanzielle Unterstützung vonseiten der Stadt St. Wendel. Aber damit können nicht alle Kosten gedeckt werden. "Mich faszinieren Katzen, weil sie so natürlich sind und sich vom Menschen nicht beherrschen lassen."

Ernesta Threm

AUF EINEN BLICK

In seiner jetzigen Form besteht der Tierschutzverein Kreis St. Wendel seit 1999. Es gibt zirka 70 Mitglieder, Vorsitzende ist Ernesta Threm. Wer gerne eine Katze adoptieren möchte, kann sich beim Tierschutzverein melden. Kontakt: Christel Schmitt, Telefon (0 68 51) 66 93, oder per Mail an Joachim.Threm@googlemail.com. Neue Mitglieder sind jederzeit willkommen. Auch sind die Tierschützer auf finanzielle Unterstützung durch Spenden angewiesen. Bankverbindung: Kreissparkasse St. Wendel, BLZ 592 510 20, Kontonummer: 86611. evy

HINTERGRUND

Am heutigen 4. Oktober ist Welttierschutztag. Erstmals fand dieser im Jahr 1931 statt. Das Datum, das für diesen Aktionstag ausgewählt wurde, kommt nicht von ungefähr. Denn der 4. Oktober ist auch der Namenstag von Franz von Assisi. Er ist der Gründer des Franziskanerordens und wurde unter anderem wegen seiner Tierpredigten berühmt. Er ist auch der Schutzpatron der Tiere. evy

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Merzig. Im vergangenen Jahr konnten wieder viele Tiere aus der Auffangstation des Merziger Tierschutzvereins in ein neues Zuhause vermittelt werden. Trotzdem leben auf den Pflegestellen immer noch Katzen, die auf ein neues Herrchen oder Frauchen warten.
Merzig. Im vergangenen Jahr konnten wieder viele Tiere aus der Auffangstation des Merziger Tierschutzvereins in ein neues Zuhause vermittelt werden. Trotzdem leben auf den Pflegestellen immer noch Katzen, die auf ein neues Herrchen oder Frauchen warten.
Aus dem Ressort