Satellitenabsturz: Wer wurde vorgewarnt?

St Wendel · Feuerwehr und Katastrophenschutz des Landkreises sollen wissen, wenn Gefahr droht. Doch als nun ein künstlicher Erdtrabant außer Kontrolle geriet und über die Region zog, blieben Benachrichtigungen aus, beklagen Vertreter.

Trümmer eines tonnenschweren Satelliten haben im Saarland Behörden in Alarmbereitschaft versetzt (wir berichteten). Zwar ist der stählerne Trabant längst Geschichte. Der Absturz schrammte an uns vorbei. Die Verärgerung aber im Landkreis, im Vorfeld nicht rechtzeitig über die Gefahr informiert worden zu sein, ist geblieben.

Zum Hintergrund: Katastrophenschutz ist nicht nur Bundes- und Landesangelegenheit. Auch die Landkreise werden mit denen ihnen unterstellten Rettungskräften in der Regel einbezogen. Allerdings sind in diesem konkreten Fall vom Dienstag, 2. September, Verantwortliche im St. Wendeler Land nicht mit der Informationspolitik im Vorfeld des Absturzes einverstanden.

So kritisiert die Feuerwehr im Landkreis St. Wendel , außen vor geblieben zu sein. Pressesprecher Dirk Schäfer auf SZ-Anfrage: "Festzuhalten bleibt, dass die Verantwortlichen, sprich Brandinspekteur, dessen Stellvertreter und die Wehrführer der Gemeinden, keine Informationen zum bevorstehenden Überflug des besagten Satelliten hatten." Deshalb habe es keine Vorsorge im Fall eines Trümmerregens über der Region gegeben.

Zwar bestehen laut Schäfer entsprechende Alarmpläne bei Feuerwehren der Gemeinden sowie beim Katastrophenschutz des Landkreises. Stabsübungen dazu stünden regelmäßig an. Darum sieht der Feuerwehrsprecher "einen Optimierungsbedarf beim Informations- und Kommunikationsfluss seitens des zuständigen Referats im Innenministerium". Nach Informationen unserer Zeitung betrifft dies den Kreisbrandinspekteur im benachbarten Landkreis Neunkirchen ebenso, der nicht unterrichtet worden sei.

Lukas Kowol von der Pressestelle im St. Wendeler Landratsamt bestätigt, dass die Katastrophenschutzbehörde des Landkreises offiziell vom turtelnden Erdtrabanten nichts mitbekommen habe. Darum habe die Kreisverwaltung per E-Mail beim Saarbrücker Ministerium einen "bessere Kommunikationspolitik angemahnt". Wer der Unterzeichner des elektronischen Schreibens ist und über den genauen Wortlaut macht Kowol keine Angaben, spricht von "Verwaltungsinterna".

Üblicherweise erhalte der Kreis "bei nicht zeitkritischen Informationen" vom Innenministerium "eine E-Mail an eine eigens eingerichtete Adresse". In zeitkritischen Angelegenheiten wie bei dem Satellitenfall "hätten über die Rettungsleitstelle Meldeempfänger ausgelöst werden sollen", berichtet der Sprecher. Das sei jedoch nicht so gewesen.

Die Zuständigen im Saarbrücker Ministerium stellen die Lage indes anders dar. So versichert Behördensprecher Maik Müller: "Die für die Alarmierung der Feuerwehren und Katastrophenschutzeinheiten im Landkreis St. Wendel zuständige Rettungsleitstelle war über die Führungs- und Lagezentrale der Vollzugspolizei über den bevorstehenden unkontrollierten Eintritt des chinesischen Satelliten in die Erdatmosphäre informiert." Die Meldung darüber seitens des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sei zu kurzfristig eingegangen, um die Katastrophenschutzbehörde beim Landratsamt einzubinden.

Letztlich ging der Satellit über unbewohntem Gebiet nieder. Größere Teile zerschellten im offenen Meer.

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