„Die Menschen sind total verunsichert“ Unverpackt-Laden in St. Wendel schließt für immer seine Pforten – aus diesem Grund

St. Wendel · Damit endet das Herzensprojekt von Daniel Günder. Der Inhaber hat das Aus für sein Geschäft bekannt gegeben und bedankt sich bei seinen Kunden.

Daniel Günder in seinem Unverpackt-Laden in St. Wendel. Seit 10. September ist dieser für immer geschlossen.

Daniel Günder in seinem Unverpackt-Laden in St. Wendel. Seit 10. September ist dieser für immer geschlossen.

Foto: Frank Faber

Anfang Juli hat der Natürlich Unverpackt-Laden in der St. Wendeler Luisenstraße noch seinen einjährigen Geburtstag gefeiert. Nun musste Inhaber Daniel Günder dessen Aus verkünden. In einer Video-Botschaft auf Facebook wendet er sich an seine Kunden. Es ist ihm anzumerken: Das, was er zu sagen hat, fällt ihm schwer. Immer wieder dankt er den Kunden für die gemeinsame Zeit.

Schließung des Unverpackt-Ladens für Günder sehr emotional

Diese ist seit Samstag zu Ende. Seither ist das Geschäft geschlossen. „Es war keine leichte Entscheidung“, sagt Günder am Montag im SZ-Gespräch. Über Wochen habe er sich damit beschäftigt. Irgendwann sei aber der Punkt gekommen, an dem er wusste: „Jetzt muss ich die Reißleine ziehen.“ Die Enttäuschung sei groß. Immerhin war der Laden mehr als eine Geschäftsidee. „Es war ein Herzensprojekt, in das ich viel Kraft und Freude investiert habe“, sagt der in Ottweiler lebende Günder.

Und zunächst sah auch alles gut aus. Der Laden mit einer Verkaufsfläche von mehr als 120 Quadratmetern wurde nach dem Start im Juli 2021 gut angenommen. Dementsprechend positiv fiel noch Günders Ein-Jahres-Bilanz vor etwas mehr als zwei Monaten aus. Damals berichtete er, dass die Anfangszeit richtig gut gelaufen sei. Wie bereits der Name des Ladens erkennen lässt, gehörte es zu dessen Philosophie, auf Verpackungen und Artikel aus Plastik zu verzichten. Stattdessen wurden Schachteln, Tüten aus Papier und Einmachgläser für die Produkte benutzt. Außerdem konnten die Kunden auch eigene Behälter mitbringen, um sie mit Lebensmitteln wie Reis, Nudeln oder Müsli zu füllen.

Das Konzept sei angekommen. An Kunden habe es nicht gefehlt. Aber zuletzt an der Kaufkraft und damit an Umsatz. Daniel Günder macht die gesamtwirtschaftliche Situation in Deutschland dafür verantwortlich. „Die Menschen sind total verunsichert“, sagt er. Viele fragten sich, wie hoch die Gas-Preise noch steigen und was aufgrund des Ukraine-Krieges noch auf sie zukommen wird. Ihre Reaktion darauf sei gewesen: Sparen, wo es nur geht. Zumal auch im Supermarkt alles merklich teurer geworden sei. „Bei uns im Laden sind die Preise nur minimal gestiegen.“ Günder spricht von etwa zehn Cent Aufschlag bei den Produkten. Auch Lieferschwierigkeiten habe es bei ihm keine gegeben. Doch das konnte den Laden letztlich nicht mehr retten.

Daniel Günder versucht nach vorne zu schauen. „Mit der Selbstständigkeit ist es erst mal vorbei“, verrät er. Aber das Thema Nachhaltigkeit werde bei ihm weiterhin eine große Rolle spielen.

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