Schlösschen wurde zum Bahnhof

St Wendel · 150 Jahre Eisenbahn in St. Wendel: „St. Wendel-Ausbesserungswerk und Bahnbetriebswerk“ ist das neue Buch von Theo Schäfer betitelt. In der St. Wendeler Stadt- und Kreisbibliothek unternahm der Autor aus Theley bei der Vorstellung seines Überblickwerkes mit 80 Besuchern einen Streifzug durch die Eisenbahngeschichte.

 Theo Schäfer hatte Fakten, Zahlen und Anekdoten zur St. Wendeler Eisenbahngeschichte parat.

Theo Schäfer hatte Fakten, Zahlen und Anekdoten zur St. Wendeler Eisenbahngeschichte parat.

Foto: frank faber

Ob das der Herzogin Luise (1800-1831) gefallen hätte? 29 Jahre nach ihrem Tode ging es in ihrer Sommerresidenz gehörig rund. "Die Eröffnung der Rhein-Nahe-Bahn im Jahre 1860 war für die Entwicklung von St. Wendel von außerordentlicher Bedeutung", berichtet Buchautor Theo Schäfer. In der St. Wendeler Stadt- und Kreisbibliothek hat der Theleyer den 80 Besuchern sein neues Werk "St. Wendel Ausbesserungswerk und Bahnbetriebswerk" vorgestellt. Zurück zu Herzogin Luise. Deren ehemaliges Coburger Schlösschen dient bis 1889 als Empfangsstation am Bahnhofsgelände. "Das einstige Sommerhaus von Herzogin Luise ist später durch einen repräsentativen Neubau ersetzt worden", ergänzt der Autor. Das heutige Empfangsgebäude sei 1970 in Betrieb genommen worden und diene noch immer als Ein- und Ausgangstor des Schienenverkehrs in St. Wendel . In seinem informativen Überblickswerk spannt Schäfer einen Bogen über mehr als 150 Jahre Eisenbahngeschichte in der Kreisstadt.

"In Spitzenzeiten fanden weit mehr als 2000 Menschen bei der Bahn in St. Wendel einen Arbeitsplatz", erklärt der 78-Jährige. Einer seiner Schwerpunkte widmet er der Betrachtung der örtlichen Dienststellen, "die es in ungewöhnlich hoher Zahl auf unterschiedlichen Organisationsebenen in St. Wendel gegeben hat". Schäfer gewährt auch einen Einblick in die historischen und aktuellen Geschäfts- und Betriebsgebäude, insbesondere aber in die faszinierende Eisenbahntechnik. Nicht weniger als 62 Lokomotiven und weitere Triebfahrzeuge sind in dem 121 Seiten dicken Buch abgelichtet. "Für die Recherche habe ich Jahre gebraucht, bei der Bahn gibt es leider kein zentrales Archiv", bedauert der frühere Bundesbahn-Amtsrat. Interessant. Im Jahre 1893 sind 171 246 Fahrausweise in St. Wendel verkauft worden, 60 Jahre später waren es 423 960. Doch so wie die Dienststellen gewachsen sind, haben sie später nach und nach wieder dichtgemacht. Am 1. April 1962 war im Ausbesserungswerk (AW) endgültig Feierabend, die Gesamtanlage hat die Bundeswehr übernommen (heute: Heeresinstandsetzungslogistik GmbH, kurz HIL). Das Bahnbetriebswerk (BW) hat bis ins Jahr 1981 als eigene Dienststelle überlebt. "Der Höchststand mit 290 Beschäftigen ist 1940 erreicht worden", sagt Schäfer. Aber was ist geblieben? "Außer Teilen der ehemaligen Dienststelle Bahnhof St. Wendel sowie des Busdienstes hat sich kaum etwas ins 21. Jahrhundert hinübergerettet", so der Ex-Eisenbahner. Verblieben seien am angestammten Platz der Fahrdienstleiter und die Fahrkartenausgabe, die jedoch mittlerweile in das renovierte Rondell am Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) umgezogen seien. Das ehemalige "Eisenbahn-Ämtergebäude" in der Mommstraße ist Sitz der Polizeiinspektion. Des Weiteren weist Schäfer im Buch noch auf eine Reihe von Relikten und Eisenbahndenkmäler in der näheren Umgebung hin.

Das Buch "St. Wendel-Ausbesserungswerk und Bahnbetriebswerk. Ein Streifzug durch die Eisenbahngeschichte " von Theo Schäfer auf 121 Seiten, mit 153 Fotos und Skizzen. Das Buch ist über den Erfurter Sutton-Verlag oder im Buchhandel erhältlich. Der Preis beträgt 19,99 Euro. ISBN: 978-3-95400-729-5

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