Selbst Hund Ashley hilft bei der Therapie

Niederlinxweiler. Der amerikanische Kinostar Bruce Willis lächelt von den Wänden, überall stehen Elefanten. In allen Größen, Farben und Varianten. "Ich stehe auf diese Tiere - und auf Bruce Willis", erzählt Barbara Keip. Ihr Domizil sieht fast aus wie ein Jugendzimmer. Ganz anders das Zimmer von Gisela Becker. Dort stehen antike Möbel und Bilder

 Wie eine Familie (von links): Barbara Keip , Friederike Jung, Gisela Becker mit dem Hund Ashley. Foto: dia-saar.de

Wie eine Familie (von links): Barbara Keip , Friederike Jung, Gisela Becker mit dem Hund Ashley. Foto: dia-saar.de

Niederlinxweiler. Der amerikanische Kinostar Bruce Willis lächelt von den Wänden, überall stehen Elefanten. In allen Größen, Farben und Varianten. "Ich stehe auf diese Tiere - und auf Bruce Willis", erzählt Barbara Keip. Ihr Domizil sieht fast aus wie ein Jugendzimmer. Ganz anders das Zimmer von Gisela Becker. Dort stehen antike Möbel und Bilder. Grundverschieden sind nicht nur ihre Geschmäcker, sondern auch ihre Geschichten. Aber sie eint jetzt ihr neues Zuhause. Beide wohnen nämlich im Haus von Friederike Jung in Niederlinxweiler. Sie teilen sich die obere Etage. Jede der Frauen hat ihr eigenes Zimmer, Küche und Bad nutzen sie gemeinsam. Friederike Jung hat ein großes Haus mit Garten. Und viel Platz, seitdem ihre Söhne ausgezogen sind. Außerdem hat sie in der Familienpflege der Caritas gearbeitet, bevor sie sich als Kranken- und Seniorenbetreuerin selbstständig machte. Sie ist also prädestiniert, um bei dem Programm "Begleitetes Wohnen in Gastfamilien" mitzumachen. "Ich habe mich auf die beiden Damen eingestellt", erzählt die 58-Jährige. Aber sie hat dafür nicht ihr ganzes Leben umgekrämpelt. Das ist auch nicht Sinn und Zweck des Programmes. Denn die psychisch Kranken sollen nicht beaufsichtigt oder bevormundet werden, sondern wie in einer ganz normalen Familie leben. Deshalb hält es Jung auch für besser, gleich zwei Gäste zu haben: "Dann können sie auch mal gemeinsam etwas unternehmen."Und das machen sie auch. Jeden Tag außer donnerstags gehen sie zusammen ins Café Jonas der Caritas. Dort stricken sie, basteln und tauschen sich mit anderen Betroffenen aus. Zu Hause frühstücken sie gemeinsam mit ihrer Gastgeberin, manchmal, erzählt Becker, kochen sie auch zusammen, sehen sich einen Film an, machen Ausflüge. Es ist eben ein ganz normales Familienleben. Ihre Zimmer halten die Gäste selbst sauber. Auch im Haus legt Keip immer mal wieder Hand an. "Sie ist eben überordentlich", verrät Becker. Und Jung fügt hinzu: "So ordentlich und sauber war mein Haus noch nie."Ein paar Kilo zugenommenDas Familienleben bekommt den Damen. Sie sind begeistert, fühlen sich wohl - und gesundheitlich besser. "Hier ist niemand, der fragt: Wo gehst Du hin, was machst Du?", erzählt Becker. Die 53-Jährige wohnte vorher bei ihren Eltern in Neunkirchen. "Meine Mutter war überängstlich", erzählt sie. Seit etwa einem Jahr lebt sie nun in Niederlinxweiler. Und hat, wie sie erzählt, ein paar Kilo zugenommen. "Ich war schon sehr dünn, als ich hier einzog", berichtet sie. Und fügt hinzu: "Jetzt bin ich auf dem Weg in ein normales Leben."Ähnlich geht es auch ihrer 47-jährigen Wohnungsgenossin. Sie erzählt nicht so offen von ihren Erlebnissen, aber Becker verrät: "Sie hat viel durchgemacht." Recht "verschüchtert" sei sie gewesen, als sie im Januar 2006 bei ihrer "Gastmutter" einzog. "Sie hat sich nichts zugetraut, sich für alles 1000 Mal entschuldigt", sagt Jung. Heute wirke sie fröhlich, locker, lustig. Einen großen Anteil daran hat auch Ashley. Beide Gäste sind ganz verrückt nach dem Mischlingshund. Sie können es kaum abwarten, mittags mit ihm im Garten zu spielen. Oft gehen sie stundenlang spazieren - "durch diesen herrlichen Wald hier in Niederlinxweiler", sagt Becker. Und Keip freut sich, dass sie dadurch auch Kontakte knüpfen: "Viele Menschen hier im Ort kennen uns und plaudern mit uns."

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