Sie waren dann mal weg….

St Wendel · Teamfähigkeit, Durchhaltevermögen und persönliches Engagement: In den Osterferien sind 14 Schüler des St. Wendeler Dr.-Walter-Bruch-Schule von der portugiesischen Hafenstadt Porto auf dem Jakobsweg bis nach Santiago de Compostela gepilgert.

 Eine schöne, aber auch anstrengende Tour. Foto: Katharina Ludwig

Eine schöne, aber auch anstrengende Tour. Foto: Katharina Ludwig

Foto: Katharina Ludwig

Papst Johannes Paul II. hat auf dem Jakobsweg zu sich gefunden, Komiker Hape Kerkeling und Sänger und Songschreiber Mark Forster ebenfalls. 14 Schüler des St. Wendeler beruflichen Oberstufengymnasiums sind in den Osterferien während sieben Tagen von Porto bis Santiago de Compostela auf dem Camino Português (Jakobsweg ) gepilgert. "Es war eine sehr gute Erfahrung", meint die Zwölftklässlerin Julia Rauber. Die Idee zu dem außergewöhnlichen Pilgerprojekt, so berichtet Lehrer Rudi Geßner, sei von den Schülern ausgegangen. "Für mich war es ein echtes Erlebnis. Man konnte vom Alltag abschalten, es war wie in einer anderen Welt", resümiert der 19-jährige Johannes Stoll.

Aber die schönste Wanderung kann zur Qual werden, wenn man sich am Fuß eine Blase gelaufen hat. Deshalb wurden vor jeder Etappe die Füße eingecremt, Brandpflaster angelegt und getapet. Der erste Abschnitt in Portugal führte die wandernden Rucksacktouristen mit einem vierbeinigen Begleiter entlang am Meer. "20 Kilometer hat uns ein Hund begleitet, der wollte noch mit uns in den Bus einsteigen", erzählt Saskia Will. Ab dem dritten Tag haben sich die Schüler dann so richtig als Pilger gefühlt. "Alle Menschen, die uns begegnet sind, haben uns eine gute Reise gewünscht", so Maria Beks. Die Gruppe übernachtete in Herbergen in Mehrbettzimmern, unerbittlich rappelte frühmorgens am Ferientag der Wecker.

Die vierte Etappe mit 31 Kilometern von Mos bis Pontevedra forderte den Tross am meisten. Längst war der Funke übergesprungen, es wurde zu einem gemeinsamen Über-Grenzen-Gehen und Miteinander-Wachsen. "Wir haben uns gegenseitig unterstützt, für mich alleine wäre es schon schwierig geworden, ich wäre wohl öfter mit dem Taxi gefahren", gestand Nico Maurer, dass er mehr als ein Mal den inneren Schweinehund, hat überwinden müssen. Lehrer Geßner beobachtete: "Es war schön zu sehen, wie die Gruppe zusammengewachsen ist". Johannes Stoll ergänzte. "Das stimmt. Ich finde, wir haben uns besser kennengelernt".

Die ersten Kilometer auf dem letzten Teilabschnitt von Padron bis Santiago de Compostela tappten die Schüler anfangs völlig im Dunkeln. Um vier Uhr morgens haben sie den Weg mit der Taschenlampe suchen müssen. Nach insgesamt zurückgelegten 173 Kilometern folgte der Höhepunkt der Tour, der Pilgergottesdienst, ein großes Wiedersehensfest in der Kathedrale von Santiago de Compostela. "Meine größte Erfahrung war, dass man sich eigentlich viel zutrauen kann und dabei viele Kräfte freigesetzt werden", zog Maria Beks persönliche Bilanz. Landschaftlich betrachtet, so Julia Rauber, sei es unterwegs schon etwas langweilig gewesen. "Ich weiß aber jetzt, dass ich eine Woche mit dem Rucksack reisen kann", stellte sie fest. Wichtig für die Schüler ist, so Geßner, dass die Schüler durch ihr persönliches Engagement eine positive Selbsterfahrung gemacht hätten. Mit dem Flugzeug ging es von Santiago de Compostela aus zurück in Richtung Flugplatz Hahn wieder nach Hause.

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Hintergrund Das Projekt Jakobsweg ist für die Schüler der Dr.-Walter-Bruch-Schule noch nicht abgeschlossen. Die Pilgergruppe nimmt am frei gewählten Seminarfach "Wege" teil. In einem halbwissenschaftlichen schriftlichen Text müssen sie nun über 15 Seiten thematisch ihre Eindrücke der Pilgertour aufarbeiten. Der Camino Português ist ein Jakobsweg , der von Lissabon bis nach Santiago de Compostela führt. Der Ursprung des Caminho Português als christlicher Pilgerweg begann nach der Unabhängigkeit Portugals im 12. Jahrhundert. Seine Blütezeit erreichte der Weg wohl am Ende des Mittelalters. Zu dieser Zeit erlangte die Pilgerreise zum Grab des heiligen Apostels Jakobus eine wichtige Bedeutung für europäische Christentum. Zeitgleich fand durch den massiven Pilgerstrom ein reger kultureller Austausch zwischen Santiago de Compostela (Galizien), Lissabon, Coimbra und Porto statt. frf

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