Interview: Saskia Valencia In der Basilika will sie Ruhe finden

St. Wendel · Saskia Valencia kommt mit dem Stück „Eine Stunde Ruhe“ in den St. Wendeler Saalbau.

 Saskia Valencia (rechts) wird am Mittwochabend auf der Saalbau-Bühne stehen.

Saskia Valencia (rechts) wird am Mittwochabend auf der Saalbau-Bühne stehen.

Foto: Loredana La Rocca/LAROCCA LOREDANA

Mit der Komödie „Eine Stunde Ruhe“ geht das Programm der Theatergemeinschaft St. Wendel an diesem Mittwochabend weiter. Zu Gast ist die Konzertdirektion Landgraf. Im SZ-Gespräch verrät Hauptdarstellerin Saskia Valencia, was sie machen würde, hätte sie eine Stunde Ruhe, und ob sie noch immer „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ schaut.

Sie kommen mit dem Stück „Eine Stunde Ruhe“ nach St. Wendel. Was würden Sie tun, wenn Sie mal eine Stunde Ruhe hätten?

Saskia Valencia: Für eine Stunde Ruhe hätte ich ein gutes Buch zur Hand, würde meditieren oder auch eine Runde Joggen. Das hilft mir sehr, den Stress zu bewältigen.

Darin geht es um einen Mann, der endlich die lange gesuchte Langspeilplatte gefunden hat und diese einfach nur mal in Ruhe hören möchte. Haben Sie noch LP’s zu Hause – und gibt es eine, die Sie niemals hergeben würden?

Valencia: Ich habe tatsächlich noch einige LP’s zu Hause, im Moment aber keinen richtig coolen Old- School-Plattenspieler. Die Platten sind zum Teil noch von meinen Eltern und eine, von der ich mich nicht trennen würde, ist von Abi und Esther Ofarim, die Lieder habe ich als Kind alle mitgesungen und mag die Musik noch immer.

Schaut man sich Ihre Biografie an, fallen zwei Punkte besonders auf: Sie drehten einen Werbespot als „Frau Antje“ und arbeiteten als Aktmodell. Was denken Sie heute über diese Jobs, und inwiefern haben Sie sie zu dem gemacht, was Sie heute sind?

Valencia: Ich bin zu beschäftigt, um diesen irreführenden Wikipedia-Eintrag zu löschen, aus dem Sie ja auch Ihre Informationen geholt haben. Also nur kurz: Als Aktmodell habe ich nie gearbeitet, ich habe mit 17 Jahren ein Foto für eine sehr renommierte Zeitung der DDR gemacht – das „Magazin“. Aktfotografie war in der DDR eine Kunstform der Fotografie und nicht zu vergleichen mit Schmuddelfotografie des Westens, die man vielleicht im Kopf hat, wenn man Aktmodell hört. Es gibt sogar ein Buch über Aktfotografie mit wunderschönen Schwarz-Weiß-Fotos, und auch ich bin darin vertreten und stolz darauf. Ich habe zu Beginn meiner Karriere mehrere Werbespots gedreht und es hat riesigen Spaß gemacht, wurde gut bezahlt. In der Kürze eines Werbespots auf dem Punkt zu sein, das Gefühl oder eine Sehnsucht zu vermitteln, ist für den Schauspieler und Regisseur in den wenigen Sekunden der Ausstrahlung eine große Herausforderung. Ich habe mich immer gerne in alle Richtungen ausprobiert, auch moderiert und journalistisch gearbeitet, von daher ist auch das ein Stück Weg zu dem, was ich heute bin.

Vielen sind Sie vor allem aus Ihrer Zeit als Saskia in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ bekannt. Schauen Sie sich die Serie heute noch an?

Valencia: Ich habe die Serie weder damals noch heute geschaut, ich sehe überhaupt nicht fern. Ich mag mir mein persönliches Programm nicht von Sendezeiten gestalten lassen und bin da eher kritisch, womit ich mich in meiner knappen Freizeit beschäftige.

Und Ihre Kinder? Sehen sie ihre Mutter lieber im Fernsehen oder auf der Bühne?

Valencia: Meine Kinder haben auch nur sehr wenig ferngeschaut und waren lieber draußen oder am Spielen. Heute sind sie erwachsen und füllen ihre Freizeit mit wahrem Leben aus. Wenn ich einen Film gemacht habe, sehen sie den schon. Im Theater sind sie regelmäßig.

Und was ist Ihnen lieber?

Valencia: Ich mag beides. Drehen ist oft feiner, da du in den Großaufnahmen alles siehst, jeden Gedanken. Das war dann für die Bühne erstmal umzulernen, da muss alles größer sein.

Sie sagten einmal, Sie lieben Monologe. Können sich Ihre Fans auf viele Monologe in St. Wendel freuen?

Valencia: Das habe ich mal im Spaß gesagt, weil mir da keiner reinquatschen kann, die hat man eher bei den Klassikern. Was Sie hier sehen, ist eine französische Komödie, in der alle wahnsinnig schnell und viel reden, reden ,reden – irgendwie nicht wirklich miteinander, da sie alle lügen, lügen, lügen. Also keine Monologe.

Sie wurden in der DDR geboren. Dieser Tage feierten wir den 30. Jahrestag des Mauerfalls. Mit welchen Gefühlen betrachten Sie nun, mit 55 Jahren, Ihre Kindheit?

Valencia: Man wird nicht als politischer Mensch geboren, sondern als Kind seiner Eltern. Ich hatte eine wunderschöne, behütete Bullerbü-Kindheit an der Ostsee, und ein bisschen lebe ich noch immer nach dem Leitspruch von Pippi Langstrumpf: Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt. Meine Auseinandersetzung mit dem System, in dem ich leben musste, begann dann mit meiner intellektuellen Menschwerdung. Ich bin dankbar für eine hervorragende Ausbildung in der DDR und Werte, die mir vermittelt und vorgelebt wurden. Den Existenzkampf um den schnöden Mammon gab es nicht, man hatte nicht viel und alle mehr oder weniger dasselbe, bis auf ein paar Bonzen. Natürlich gab es Kluge und Dumme wie überall, das waren die Unterschiede. Aber das, was wir heute erleben, ist erst eine Folge von sozialer Ungleichheit, und diese Grätsche geht immer weiter auf.

 Saskia Valencia freut sich schon darauf, die St. Wendeler Basilika zu besuchen.

Saskia Valencia freut sich schon darauf, die St. Wendeler Basilika zu besuchen.

Foto: B&K/Bonenberger/

Und nun kommen Sie nach St. Wendel. Kennen Sie die Stadt? Waren Sie schon einmal im Saarland?

Valencia: Ich war vor einigen Jahren in St. Wendel und habe die Stille in der Basilika St. Wendelin genossen. Die Sonnenstrahlen brachen sich in den Fenstern der Basilika, und der Staub tanzte auf ihnen. Ich saß allein auf der Kirchenbank und glaubte einen Moment zu begreifen, wie vergänglich alles ist, wie klein und unwichtig wir in diesem Großen sind und wie wundervoll es sein kann, für eine Zeit auf dieser Welt sein zu dürfen. Ich habe ein bisschen glücklich vor mich hin geweint und diesen Moment nicht vergessen. Ich gehe auch dieses Mal wieder in die Basilika, hoffentlich ist sie offen.

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