So klingt Weihnachten bei SZ-Redakteuren

St. Wendel · Stimmungvoll und traditionell, ein Stück Erinnerung aus der Kinderheit oder ein moderners Stück in Englisch -

 Stille Nacht? Nicht bei jedem klingt es zum Fest der Liebe besinnlich. Foto: Fotolia

Stille Nacht? Nicht bei jedem klingt es zum Fest der Liebe besinnlich. Foto: Fotolia

Foto: Fotolia

die Auswahl an Musik zum Fest ist groß und jeder hat so seine Favoriten. Hier sind die der SZ-Redaktion in St. Wendel. Geliebt, gehasst oder geduldet? Ganz gleich, welche Einstellung jeder Einzelne zu Weihnachtsliedern hat. Eines ist klar: Aktuell kommt niemand so wirklich daran vorbei. Die Redakteure der St. Wendeler Zeitung verraten hier, welche ihre liebsten Weihnachtslieder sind, und warum die nicht jeder singen kann. Ich bin ein unverbesserlicher Weihnachtsfreak. Liebe Adventsmärkte mit all ihrem Kitsch, Gedöns und Nippes. Den feilgebotenen völlig überzuckerten Billig-Glühwein zu Respekt einflößenden Preisen, der einem nach dem ersten Schluck die Zahnfäule aufdrückt. Ich bin zuhause fasziniert von der ollen hölzernen Pyramide aus dem Erzgebirge mit ihren mittlerweile über die Jahre hinweg kahlköpfig gescheuerten Engeln. Von den im Dutzend zum Schnäppchenpreis erstandenen Kerzen, die mir kontinuierlich hartnäckige Rinnsale auf den Tisch zaubern. Von den selbst gebackenen Plätzchen, die so knüppelhart geraten sind, dass ich mit ihnen problemlos Betonwände einreißen könnte.

Ich weiß, dass ich mit dieser Aufzählung wahrlich vom Eindruck abzulenken verstehe, wie sehr ich an sich dieses Fest liebe. Mit passender Musik. Griffbereit ein Stapel Schallplatten, aus der hintersten Ecke des Schrankes hervorgekramt. Erbstücke meiner Eltern. Deutschsprachige Klassiker: "Vom Himmel hoch", "Süßer die Glocken nie klingen", "Ihr Kinderlein kommet". Von Chören intoniert. Kinderchören. Aus Leibeskräften. In höchsten Tönen. Wirklich hohen. Dreigestrichenes C, mindestens. Anders ausgedrückt: Kinder plärren viel zu hoch Weihnachtslieder . Da verlege ich mich lieber auf angelsächsische und US-amerikanische Werke der 40er- bis 60er-Jahre. Unter anderem von Frank Sinatra , Bing Crosby und Judy Garland .

Obwohl - da kommt mir doch noch ein fast deutsches Werk in den Sinn, eine Cover-Version: "Weihnachtsnaach", rotzig von BAP-Sänger Wolfgang Niedecken und Nina Hagen im Duett 1996 aufgenommen. Schnoddrig halb in Kölsch, halb auf Hochdeutsch. Das Original stammt aus dem Jahr 1987 von der britischen Folk-Punk-Band The Pogues: "Fairytale of New York". In derber Sprache sinniert ein irischer Immigrant in einer Gefängniszelle. Von Alkohol und Drogen gezeichnet. Dies mündet in ein Zwiegespräch mit seiner Frau, deren gemeinsames Leben Exzesse zerstörten. Keine leichte Kost, aber das ist der Braten zum Fest ja nun auch nicht.Das Weihnachtsmärchen ist vorbei. Die Akteure stehen Hand in Hand auf der Bühne und verneigen sich. Die Kinder und Erwachsenen klatschen. Lob für eine gelungene Aufführung. Da kommt der Erzähler nach vorne und fragt die Kinder, ob es ihnen gefallen hat. "Ja", rufen sie wie aus einem Munde. Ob sie denn noch Lust hätten, gemeinsam ein Weihnachtslied zu singen? "Ja", erschallt es in der Mehrzweckhalle in Lockweiler. "Wie wäre es denn mit "Schneeflöckchen, Weißröckchen?", schlägt der Erzähler vor. Inzwischen hat einer der Schauspieler die Gitarre hinter der Bühne hervorgeholt und stimmt das Lied an. Alle singen kräftig mit. Groß und klein. Jung und alt. Die Akteure halten brennende Spritzkerzen in die Luft. Adventsstimmung pur. Die Lieder wechseln Jahr für Jahr. Das gemeinsame Singen aber bleibt für mich ein Höhepunkt jedes Weihnachtsmärchens, das wir mit meinem Theaterverein in der Mehrzweckhalle Lockweiler aufgeführt haben. Unvergessen.

