Deutschland-Rallye Start frei für den Ritt auf der Rasierklinge

St. Wendel/Weiskirchen · Es wird schnell, es wird spektakulär und es wird einzigartig: Die Rallye-Elite gibt ab Donnerstag in der Region Vollgas.

 Hyundai i20 WRC

Hyundai i20 WRC

Foto: AP/Markku Ulander

Am Bostalsee werden noch die letzten Vorbereitungen im Servicepark getroffen, in St. Wendel das letzte Flatterband für die erste Wertungsprüfung gespannt. Ansonsten ist alles bereit: Bereit für das größte Sportereignis des Jahres im Saarland. Mehr als 220 000 Zuschauer werden erwartet, wenn die besten Rallye-Piloten der Welt ab Donnerstag rund um St. Wendel und den Bostalsee auf Bestzeitenjagd gehen. Und eines ist klar: Es wird schnell, es wird spektakulär und es wird einzigartig. Für ein Wochenende wird bei der Deutschland-Rallye aus dem Land der Dichter und Denker das Land der Drifter und Lenker.

Mehr als 380 PS haben die stärksten WM-Boliden unter der Haube. Deren Urgewalt katapultiert die Piloten in unter vier Sekunden von 0 auf 100 – und auf die nächste Kurve zu. Gegenüber dem vergangenen Jahr hat sich dabei streckenmäßig einiges verändert. Der ADAC als Veranstalter hat auf die Kritik der Fahrer reagiert und die Wertungsprüfungen leicht verändert. Wichtigste Neuerung: Am Schlusstag, dem Sonntag, geht es nochmal raus in die Weinberge. „Auf der Wertungsprüfung Grafschaft geht es lange 30 Kilometer durch enge Weinberge mit kniffligen Haarnadelkurven – und das zwei Mal direkt hintereinander. Da sind die Fahrer nochmal voll gefordert“, sagt Rallyeleiter Friedhelm Kissel. Im vergangenen Jahr hatten die Piloten moniert, dass die Schlussprüfungen ein wenig „langweilig“ waren, man kaum noch Zeit gutmachen konnte – und die Rallye daher bereits vor dem Schlusstag entschieden gewesen sei. „Das wird nun sicherlich anders“, verspricht Kissel Nervenkitzel bis zum Schluss. Denn im Weinberg ist der Grat zwischen Bestzeit und Abflug ein ganz besonders schmaler. Top-Zeit oder Totalschaden, dazwischen liegen nur Zentimeter – es ist ein Ritt auf der Rasierklinge. Zum Abschluss gibt es dann noch einen knackigen Schluss-Sprint am Bosenberg.

Ohnehin ist St. Wendel der neue Mittelpunkt der Rallye. Auf dem Schlossplatz findet am Donnerstag um 17 Uhr der offizielle Show-Start statt. Alle 88 Teams präsentieren sich mit ihren Hightech-Boliden dem Publikum. Dabei haben Interessierte die Gelegenheit, Interviews mit den Stars zu verfolgen, Autogramme zu ergattern und sich Selfies mit ihren Idolen zu sichern. Ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm rundet die Eröffnungsfeier ab. Der Eintritt ist für alle Besucher kostenfrei. 

Nach der Eröffnungsfeier mit der Team-Präsentation dürfen sich die Fans auf spektakuläre Drifts freuen. Auf dem ehemaligen Kasernen-Gelände geben die Top-Stars auf einer 2,04 Kilometer langen Strecke erstmals richtig Vollgas. „Das wird ein Highlight“, ist sich Kissel sicher. „Vergangenes Jahr in Saarbrücken war die erste Wertungsprüfung auf der Wilhelm-Heinrich-Brücke sehr eng und filigran. In St. Wendel haben wir nun mehr Platz. Da bekommen wir richtig was fürs Auge geboten.“ Besucher der Eröffnungsfeier können einen kostenlosen Shuttle-Service nutzen, um zur sogenannten „Super Special Stage“ zu gelangen. Der Eintritt zu dieser Wertungsprüfung kostet 20 Euro – alternativ können die Fans die WP auch auf dem Schlossplatz verfolgen. Dort ist eine große Leinwand aufgebaut, auf der das Geschehen live übertragen wird.

Frühaufsteher bekommen sogar noch früher einen ersten Vorgeschmack auf die Fahrkünste der „Quertreiber“ – am Donnerstagmorgen beim sogenannten Shakedown. Dieser letzte Härtetest vor dem Rallye-Start wird am Donnerstag ab 8 Uhr auf einer 5,6 Kilometer-Strecke in Mosberg-Richweiler ausgefahren. Bis 12 Uhr absolvieren alle Rallye-Autos drei bis vier Mal im Renntempo die Strecke, um ihre letzte Einstellungen an den Autos vorzunehmen. Bevor es am Abend richtig ernst wird.

 Ford Fiesta WRC

Ford Fiesta WRC

Foto: obs/M-Sport Ford

Am Freitag macht die Rallye mit der Wertungsprüfung Wadern-Weiskirchen auch Station im Kreis Merzig-Wadern (12,53 und 18.21 Uhr). Kurios: Dort haben sich 18 örtliche Vereine zu einer Firma zusammengeschlossen, um die Gäste zu bewirten. Mehr dazu in unserer Freitagausgabe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort