Streik: Gähnende Leere am Bahnsteig

St. Wendel · Viele Menschen im St. Wendeler Land scheinen sich mit dem mehrtägigen Ausstand der Lokführer arrangiert zu haben. Denn umsonst wartende Passagiere sind zumindest am Bahnhof der Kreisstadt rar gesät.

 Ruhe mitten am Tag auf dem Bahnsteig des St. Wendeler Bahnhofs. Grund: steht in der Kundeninformation oben. Foto: B&K

Ruhe mitten am Tag auf dem Bahnsteig des St. Wendeler Bahnhofs. Grund: steht in der Kundeninformation oben. Foto: B&K

Foto: B&K

Unterrichtsbeginn am frühen Morgen in der Türkismühler Gemeinschaftsschule. Die Schüler sitzen in ihren Sälen. Klassenarbeiten stehen an, Vokabeltests, Matheaufgaben. Ein ganz gewöhnlicher Unterrichtstag.

Doch in dieser Zeit einen pünktlichen Alltagsbeginn zu organisieren, birgt so seine Tücken. Zumindest für jene, die auf den Zug angewiesen sind. Der mehrtägige Streik der Lokomotivführer trifft auch das St. Wendeler Land, wo nur ein Bruchteil der ansonst geplanten Bahnen verkehrt. Viele Verbindungen sind ersatzlos gestrichen. Bis diesen Samstag, 18 Uhr. Wirkte sich das bislang auf die Schüler aus, die üblicherweise mit der Deutschen Bahn (DB) zur Schule fahren? "Also uns sind keine Probleme bekannt", berichtet eine Sekretärin in Türkismühle. Einzelne telefonische Anfragen habe es in den zurückliegenden Tagen seitens besorgter Eltern gegeben. Ob ihr Kind wegen der ungewissen Heimkehr früher den Unterricht verlassen dürfe. "Aber dass jemand wegen des Streiks gar nicht kommen konnte, ist uns nicht bekannt." Da hätten sich wohl die Eltern abgesprochen und - wo nötig - Fahrgemeinschaften gebildet, schätzte die Frau in dem Schulbüro die Lage ein. Gleiches gelte für die Lehrer.

So weit irgend möglich, habe die DB versucht, mit einem Notfahrplan zumindest am Morgen sowie am Spätnachmittag den Schienenverkehr aufrecht zu halten, berichtet Thomas Bischoff. Der DB-Sprecher in Frankfurt/Main, zuständig für den Regionalbereich Saarland/Rheinland-Pfalz/Hessen, schränkt indes ein: "Das ist uns nur da möglich, wo uns Kapazitäten zur Verfügung stehen." Sprich: wo Lokführer nicht streiken. Und das sind angesichts der Ausfälle recht wenige. "Unsere Aufgabe ist es, Verkehr auf der Schiene zu bieten", ergänzt Bischoff. Zwar gebe es Alternativen, Busse einzusetzen. "Aber das tun auch andere, da stoßen wir an unsere Grenzen." In Absprache mit regionalen Vertretern würden Lösungen gesucht. Ansprechpartner seien unter anderem Kreisverwaltungen als Verantwortliche für weiterführende Schulen.

Lukas Kowol von der Pressestelle im St. Wendeler Landratsamt dazu: Seitens der Bahn habe es keine Anfragen gegeben, um Schüler anderweitig zum Unterricht zu kutschieren.

Hart getroffen hat es indes das St. Wendeler Ausflugslokal Felsenmühle. "Bei uns hat eine Gruppe mit 35 Leuten abgesagt", informiert dort eine spürbar erzürnte Christina Knockler. Dabei handle es sich um Gäste, die mehrere Tage Programm in der Region geplant hätten. Doch durch den Bahnstreik und dadurch ungewisser An- und Abreise platze nun die ganze Chose. Neben der herben Enttäuschung bei den erwarteten Kunden auch erhebliche finanzielle Einbußen. Klockner klagt: "Die Plätze hätten wir 20 Mal vergeben können." Damit schwindet ihr Verständnis für den Streik: "Es geht nicht mehr um die Lokführer , sondern um Machtkampf der Gewerkschaft." > Seiten A 1, A 6: Berichte

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