Aktionstag Spaziergang mit besonderem Ausblick

Tholey · Der 80-jährige Norbert Meisberger zählt zu den Ersten, die sich dem Nervenkitzel eines Tower-Runs am Schaumbergturm stellen.

 Spektakulär geht es senkrecht und immer mit dem Gesicht nach unten den immerhin 37,5 Meter hohen Schaumbergturm hinunter.

Spektakulär geht es senkrecht und immer mit dem Gesicht nach unten den immerhin 37,5 Meter hohen Schaumbergturm hinunter.

Foto: Marion Schmidt

Wer am Samstag einen Ausflug auf den Schaumberg gemacht hat, ist von einem außergewöhnlichen Spektakel überrascht worden. Läuft da doch tatsächlich jemand an der Außenwand des Schaumbergturms hinunter, im 90-Grad-Winkel wie in der Horizontalen schwebend. „Toll, das sieht ja aus wie Spiderman, der mühelos an den Wänden von Wolkenkratzern hoch- und runterklettert“, rufen zwei begeisterte Urlauberinnen aus Aachen aus, die zufällig auf den Tower-Run aufmerksam wurden. Nun erreicht der Schaumbergturm mit seiner Höhe von 37,5 Metern nicht gerade Wolkenkratzerniveau, steht man aber erst einmal oben auf der Brüstung und wagt einen Blick nach unten, dann ist auch diese Höhe schon beeindruckend und Respekt einflößend. „Dieser erste Moment ist für die meisten auch der kritischste“, so Kletterprofi Fabian Thömmes. Er bietet diesen Spaziergang am Turm herunter erstmals mit der Gemeinde Tholey an. Die Außenwand des Schaumbergturms wird sozusagen zum Laufsteg.

Bei den ersten Tower-Run-Terminen beobachtet der Klettertrainer, dass die Teilnehmer sehr unterschiedlich auf die Grenzerfahrung reagieren: „Für manche ist der Moment am kritischsten, sich auf die Brüstung zu stellen, für manche der Moment sich in das Gurtzeug und Sicherungsseil nach vorne zu lehnen, für wieder andere der Moment sich selbst am Seil abzulassen. Für jeden gab es dabei in jedem Fall einen Punkt, an dem sich die Teilnehmer motivieren mussten, um sich zu überwinden, den einen für sie kritischen Schritt zu wagen, was dann im Anschluss allen ein Erfolgserlebnis und Begeisterung beschert hat.“ Fabian Thömmes nimmt seine Kandidaten vor dem Run genau unter die Lupe und horcht in sie hinein. „Durch meine Erfahrung kann ich sehr gut abschätzen, wie weit ich bei den einzelnen Teilnehmern gehen kann, um sie zu motivieren, damit sie sich schließlich über ihre Grenzen hinaus bewegen um neue Erfahrungen über sich selbst zu gewinnen. In einigen Fällen war viel gutes Zureden und Beistand nötig, um die ersten Schritte möglich zu machen. Wenn ich jedoch merke, dass jemand kurz davor ist, in echte Panik zu geraten, würde ich ihm auch raten, rechtzeitig abzubrechen.“

