Starke-Kinder-Kiste Was ist überhaupt normal? Und was nicht?

St. Wendel · „Starke-Kinder-Kiste“ nähert sich altersgerecht dem Thema sexueller Missbrauch. Sie wurde an die Kita der Lebenshilfe überreicht.

 Was geht, was nicht? Lisa Grimm (von links), Kirsten Riede, Simone Jungmann, Eric Baumann, Peter Meier, Andrea Tesch und Janine Butz mit der „Starke-Kinder-Kiste“, die ist randvoll mit Materialien, die speziell auf Kinder im Vorschulalter abgestimmt sind.

Was geht, was nicht? Lisa Grimm (von links), Kirsten Riede, Simone Jungmann, Eric Baumann, Peter Meier, Andrea Tesch und Janine Butz mit der „Starke-Kinder-Kiste“, die ist randvoll mit Materialien, die speziell auf Kinder im Vorschulalter abgestimmt sind.

Foto: Jennifer Fell

Bei der Lebenshilfe St. Wendel begrüßte Peter Meier, Bereichsleiter für Kinder, Jugend und Familie, am Dienstag Besuch aus Saarbrücken. Lisa Grimm von der Beratungsstelle Nele war zu Gast und hatte Spannendes im Gepäck: die Starke-Kinder-Kiste“. Das Präventionsprogramm ist ein Projekt der Stiftung Hänsel und Gretel in Kooperation mit dem Petze-Institut für den Schutz vor sexuellem Missbrauch für Kita-Kinder in Deutschland. Wie die Psychologin berichtete, setze sich ihr Verein prinzipiell gegen sexuelle Ausbeutung von Mädchen ein, man leiste aber auch geschlechterübergreifende Präventionsarbeit im Hinblick auf sexuellen Missbrauch: „Die Kiste haben wir 2016 bekommen und seither 30 bis 40 Kitas erreicht. Das bunte und kindgerechte Material hilft, Fachkräften, Eltern und Kindern in Bezug auf das heikle Thema die Verunsicherung zu nehmen. Kinder werden gestärkt und lernen zu unterscheiden: Was ist noch normal? Was geht darüber hinaus?“

Sie zeigte vor Ort einige Materialien: Beispielsweise ist eine Tafel enthalten, auf der ein Kind abgebildet ist. Mithilfe dieser Tafel könnten die Kinder zeigen, welche Berührungen sie angenehm und welche blöd fänden, so Grimm. Herzen in verschiedenen Farben stehen für für positive oder negative Gefühle, und auch Geheimnisse könnten anhand zweier verschiedenfarbiger Säckchen als gut oder schlecht eingeordnet werden. Zudem enthält die Schatzkiste auf das Thema abgestimmte Literatur, die sich ebenfalls speziell an Kinder im Vorschulalter richtet. Die Psychologin wies allerdings darauf hin, dass für die Arbeit mit diesem besonderen Werkzeug die Bedingungen stimmen müssten: „Für unterbesetzte Kitas ist es schwierig, denn man muss sich erst ausführlich mit der Materie beschäftigen. Allerdings bieten wir auch Fortbildungen zu der Kiste an. Je nach Bedarf werden einige Vertreter oder aber das gesamte Team geschult.“ Wie Kirsten Riede von der Kita-Leitung der Lebenshilfe erklärte, sei besagte Fortbildung bereits für Februar terminiert. Sie zeigte sich sehr glücklich über die „Starke-Kinder-Kiste“, die im Saarland von der „Stiftung Zukunft – Familie Simon“ gesponsert wird, Schirmherrin der deutschlandweiten Kampagne ist Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD).

„Wir konnten schon vorher Erfahrungen mit der Kiste machen, denn wir hatten bereits ein Exemplar bei Nele ausgeliehen und waren ganz begeistert.“ Laut Riede profitierten vier Abteilungen der Kindertagesstätte, 80 Kinder im Kindergarten und 40 in der Krippe, von dem besonderen Instrument. Daneben könnten die Familienhilfestellen in St. Wendel und Freisen vom Inhalt Gebrauch machen. Überhaupt, so Bereichsleiter Meier, sei man bei der Lebenshilfe St. Wendel gut gerüstet, was sexuelle Prävention betrifft: „Wir haben ein Schutzkonzept erstellt, das seit Mitte des Jahres in den einzelnen Teams implementiert wird, von der Frühförderung bis zu Erwachsenen mit Behinderung. Diese Präventionsmöglichkeit im Vorschulbereich begrüßen wir daher sehr.“

 Joachim Krass und Peter Meier von der Lebenshilfe zeigen die Säckchen für gute und schlechte Geheimnisse.

Joachim Krass und Peter Meier von der Lebenshilfe zeigen die Säckchen für gute und schlechte Geheimnisse.

Foto: Jennifer Fell

Meier verwies auf die sexualpädagogische Beratungsstelle in Niederlinxweiler, die ebenfalls der Lebenshilfe angehört. Dort steht Janine Butz Hilfesuchenden mit Rat und Tat zur Seite. Die ebenfalls anwesende Butz ergänzte, dass ihre Beratungsstelle, die drei Jahre lang von der Aktion Mensch gefördert werde, allen offen stehe: „Wir sind saarlandweit Ansprechpartner, sind trägerunabhängig und kostenlos für alle Betroffenen da. Kinder, Jugendliche, Erwachsene,  auch mit Behinderung, können sich jederzeit an uns wenden.“

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