Noch mehr aber rührt mich in jedem Jahr ein Lied, das Sinn und Zweck, Stimmung und Botschaft von Weihnachten beschreibt wie kein anderes. In Text und Ton. Das in der Christmette an Heiligabend nicht fehlen darf: "Stille Nacht, heilige Nacht". Für mich ist es das schönste Weihnachtslied überhaupt.

Ohne dieses wäre Heiligabend nicht vollständig. Kaum wird die Melodie in der Pfarrkirche angestimmt, setzen die Gläubigen ein. Leise, getragen singen sie von Maria und Josef, die einsam in dunkler Nacht an der Krippe auf das kleine Jesuskind aufpassen. Ergreifend. Gänsehaut. "Christ, der Retter ist da." Trotz allem Elend in der Welt. Das ist Weihnachten .

Ja, es gibt es: dieses eine besondere Weihnachtslied, das mir sowohl ein Lächeln auf die Lippen, als auch Tränen in die Augen zaubert. Ich kann nicht mehr genau sagen, wann ich "Have yourself a merry little christmas" zum ersten Mal gehört habe, aber es war Liebe auf den ersten Ton. Ich mag, dass es Weihnachten nicht glorifiziert. Nicht diesen Druck ausübt, dass alles perfekt sein muss. Perfektes Essen, perfekte Geschenke, perfekter Baum. Es spricht einfach von einem "schönen kleinen Fest", an dem die "Sorgen meilenweit entfernt sind" und man sich mit Freunden trifft wie "in alten Zeiten".

Mit Liedern verbinden wir auch immer bestimmte Momente. An einen erinnere ich mich noch genau. Ich stand im Lindt-Schokoladenladen in der 5th Avenue in New York, als plötzlich "mein" Lied aus den Lautsprechern ertönte. In Gedanken sang ich die Zeilen weiter, als ich mit Freunden Manhattans berühmte Straße entlang schlenderte, vorbei an St. Patrick's Cathedrale, rüber zum Rockefeller Center, an dem er steht: der riesige Weihnachtsbaum mit tausenden bunten Lichtern.

Und so bin ich - wann immer ich "Have yourself a merry little christmas" höre und die Augen schließe - für einen Moment zurück in meiner perfekten Weihnachtsstadt.

Weihnachtslieder kann nicht jeder singen. Wie oft habe ich mir schon die CD eines guten Sängers gekauft und war enttäuscht, wie dieser Star diese emotionalen Songs interpretiert.

Weihnachten , da möchte ich Gänsehaut bekommen. Ich möchte mich fallen lassen in dieses Gefühl der Geborgenheit. Und wenn ich heute meine liebste Version eines Weihnachtsliedes nennen soll, dann denke ich an den Film "Tatsächlich Liebe" - auch der gehört für mich absolut zu Weihnachten dazu.

Dabei war "All I want for Christmas" nie ein Lieblings-Weihnachtslied von mir - bis ich eben diesen Film sah. Und der mich fesselte. So viel Gefühl und doch so viel Power, dazu diese bildschöne damals elfjährige Olivia Olson und die staunenden Augen im Film - das ist Gänsehaut pur. Obwohl dieses Lied die ganz Großen im Showbiz gesungen haben - Olivia Olson bleibt mein absoluter Favorit.

Allerdings kann ich an Weihnachten ja nicht immer nur dieses eine Lied rauf- und runterspielen. Manchmal sollte es schon eine ganze CD sein. Und die CD, die seit vielen Jahren in unserem Haushalt die meiste Zeit gespielt wird, ist "Christmas for all" von der Kelly Family. Wenn ich anfangs schreibe, dass Weihnachtslieder nicht jeder singen kann, so wandele ich in diesem Fall den Satz ab: Die Kelly Family kann jedes Weihnachtslied singen.

