St. Wendel stockduster

St. Wendel · Das Technische Hilfswerk (THW) steht vor verschlossenen Toren. Dabei müssten die Helfer dringend an wichtige Geräte im Gebäude. Doch ohne Elektrizität bleiben die Pforten zu. Ein großflächiger Blackout – wie kommen die Retter damit zurecht? Eine Übung.

 Am Einsatzwagen des THW mit Zugführer Thomas Haßdenteufel: Teilnehmer der Großübung besprechen sich auf dem Schlossplatz. Hier ist auch Anlaufstelle für Bürger.Fotos: Alessandro Geßner/THW

Am Einsatzwagen des THW mit Zugführer Thomas Haßdenteufel: Teilnehmer der Großübung besprechen sich auf dem Schlossplatz. Hier ist auch Anlaufstelle für Bürger.Fotos: Alessandro Geßner/THW

18 Uhr: Draußen ist's schon lange dunkel. Da geht urplötzlich im gesamten Haus das Licht aus. Nach der Kontrolle der Sicherungen wird rasch klar: Daran hängt's nicht. Ein Blick nach draußen - auch bei den Nachbarn ist's stockduster. Sogar die Straßenlaternen sind aus. Alles deutet auf einen flächendeckenden Stromausfall hin.

Wie lange sich dieser Blackout hinzieht, ist noch nicht abzusehen. Ehrenamtliche des Technischen Hilfswerks (THW) und Polizei sind mittlerweile alarmiert, bereiten sich auf ihren Einsatz vor. Auch die Feuerwehr Mittleres Ostertal muss ran. Doch auch die Helfer stoßen blitzschnell an ihre Grenzen: Sie wollen an die wichtigen Geräte im St. Wendeler THW-Gebäude. Doch Tore versperren ihnen den Zugang. Sie werden elektrisch betrieben - doch auch die Einsatzkräfte sind vom Stromausfall betroffen. Wie also rankommen an Stromgeneratoren und sonstigem wichtigen Rüstzeug?

Mit solch einem Szenario hatten sich am Dienstagabend THWler aus St. Wendel und Theley herumzuschlagen. Aber: Es war ein geplanten Zwischenfall, wie Markus Tröster meldet. Eine Großübung, die nicht angekündigt war, sagt der THW-Ortsbeauftragte in der Kreisstadt. Nur einige wenige in der Führungsriege waren darüber informiert, damit der Einsatz so nah wie möglich an einem Ernstfall heranreichte.

Dafür war der Strom im St. Wenderler THW-Bau im Gewerbegebiet tatsächlich abgeschaltet, Leitungen lahmgelegt. Einfach mal den Sicherungsschalter umlegen war nicht. Das hatte weitreichende Folgen, schildert Tröster: Es blieb in den Hallen nicht nur dunkel, auch die Computer mit wichtigen Datensätzen, die in einem Notfall so dringend benötigt werden, waren tot. Ebenso die Telefone. Eine halbe Stunde seien die Helfer in blauer Robe damit beschäftigt gewesen, die elektrisch betriebenen Tore mit Aggregaten in Gang zu bringen. Erst dann gelang es ihnen, die Einsatzwagen nach draußen zu fahren. Mit den Hilfsstromgeräten ließen sie denn auch wieder Rechner und Telefonapparate anspringen.

Unterdessen ging es andernorts ebenfalls betriebsam vorwärts. Auf dem Schlossplatz in der Innenstadt richtete das THW eine Anlaufstelle für Bewohner ein, die nach Rat suchten.

Einige hundert Meter weiter entstand im ebenfalls vom Stromausfall betroffenen Saalbau ein Notlager mit herbeigeschafften Strahlern, Feldbetten und Decken sowie mobilen Heizungen. Denn bei einem angenommenen Stromausfall funktionieren auch viele Anlagen in Wohnhäusern nicht mehr. Das trifft zudem auf die Wasserversorgung zu. Das bedeutete fürs THW an diesem eiskalten Winterabend: Ein Laster wurde mit Wasserbehältern beladen, der bei einem tatsächlichen Zwischenfall an verschiedenen Anlaufpunkten stoppt und die Menschen versorgt.

THW, Feuerwehrleute und Polizei waren an weiteren Orten gefragt. Eine zusätzliche Notlage: der Wendelinushof. Dort war eine Wandergruppe am Abend vom Stromausfall überrascht worden und irrte umher. Der Hof selbst musste mit Notstrom versorgt werden. Und die Wasserwerke brauchten technische Hilfe an einem Hochbehälter.

 THW-Gruppenführer Marius Müller (rechts) leuchtet auf dem Wendelinushof mit einer Taschenlampe aus. Hausmeister Mike Kleinbauer verschafft sich einen Überblick nach dem Blackout.

THW-Gruppenführer Marius Müller (rechts) leuchtet auf dem Wendelinushof mit einer Taschenlampe aus. Hausmeister Mike Kleinbauer verschafft sich einen Überblick nach dem Blackout.

An die 50 Einsatzkräfte waren mit all diesen geplanten Zwischenfällen befasst. Bis gegen 22 Uhr dauerte die Großübung. In den kommenden Tagen sollen die Resultate ausgewertet werden. Eines ist dem THW-Verantwortlichen Tröster schon jetzt bewusst: "Dieses Szenario hat gezeigt, wie abhängig wir von Strom und Lichtquellen sind."

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