Schnell wieder zurück ins Nest

Werschweiler · Aufregung im Hause Schmidt in Werschweiler. Ein Turmfalken-Küken war aus dem Nest im Gemäuer gestürzt und die Katze schon auf dem Sprung. Aber Ursula Schmidt war schneller und brachte den Kleinen zurück.

 Etwas erschrocken ist der Baby-Turmfalke nach dem Sturz aus seinem Nest. Die Menschenhand ist ungewohnt, aber bringt ihn sicher zurück zu den Brutgeschwistern. Fotos: Otmar Becker

Etwas erschrocken ist der Baby-Turmfalke nach dem Sturz aus seinem Nest. Die Menschenhand ist ungewohnt, aber bringt ihn sicher zurück zu den Brutgeschwistern. Fotos: Otmar Becker

Verschlafen? Im Hause Schmidt in Werschweiler nahezu ausgeschlossen. Denn meist melde sich der Wecker schon so gegen 5 Uhr, berichtet Ursula Schmidt. Und meint damit tierische Wachmacher. In einem Loch in der Hauswand zieht ein Turmfalken-Paar gerade vier Jungen auf. Kaum geht die Sonne auf, fiepen die Kleinen drauf los. "Wir haben unser Schlafzimmer auf der gleichen Seite und können sie daher gut hören."

Böse ist die Werschweilerin über die frühe Ruhestörung nicht. Immerhin klinge der Vogelgesang schöner als das Piepen oder schrille Klingeln eines herkömmlichen Weckers. Und noch einen Vorteil hat das morgendliche Weck-Prozedere. Ursula Schmidt weiß schon beim Aufwachen, dass es den Vogelkindern gut geht.

Gerade hat sie eine Schrecksekunde verdaut: Eines der vier Küken war aus dem Nest gefallen. Da das in Höhe des Dachbodens ist, hat sich Ursula Schmidt Sorgen gemacht. Sie eilte nach unten. Eine streunende Katze saß da schon auf der Lauer. Doch die Tierfreundin kam dem Stubentiger zuvor und hob den Winzling vorsichtig vom Boden auf. Das Jungtier schien reichlich durcheinander nach dem Sturz und - wohl vor Schreck - passierte ein Malheur. Und Ursula Schmidt musste die Kleidung wechseln. Auch ordentlich gepickt hat der Kleine. Freund und Feind kann so ein Wildtier eben nur schwer auseinander halten.

Mit dem Tierchen in der Hand eilte Ursula Schmidt auf den Dachboden. Dort trennt ein Plexiglas das Nest vom Speicher der Familie Schmidt. Durch die Trennscheibe wird zum einen verhindert, dass der Nachwuchs ins Haus fällt und beim Füttern vergessen wird. Zum anderen kann Ehepaar Schmidt so heimlich nach den Tieren schauen. Behutsam setzte die Werschweilerin den ungeplanten Ausreißer wieder zu seinen Geschwistern.

Als das Muttertier zurückkam, bekamen alle Jungen Futter. Auch das Küken, das sich kurz in Menschenhand befunden hatte. "Von Zeit zu Zeit gehe ich auf den Dachboden und schaue nach dem Rechten", verrät Ursula Schmidt. Schon seit Kindertagen habe sie immer Tiere gehabt, deshalb sorge sie sich ganz automatisch auch um die Turmfalken.

Seit 30 Jahren kommen Greifvögel-Paare zu Familie Schmidt nach Werschweiler , um dort ihr Nest zu bauen. "Sie suchen sich auch immer dieses Loch aus", weiß Ursula Schmidt. Dabei gäbe es noch ein größeres. In einem Jahr habe es gar Streit um den Nistplatz gegeben. Zwei Turmfalken-Männchen lagen damals auf der Lauer.

Schon in einigen Wochen werden die kleinen Falken langsam flügge und verlassen das Nest. "Der Kräftigste übt schon." Dass es bald Abschied nehmen heißt vom morgendlichen Wecker stimmt die Familie nicht traurig. Denn sie wissen: Nächstes Jahr zur Brut werden wieder Turmfalken bei ihnen im Gemäuer einziehen.

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 Blick ins Nest: Eines der vier Küken ist umgefallen, das andere drückt sich dicht ans Gemäuer.

Blick ins Nest: Eines der vier Küken ist umgefallen, das andere drückt sich dicht ans Gemäuer.

Hintergrund Turmfalken sind ungefähr 38 Zentimeter groß und können bis zu 15 Jahre alt werden. Die Brutzeit dauert etwa von April bis Juli. In der Regel legt das Turmfalken-Weibchen vier bis sieben Eier. Leibgericht der Greifvögel sind Wühlmäuse. evy

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