Es ist schwierig für mich, mich festzulegen, welches Lied auf dieser CD mir das liebste ist. Wenn ich es aber doch müsste, dann "Santa Maria". Wenn das auch nicht unbedingt ein klassisches Weihnachtslied ist, so verbinde ich es auf jedem Fall mit diesem allerschönsten Fest. Es war einmal eine Zeit, da war Weihnachten Mama, Papa, meine Schwester - und das Christkind . Das kam damals noch persönlich und legte die Geschenke unter den Weihnachtsbaum: Eisenbahn, Carrera-Bahn und Dampfmaschine sind Glanzlichter jener Tage. Manches davon habe ich noch heute - sicher verwahrt auf dem Dachboden.

Nicht, dass ich das Christkind jemals gesehen hätte. Denn spätestens einen Tag vor Heiligabend waren die Türen zum Wohnzimmer verschlossen. Dann durften nur noch Mama und Papa in das Zimmer, um dem Christkind zu helfen, die Krippe aufzubauen und den Baum zu schmücken. Und natürlich mussten die Geschenke - über den Balkon vermutlich angeliefert, gebracht aus himmlischen Höhen - unter dem Baum drapiert werden. Nach der Mette war es soweit: Das helle Glöckchen erklang und die Türen zum Wohnzimmer gingen auf. Darauf hatten meine Schwester und ich gewartet, hatten abwechselnd vor der Holztür gekniet, um durchs Schlüsselloch irgendwie doch einen Blick auf das Christkind oder wenigstens einen Engel zu erhaschen. Vergebens. Und jetzt, wo die Türen zur weihnachtlichen Stube offen standen, war es dafür eh zu spät, hatte das Christuskindchen Sekunden zuvor das Zimmer verlassen - über den Balkon. Aber das war jetzt egal, schließlich gab es einen prachtvoll geschmückten Baum zu bewundern, Geschenke auszupacken und das Krippchen zu bestaunen: Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf Stroh. Davor die redlichen Hirten, denen der Engel, der nun über dem Stall schwebt, auf dem Feld die Ankunft des Erlösers verkündet hat. Maria und Josef betrachten froh das Kindlein, während hoch oben der himmlische Chor jubiliert. Genau so muss es gewesen sein. Damals, als Jesus geboren wurde und damals, als ich ein kleiner Bub war, dessen Papa hieß wie der Stiefvater des Jesuskindchens und dessen Oma wie die Gottesmutter.

Denke ich an jene Zeit zurück, kommt mir ein Lied in den Sinn: "Ihr Kinderlein kommet" ist für mich untrennbar mit der Weihnacht meiner Kindheit verbunden. Es steht für eine Zeit, in der im Rückblick alles leuchtet und glitzert - so wie unser Christbaum damals.

Produktion dieser Seite:

Robby Lorenz

Evelyn Schneider

Zum Thema:

Auf einen Blick Walt Disney hat für eine Weihnachtsverlosung Spielsachen aus dem Onlineshop zur Verfügung gestellt. Mit etwas Glück können SZ-Leser die Preise gewinnen. Es handelt sich dabei um "Malen nach Zahlen" mit Belle und Cinderella von Ravensburger, ein Minnie-Maus-Tagebuch mit Stift von Undercover sowie eine Cars-Spielzeugtasche von Kaufmann Neuheiten. Wer gewinnen will, sollte uns schreiben, warum ausgerechnet er einen Disney-Preis bekommen soll. Entweder klassich auf dem Postweg an die Saarbrücker Zeitung, Redaktion, Mia-Münster-Straße 8, 66606 St. Wendel. Oder per E-mail: redwnd@sz-sb.de. Einsendeschluss ist Montag, 2. Januar. him

Zum Thema:

AM RANDE Lesen und hören: Wer nicht nur in Worten etwas über die liebsten Weihnachtslieder der SZ-Redakteure erfahren möchte, sondern auch die passenden Töne dazu hören will, kann im Internet nachschauen. Da sind die Videos zusammengestellt: saarbruecker-zeitung.de/ weihnachtslieder

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort