So geht es den Gastronomen in St. Wendel Eine Krise auch für die Restaurants in St. Wendel

St. Wendel · Die Corona-Krise trifft auch die Gastronomie hart. Das saarländische Gesundheitsministerium hat für Restaurants strenge Auflagen verhängt: Zwischen Tischen müssen mindestens anderthalb Meter Abstand eingehalten werden, Hygienemaßnahmen und -hinweise sind verpflichtend.

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Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Restaurants und Gaststätten dürfen frühestens um 6 Uhr öffnen und müssen um 18 Uhr schließen. Essen liefern und abholen lassen ist jedoch noch erlaubt. Die Folge: Die Tische bleiben größtenteils leer. Das bekommen auch die Gastronomen in St. Wendel zu spüren.

Die Türen zum Restaurant Manin in St. Wendel bleiben vorerst geschlossen, erklärt Cornel Hahnenberg, Geschäftsführer der Manin Gastro Holding GmbH: „Wir haben uns schweren Herzens dazu entschlossen, alle unsere Betriebe ab Donnerstag bis auf Weiteres zu schließen.“ Neben dem Manin in St. Wendel gehören dazu auch das Manin in Saarbrücken, das Restaurant und Bar ÏU am St. Johanner Markt in Saarbrücken und die Schaumberg-Alm in Tholey. „Zum einen stehen die Gesundheit unserer Mitarbeiter und unserer Gäste für uns an erster Stelle“, sagt Hahnenberg. Zum anderen habe man bereits seit Anfang der Woche einen dramatischen Einbruch der Gästezahlen festgestellt. „Wir bleiben geschlossen, bis es von offizieller Seite eine Entwarnung gibt.“

Von offizieller Seite erwartet Hahnenberg auch Hilfe für das angeschlagene Gastro- und Veranstaltungsgewerbe. „Das ist ein gesamtwirtschaftliches Problem. Da sind alle betroffen, von Restaurants über Bars und Hotels, Caterer, Veranstalter, Musiker und andere Künstler. Sie alle brauchen Unterstützungsgelder, und zwar schnell“, mahnt Hahnenberg. Die Gastronomie sei ohnehin bereits angeschlagen, da sie mit den Monaten nach Weihnachten gerade das schwerste Quartal hinter sich gebracht hätte. „Jetzt muss schnell und unbürokratisch gehandelt werden. Sonst werden viele Betriebe den Monatsübergang nicht überleben.“

Auch das Restaurant Felsenmühle macht vorerst dicht: „Wir müssen schließen“, sagt Inhaber Christian Ludeke. „Wie viele andere Restaurants auch leben wir vom Abendgeschäft. Das fällt jetzt ganz weg“, erzählt er weiter. Er habe 42 Mitarbeiter und könne es sich nicht leisten, die Gaststätte weiter geöffnet zu lassen. „Uns bleibt jetzt nur noch, auf Kurzarbeit zu wechseln und zu hoffen, dass es schnell vorbeigeht“, meint Ludeke.

Vorerst schließen muss auch das Restaurant Palme. „Wir öffnen immer erst um 17 Uhr, dann nur eine Stunde bis um 18 Uhr aufzumachen, wäre Unsinn“, sagt Inhaber Ralf Riedschy. Zudem könne man im Restaurant und der angeschlossenen Kneipe den Mindestabstand von anderthalb Metern nicht einhalten. Aktuell hat Riedschys Gaststätte noch Betriebsferien, doch in der nächsten Zeit rechnet der Gastronom mit einigen Umsatzverlusten. „Wir sind immer auch am Ostermarkt beteiligt und am St. Wendeler Marathon, es fallen zahlreiche Familienfeiern und Firmenveranstaltungen weg“, erklärt Riedschy.

Manche Gastronomen bieten in der Krise nun auch einen Lieferservice an. Für Manuel Jakob, Inhaber des Burger-Ladens Bruder Jakob, ist das die einzige Lösung: „Die Leute bleiben zu Hause, die Stadt ist leer. Da bleibt uns kaum eine andere Möglichkeit.“ Neben der Lieferung setze man auch auf das kontaktlose Bezahlen, etwa per Paypal, oder auf Kauf auf Rechnung. Im Restaurant habe man das Personal geschult und die Tische so umgestellt, dass der vorgeschriebene Mindestabstand von anderthalb Metern eingehalten werde. „Aber ich rechne damit, dass unser Restaurant noch eine ganze Zeit lang leer bleiben wird“, sagt Jakob.

Ähnlich geht auch das Restaurant Trattoria da Anna mit der derzeitigen Krise um. Ab dem heutigen Mittwoch bleibt das Restaurant nur noch kurzzeitig von 12 bis 14 Uhr geöffnet, erklärt Inhaberin Anna Sofia Jakob. Im Restaurant seien viele Tische rausgeräumt worden, damit der Mindestabstand eingehalten werden könne. Ab 18 Uhr biete man dann einen Liefer- und Abholservice an. Bezahlt wird auch bei der Trattoria kontaktlos, erläutert Jakob. Schwierig ist die Situation dennoch: „Schon jetzt haben wir 50 Prozent Umsatzeinbußen“, sagt die Inhaberin. „Aber wir können jetzt nur das Beste daraus machen.“

Vor diesem Ansatz verweigert sich Maximilian Maas vom Café Le Journal. „Jetzt auf den Lieferbetrieb umzustellen, ist für mich keine Lösung“, sagt der Inhaber. „Ich sehe das auch solidarisch. Es wäre nicht in Ordnung, jetzt den Lieferdiensten das Brot vom Teller zu nehmen.“ Das Le Journal bleibe vorerst geöffnet, jedoch mit einer reduzierten Speisekarte, damit nach wie vor alles frisch auf den Teller komme, erklärt Maas. „Wir bleiben offen, bis von offizieller Stelle die Anweisung kommt, dass wir schließen müssen“, sagt der Le-Journal-Inhaber. Einer solchen Anweisung werde man sich in dem Restaurant auch fügen. „Die Gesundheit unserer Mitarbeiter, unserer Gäste, und auch die Gesundheit der Bevölkerung gehen vor, das ist für uns ganz klar.“ Die Situation beschreibt Maas erwartungsgemäß schwierig: „Unsere Umsätze sind zu 90 Prozent eingebrochen. Wir nehmen weniger ein, ohne dass unsere Kosten weniger werden.“ Die Mitarbeiter sind seinen Worten nach bereits in Kurzarbeit gewechselt. „Wir können nur versuchen, so die Zeit zu überbrücken, bis wir Hilfe vom Staat bekommen.“ In der jetzigen Situation sei vor allem Menschlichkeit gefragt, bekräftigt Maas. „Ansonsten können wir jetzt nur die Zähne zusammenbeißen.“

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