Besonderes Sport-Event Eine Olympiade, bei der Spaß der Antrieb ist

Winterbach · 50 Teilnehmer aus den Wohn- und Freizeitgruppen des Lebenshilfe St. Wendel absolvierten einen sportlichen Parcours.

 Mit einer Lichtschranke wurde Christians Wurfkraft in Kilometer gemessen.

Mit einer Lichtschranke wurde Christians Wurfkraft in Kilometer gemessen.

Foto: Frank Faber

Es muss nicht um Zeiten oder Weiten gehen, wenn Menschen mit Handicap ein Sportfest absolvieren. 50 Teilnehmer aus den Wohn- und Freizeitgruppen der St. Wendeler Lebenshilfe haben am Mittwoch gelacht und über das ganze Gesicht gestrahlt, während sie bei der ersten Spaß-Olympiade in Winterbach mitgemacht haben.

Sechs Stationen waren dazu vom  veranstaltenden Jugendförderverein der Sportfreunde (SF) aufgebaut worden. „Einige kennen das Sportfest noch aus ihrer Schulzeit“, sagt Betreuer Peter Geis. Doch auf dem Kunstrasenplatz gibt es keine Stoppuhr oder sonstige Utensilien. „Wir machen auch keinen Wettbewerb, jeder soll Spaß haben“, betont Lebenshilfe-Koordinator Ralf Wagner noch, ehe sich die Sportler an den Stationen verteilen.

Und los geht’s. Die Rollstuhlfahrer werden von den Betreuern durch den Slalomparcours geschoben. Sarah huscht in einem flotten Tempo um die Stangen. Michael, sonst Defensiv-Akteur im Fußballteam, tanzt durch den Stangenwald. „Da fehlt jetzt nur noch der Ball“, ruft ihm Wagner zu, der Trainer der Lebenshilfe-Kicker ist. Einen ordentlichen Bums hat Michael sowieso: Sein Schuss wird mit 59 Stundenkilometer gemessen. Bei Kevins Spannschuss leuchtet auf der Digitalanzeige hinter dem Tor die 75 auf, Ex-Schlussmann Wagner bringt es auf satte 81 Stundenkilometer.

An allen Stationen sind die Teilnehmer mit dem Herz bei der Sache. „Wenn jemand an der Reihe ist und die anderen feuern ihn an und applaudieren, dann ist das für denjenigen doch ein ganz tolles Gefühl“, meint Betreuerin Mona Herz.

Beim Ballweitwurf fliegen die gelben Filzkugeln durch die Luft, höchste Konzentration ist beim Eierlauf gefragt. „Wenn man sie alle motiviert und ihnen Selbstbewusstsein gibt, dann sieht man, was möglich ist“, sagt Wagner begeistert. Zwischendrin hat er sich mit Kevin zu einem kleinen inoffiziellen Wettkampf entschlossen. Auf der großen Dartscheibe können die Sportler maximal 20 Punkte erzielen, dies entweder per Schuss oder Wurf. Oh, das hätte wohl auch das Bowling-Ass „Dude“ in dem Kultfilm „The Big Lebowski“ nicht besser hingekriegt. Zwar nicht mit der Hand, sondern mit dem Fuß legt Michael mit drei Versuchen 21 der großen, weißen Pins flach. Rekord. Für Kevin und Betreuer Wagner ist die Bowlingbahn im Freien die abschließende Station ihres Vergleichs, der hauchdünn mit 4:3 an Wagner geht.

„Für unsere Bewohner ist das eine gute Abwechslung vom Alltag und sie sind froh über die sportliche Betätigung“, freut sich der Lebenshilfe-Koordinator. Die Idee zur ersten Spaß-Olympiade war vom Jugendförderverein ausgegangen. „Sie sind auf uns zugekommen, das ist doch einfach genial. Gemeinsam haben wir dann die Stationen abgestimmt“, berichtet Wagner. Der Jugendförderverein, so führt er weiter aus, sei eine super Gemeinschaft, um so eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Zwei Stunden lang haben sich die Gruppen an den Stationen ausgetobt, dann wird das Mittagessen serviert.

 Ricardo warf den Ball auf die Dartscheibe.

Ricardo warf den Ball auf die Dartscheibe.

Foto: Frank Faber
 Da purzelten die Pins wie auf der Bowlingbahn.

Da purzelten die Pins wie auf der Bowlingbahn.

Foto: Frank Faber

Als Präsent erhält jedes Team einen Pokal, und Medaillen werden an die Teilnehmer verteilt. „Wir machen uns nun Gedanken, wie wir nicht-behinderte Jugendliche als Teilnehmer für die nächste Olympiade gewinnen können“, so Wagner. Denn die Lebenshilfe wolle Inklusion nicht Events exklusiv für sich betreiben, sondern damit nach draußen gehen, damit die Menschen mit Handicap mit anderen Menschen zusammenkommen. Und was könnte da besser verbinden als der Sport und die Musik?

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