Sprach-Zeugnis eröffnet Chancen für Beruf

St Wendel · Sie sind aus ihrer Heimat geflohen, um nun in Deutschland Fuß zu fassen. Ein erster Schritt ins neue Leben ist das Erlernen der deutschen Sprache. 15 junge Erwachsene üben sich in einem Sprachkurs in Grammatik und Aussprache.

 Olga Schöneberger (Vierte von rechts) und Winfried Maurer (Zweiter von rechts) mit den Deutschschülern, die unter anderem aus Syrien und Eritrea geflüchtet sind. Foto: Ames

Olga Schöneberger (Vierte von rechts) und Winfried Maurer (Zweiter von rechts) mit den Deutschschülern, die unter anderem aus Syrien und Eritrea geflüchtet sind. Foto: Ames

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Junge Menschen im Alter von 19 bis 27 Jahren pauken im Alsfasser Pfarrheim die deutsche Sprache. Neben Flüchtlingen aus Syrien und Eritrea drücken auch EU-Bürger aus Ungarn wieder die Schulbank. "Die Gruppe hat sich gut zusammengelebt", berichtet Deutschlehrerin Olga Schöneberger. Insgesamt stehen 900 Unterrichtsstunden auf dem Lehrplan. Wer die abschließende Prüfung besteht, erhält das Zertifikat A 2 oder B 1 und hat damit Chancen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt zu bestehen und sich in der Gesellschaft zu integrieren.

Nessar aus Afghanistan lebte sechs Monate in Schwarzenbach, bevor er im Dezember nach Neunkirchen umzog. "Ich habe für die Bundeswehr gearbeitet und Arabisch auf Englisch übersetzt", berichtet der 27-Jährige. Da Mitarbeiter ausländischer Streitkräfte um ihre Sicherheit bangen müssen, wurde ihm und seiner Familie in einem Sonderprogramm für Dolmetscher Unterschlupf in Deutschland gewährt. Sein Deutsch ist schon sehr passabel. Nessar: "Ich suche immer Kontakt und spreche Deutsch mit den Leuten." Mit dem Zertifikat in der Tasche wolle er auf später auf Ausbildungssuche gehen; Lokführer wäre für ihn ein Wunschberuf.

Eine akademische Ausbildung hat Ungarin Adriena bereits vorzuweisen. Die Soziologin ist momentan an einer Grundschule angestellt und möchte auch in Zukunft mit Kindern arbeiten. "Ich spreche fünf Sprachen, aber bis vor einem Jahr konnte ich noch kein Deutsch," sagt sie. Noch spreche sie zuhause mit ihrem deutschen Partner vor allem Englisch, das solle sich aber ändern. Kursleiterin Schöneberger: "Die Leute sind alle sehr motiviert und wollen sich hier etwas aufbauen." Das sei nicht bei allen Einwanderungswellen in der Vergangenheit so gewesen.

Trotzdem steht für die Deutschschüler noch viel Arbeit an, bis Anfang August die Prüfung ansteht. "Eine Sprache lernt man nur mit dem Popo, wenn man darauf sitzt und lernt", sagt Schöneberger. Eine Tücke birgt allerdings der Dialekt. "Es ist manchmal schwer die Leute auf der Straße zu verstehen", sagt Hussein, der in Überroth lebt.

Exkursion führt an die Mosel

"Die Sprachkurse sind gerade für die Flüchtlinge eine wichtige Möglichkeit der Zusammenkunft", sagt Winfried Maurer vom Jugendmigrationsdienst der Caritas , der den Sprachkurs begleitet. "Das ist wie eine kleine Selbsthilfegruppe", so Maurer. Das Diakonische Werk an der Saar führt die Sprachkurse durch, die fünf Tage in der Woche stattfinden. Neben dem Unterricht stehen auch Exkursionen an, beispielsweise an die Mosel. Bei einem Besuch im Neunkircher Berufsbildungszentrum werden die jungen Menschen zudem in Sachen Berufs- und Ausbildungschancen beraten.

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