Schwesterlichen Beistand demonstriert

St Wendel · 100 tanzende Frauen hatten am Valentinstag, dem Tag der Liebenden, ein besonderes Anliegen. Dabei ging es um Gewalt in Beziehungen.

 Tänzerinnen auf dem Schlossplatz: Als würden sie die Gewalt gegen Frauen einfach wegschieben. Foto: Frank Faber

Tänzerinnen auf dem Schlossplatz: Als würden sie die Gewalt gegen Frauen einfach wegschieben. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Einen schönen sonnigen Nachmittag hatten sie sich am Dienstag, dem Valentinstag, für die zweite Teilnahme an der weltweiten Aktion "One Billion rising" bestellt. 100 tanzende Frauen aller Altersgruppen setzten auf dem St. Wendeler Schlossplatz ein Zeichen für Liebe und zeigten sich solidarisch mit Frauen, die unter Gewalt und Unterdrückung leiden. "Wir sind hier, um einander zu stärken, einander schwesterlich beizustehen", sagte Ursula Weiland, Frauenbeauftragte im Landkreis St. Wendel. Weltweit sind laut Statistik der Vereinten Nationen (UN) eine Milliarde Frauen von Gewalt betroffen. "One Billion rising" ist ein gewaltiger weltweiter Flash-Mob, der tanzend, trommelnd und singend seinem Zorn darüber Ausdruck verleiht. Eine Milliarde Menschen sollen an dem Aktionstag für eine Welt aufstehen, in der Frauen nicht länger degradiert und verletzt werden und davon ein Leben lang gezeichnet sind.

Die St. Wendeler Tänzerinnen trugen pinkfarbene Mützen, die seit dem Frauenmarsch in Washington wegen der frauenfeindlichen Ausführungen im Wahlkampf des US-Präsidenten Donald Trump zum trendigen Kultobjekt des Protests geworden sind. Getanzt wurde zur Choreografie des Liedes "Spreng die Ketten" ("Break the Chain"), unter anderem auch für die vielen Frauen, die im Landkreis unter Gewalt zu leiden haben. "Ein Viertel der Frauen im Kreis, das sind mehr als 10 000, haben schon Gewalterfahrungen in ihrem Leben machen müssen", erläuterte die Frauenbeauftragte Weiland. Pro Jahr würde die St. Wendeler Polizei etwa 100 Fälle von häuslicher Gewalt aufnehmen. "Dazu kommt noch eine hohe Dunkelziffer von Übergriffen", ergänzte sie. Frauen würden vergewaltigt, geschlagen, getreten, gestalkt, zwangsverheiratet und gar ermordet. "Das geschieht täglich mitten unter uns", schlug Weiland Alarm. Das nächstgelegene Frauenhaus in Neunkirchen, eine soziale Einrichtung, welche Frauen und Kindern im Falle von häuslicher Gewalt, Hilfe, Beratung und vorübergehend eine geschützte Unterkunft anbietet, sei ständig überfüllt. "Tanzen wir für die Frauen in der Nachbarschaft, die sich vor Scham und Angst nicht befreien können", forderte Weiland auf. Passend dazu sangen sie "Frauen sind kein Besitz". Zum Abschluss des Tanzes erhoben die Frauen ihre Zeigefinger Richtung Himmel und schauten der Bewegung nach. Mit dem Fingerzeig soll Energie zu anderen Frauen geschickt werden. "Ich hatte vorher schon etwas Bammel, weil der Aktionstag unter der Woche stattfindet. Von der Teilnahme her war es wie im vergangenen Jahr", resümierte Weiland zufrieden. Neben der Zumba-Trainerin Katja Bonny, die mit einer Gruppe die Choreografie einstudiert hatte, waren noch die Sängerinnen Lena und Katharina Feickert und die Sambagruppe der Lebenshilfe dabei.

Zum Thema:

Hintergrund des Aktionstags 2012 wurde die Kampagne "One Billion rising" von der New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler initiiert. Es geht darum, Solidarität zu zeigen - mit Frauen im Kampf gegen Unterdrückung und Gewalt.

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