Der Tower-Run ist nichts für schwache Nerven. Denn die Teilnehmer laufen mit Spezialgurten gesichert, mit dem Gesicht nach unten senkrecht die Wand hinunter. Beim Tritt über die Kante ist der Puls am Anschlag. Wer das geschafft hat und sich leicht nach vorne kippen lässt, erlebt dann vermutlich den wohl aufregendsten Spaziergang seines Lebens und wird mit einem sagenhaften Panorama-Blick rund um den Schaumberg und in die Weite des Saarlandes belohnt. Der etwa zehnminütige vertikale Spaziergang ist für die Teilnehmer an diesem Samstag ein Adrenalin-Kick. Norbert Meisberger aus Theley hat sich den vertikalen Freiluftspaziergang zum Geburtstag geschenkt. Mit sage und schreibe 80 Jahren ist er bisher der älteste Tower-Runner. Nach einer Einweisung durch Fabian Thömmes wird das Klettergeschirr angelegt. Und dann geht es über die Brüstung in die Startposition. Norbert Meisberger nimmt eine hockende Stellung ein, ehe er sich auf den Weg macht. Fabian Thömmes, die Sicherungsleinen fest im Griff, wacht aufmerksam über seinen Schützling. Schritt für Schritt und geradezu leichtfüßig läuft der Senior ruhig anmutend an der Außenwand des Schaumbergturms hinab und genießt einen Blick, der sich nur einem Tower-Runner eröffnet. „Das ist eine wahnsinnige Aussicht nach allen Seiten, besonders nach oben, man kommt sich vor, als wäre man in einer Raumstation“, schwärmt Norbert Meisberger nach seinem Spaziergang. Seinen spektakulären Towers-Run hat seine Nachbarin und Hobby-Fotografin Elke Neis festgehalten. „Uns verbindet solch eine besondere Nachbarschaft, der eine ist für den anderen da. Als Dankeschön dafür habe ich ihm versprochen, seinen Turmlauf in Bildern festzuhalten. Ich bin richtig stolz auf ihn, dass er es geschafft hat“, verrät Elke Neis mit glänzenden Augen. Auch Fabian Thömmes ist beeindruckt von seinem ältesten Teilnehmer: „Norbert hat mich mit am meisten beeindruckt. Zum einen, weil er in seinem stolzen Alter noch wirklich sehr gute physische Voraussetzungen mitgebracht hat und schließlich beim Lauf eine Unglaubliche Souveränität im Umgang mit Höhe bewiesen hat. Ohne zu zögern stieg er über die Kante, um sich völlig angstfrei in seinen Gurt zu lehnen, in die Tiefe zu blicken und die herrliche Aussicht zu genießen.“ Beim kontrollierten Run nach unten habe der Senior sogar probiert, an der Wand hin und her zu laufen, habe sich zwischendurch auch mal von der Wand abgestoßen, um dann wieder auf den Füßen zu landen und weiter nach unten zu laufen.

Schon ein wahrer Profi in Sachen Nervenkitzel ist Alois Rauber. Der 63-Jährige aus Güdesweiler war nach Meisberger der nächste Kandidat für den Tower-Run. „Ich habe schon fast alle Extremsportarten ausprobiert. Erst vor kurzem stand das Fallschirmspringen auf meinem Programm“, verrät Rauber. Das Gefühl, die Schwerkraft zu besiegen und sich mit Leichtigkeit in ungewohnter Weise Richtung Boden zu bewegen, hat Norbert Meisberger und Alois Rauber überwältigt. Beide würden den Tower-Run wiederholen. „Das war ein tolles Erlebnis. Wenn ich 90 Jahre alt bin, komme ich wieder“, so Norbert Meisberger. Auch Kletterprofi Fabian Thömmes ist zufrieden: „Die Aktion ist sehr gut angelaufen. Die Nachfrage ist weiterhin groß und für die Zuschauer auch ein spektakuläres Event. Der Schaumbergturm ist ideal für die Durchführung.“

 Der rüstige Senior Norbert Meisberger macht sich auf der Brüstung des Turmes – gesichert von Fabian Thömmes – bereit zum Tower-Run.

Der rüstige Senior Norbert Meisberger macht sich auf der Brüstung des Turmes – gesichert von Fabian Thömmes – bereit zum Tower-Run.

Foto: Marion Schmidt

Insgesamt 20 Teilnehmer sind am ersten Mai-Wochenende wie Spiderman den Schaumbergturm hinabgelaufen. Wer nun auch damit liebäugelt, sich das Spektakel aber erst mal anschauen möchte, kann dies am 9. Juni sowie am 4. August tun. Dann ist Fabian Thömmes wieder mit seinen Kandidaten in luftiger Höhe unterwegs.

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