Nachtwächtertreffen Sicherheitskräfte aus vergangenen Tagen

St. Wendel · Zum 13. Mal traf sich die Nachtwächterzunft aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz. Der Austausch stand dabei im Mittelpunkt.

 Nachtwächter Karl-Heinz Kurth (vorne) führt sonst die Besucher durch Königsfeld bei Ahrweiler.

Nachtwächter Karl-Heinz Kurth (vorne) führt sonst die Besucher durch Königsfeld bei Ahrweiler.

Foto: Frank Faber

Stilecht mit Hellebarde, Signalhorn und flackernden Laternen tauchen am Samstag urige Typen vor der Wendelinus-Basilika auf. Mehr als 20 Vertreter der Nachtwächterzunft aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind in ihrer mittelalterlichen Arbeitskluft in der Kreisstadt erschienen.

Der St. Wendeler Roland Geiger ist zur Organisation des 13. Betriebsausflugs der Sicherheitskräfte aus der Vergangenheit verdonnert worden. Hans-Peter Lindenbaum aus dem Hunsrückdorf Gemünden hat seinerzeit das Ganze ins Leben gerufen und Kollegen, die er kannte, angesprochen: „Es wär’ doch ganz nett, wenn man sich mal so in zwangloser Runde treffen würde.“ Davon hat auch Geiger Wind bekommen. „Als ich zum zweiten Mal in Speyer dabei war, haben die Kollegen gesagt, wir suchen noch einen Platz, wo wir hingehen können“, berichtet er. Wenn dann das 13. Treffen, so Geiger weiter, Pech bringe und in die Hose gehe, dann halt in St. Wendel.

Zwischen der Mosel und der französischen Grenze hat er die Gilde der Nachtwächter und Türmer zusammengetrommelt und sich mit ihnen auf ein „Westricher Nachtwächtertreffen“ einigen können. Einzeln treten sie anschließend nach vorne und lobpreisen vor dem Hauptportal der Basilika den Ort ihrer Herkunft. Der Oppenheimer Nachtwächter Udo Weinel ist im Hauptberuf IT-Architekt und schleust Besucher durch den Untergrund seines Heimatortes. Michel aus Alzey plagt das schlechte Gewissen. „Wenn ich nicht da bin, haben in Alzey die Narren Ausgang“, meint er.

Michael Schneider aus der ältesten rechtsrheinischen Gemeinde Engers bewegt eine arbeitsrechtliche Frage: „Ein Nachtwächter, der am Tag stirbt, kriegt der eigentlich Rente?“. In Mainz gewähren die beiden Gewaltboten (Gewalt steht für Verwaltung) Jörg Burkhart und Franz Winkler die nächtliche Ordnung. Zu ihren Aufgaben gehört der Feuerschutz, Überwachung des Bettelwesens und Aufsicht der Bürgermiliz. „Bei uns gibt es viel mehr zu sehen als nur Soldaten“, rührt Dieter Heinz die Werbetrommel für einen Besuch in Baumholder. Er führt die Gäste in dem Westrichstädtchen entlang einer historischen Stadtmauer. „Es ist schön, dass man mal untereinander die Erfahrungen austauschen kann“, befindet Karl-Heinz Kurth aus Königsfeld im Landkreis Ahrweiler.Zwischendrin intoniert die Bläsergruppe eine Vertonung des Wiegenliedes „Över de stillen Straten“ von Theodor Storm.

Oh, es wird ernst. In Reih und Glied postieren sich die Nachtwächter. Udo Weinel gibt das Kommando: „Hebt an die Hellebarde“ und alle recken ihren Spieß in die Höhe. Dann ist es höchste Zeit, die Arbeit ruft. „Hört ihr Leut und lasst Euch sagen, unsre Glock hat Neun geschlagen. Wir hier machen unsre Rund, jetzt zu jeder vollen Stund“, singt das nostalgische Sicherheitspersonal unterstützt von den Klängen der Bläsergruppe. Geiger marschiert daraufhin vorneweg durch die Gassen der Altstadt, greift in die Wissenskiste und vermittelt in heimischer Mundart historische und sagenhafte Anekdoten aus der wechselvollen Geschichte St. Wendels.

 Am Wochenende hatte der Ebernburger Nachtwächter Chnutz vom Hopfen (sitzend) frei und gönnte sich in St. Wendel ein Schnäpschen.

Am Wochenende hatte der Ebernburger Nachtwächter Chnutz vom Hopfen (sitzend) frei und gönnte sich in St. Wendel ein Schnäpschen.

Foto: Frank Faber

Am Sonntag hat der Ebernburger Nachtwächter Chnutz vom Hopfen einen Vortrag über das Nachtwächterlied „Hört Ihr Leut und lasst Euch sagen!“ im Mia-Münster-Haus gehalten. Geiger wurde bei der Planung des 13. Nachtwächtertreffens mit den Kollegen aus der Pfalz, dem Rheinland, Rheinhessen und dem Hunsrück von der Stadt St. Wendel und dem Verein für Landeskunde unterstützt.

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