Seinen letzten Wunsch erfüllen

St Wendel · An diesem Heiligen Abend stehen in vielen Wohnzimmern im Landkreis St. Wendel Krippen. Einer, der es geliebt hat, diese zu bauen, ist im August gestorben. Doch Karl Heindls Vermächtnis bleibt. Seine Krippenausstellung läuft.

 Karl Heindls letzte Krippe baute er am Fuße einer im weißen Winterkleid gemalten St. Wendeler Basilika auf. Foto: B&K

Karl Heindls letzte Krippe baute er am Fuße einer im weißen Winterkleid gemalten St. Wendeler Basilika auf. Foto: B&K

Foto: B&K

Den Blick auf den Dom, den liebt Marliese Heindl. Gerade zur Weihnachtszeit. Wenn die Lichter der riesigen Tanne auf dem Vorplatz mit dem angeleuchteten Gotteshaus um die Wette stahlen. In diesem Winter trägt die Basilika kein weißes, frostiges Kleid. Zumindest nicht in der Realität. Aber in der Vorstellung des verstorbenen Künstlers Karl Heindl.

Wer dieser Tage seine Ausstellung im Untergeschoss der Missionshaus-Buchhandlung besucht, der sieht das prächtige Gotteshaus, eingebettet in eine Winterlandschaft und davor eine Krippe. Die Geschichte um Jesu Geburt hat Heindl jahrzehntelang zu immer neuen Krippen inspiriert. Sie zu bauen - das war seine große Leidenschaft. Die Sammlung, die so entstand, ist nun sein Vermächtnis.

Marliese Heindl verharrt bei der Szenerie des schneebedeckten Doms. "Es ist so ziemlich sein letztes Werk", sagt sie traurig. Jedes der mehr als 550 Exponate hat seine eigene Geschichte. Und für die Frau des Künstlers sind sie mit tausend Erinnerungen verbunden. Bis zuletzt habe ihr Mann seinen Humor behalten, habe versucht, es den anderen leicht zu machen. Am Sterbebett habe sie ihm versprochen, dass sie die Ausstellung weiter führen wird. "Das war sein Wunsch."

Unterstützung bekommt die Witwe von Heindls Freund Ernst Wilhelm Kiefer, ihrer Familie und Bekannten. Sie hatten auch geholfen, die Glaskisten mit den Krippen in den Ausstellungsräumen zu positionieren, so dass die Schau zum ersten Advent eröffnet werden konnte. "Durch die Vorbereitung hatte ich eine Aufgabe. So fällt man nicht in ein Loch", sagt Marliese Heindl. Für viele Besucher ist die St. Wendeler Krippenausstellung ein fester Termin in der Adventszeit. Dass sie in diesem Jahr nicht von Karl Heindl begrüßt werden, darauf waren nicht alle vorbereitet. "Eine Frauen-Gruppe aus Kaiserslautern wusste nichts von seinem Tod. Sie waren sehr erschrocken", berichtet die Witwe. Aber auch dankbar. "Wenn die Leute mir sagen, dass sie froh sind, dass wir die Ausstellung weiterführen, dann gibt mir das viel." Sie hofft, dass sie das Versprechen an ihren Mann noch lange erfüllen kann. Bis 15. Januar ist die Ausstellung täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Meist sind sie oder der 74-jährige Kiefer dann vor Ort. "Er ist quasi in die Ausstellung mit reingewachsen und mit Herzblut dabei", sagt Marliese Heindl.

Nun gelte es, die Exponate so zu erhalten, wie sie sind. Neue werden wohl keine dazukommen. "Obwohl unsere Tochter künstlerisch begabt ist. Sie und ihr Vater haben oft zusammen gemalt", erinnert sie sich. Die Stimme bricht ein wenig, als sie anfügt. "Unsere Tochter war vor ein paar Tagen da und hat nur geweint." Sie schluckt. "Aber es wäre schlimm für meinen Mann gewesen, wenn keiner mehr seine Krippen hätte sehen können."

Und so wird Marliese Heindl samt Familie auch Weihnachten inmitten der Krippenwelt ihres verstorbenen Mannes verbringen, wo es viele Geschichten zu erzählen gibt.> weiterer Bericht

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