Weihnachtsmarkt Ein Markt zwischen zwei Welten

St. Wendel · Vom Mittelalter zur Moderne haben Händler Kunstvolles, Wärmendes, Weihnachtliches und Genussvolles im Angebot. Ein Rundgang.

 Karin Silberstreif bietet unter anderem Filzwaren an.

Karin Silberstreif bietet unter anderem Filzwaren an.

Foto: B&K/Bonenberger/

Die 170 Händler und Aussteller auf dem St. Wendeler Weihnachtsmarkt sind für den am zweiten Wochenende zu erwartetenden  Besucheransturm gerüstet. Bislang zeigen sich die befragten Marktbeschicker trotz dem stürmischen und verregneten Auftakt zufrieden mit dem Adventsgeschäft. „Die beiden ersten Tage waren schwach. Wenn die Besucher mit dem Schirm am Stand stehen, ist es schwieriger, etwa zu verkaufen. Seit Montag habe ich aufgeholt, nun warte ich auf gutes Wetter fürs Wochenende“, sagt Karin Silberstreif, die seit 15 Jahren mit ihrem Sortiment in die Kreisstadt kommt. Die gebürtige Hasbornerin verkauft im mittelalterlichen Marktteil unter anderem Filzartikel, Muschelgeschmeide aus dem Meer und Knochenamulette in einem unbeheizten Zelt. Vor der Kälte schütze sie sich im Zwiebelsystem mit mehreren Lagen an Kleidung übereinander, denn alleine nur ein Gewand aus Schafwolle schaffe das nicht. „Am vergangenen Wochenende war das schon schwierig mit den Windböen. Das ist hier ja ein Freiluftstand und keine feste Holzbude“, erklärt die mittlerweile in Haßloch beheimatete Händlerin.

Bei den derzeitigen Kühlschranktemperaturen läuft es bei Wollhändler Rainer richtig gut. Kein Wunder, er bietet ausschließlich warme und flauschige Sachen wie Felle oder Haus- und Handschuhe aus Schafwolle an. „Am Sonntag sind wir wohl ausverkauft“, meint der Handeltreibende aus dem baden-württembergischen Hohenlohe. Krass, aber nicht nass sei das erste Wochenende für ihn und sein Angebot aus den weichen Haaren des Fells verlaufen. „Wir haben die gesamten Wollsachen vor dem Regen abdecken und schützen müssen, denn nasse Felldecken oder Hauschuhe kauft doch kein Mensch“, weiß Rainer.

Seine Nachbarin Ronja, die Räucherfrau, fängt mit jedem Besucher am Stand gleich freundlich an zu plaudern. „Es sind viele nette Leute hier in St. Wendel. Ich freue mich immer, wenn ich etwas zu tun habe“, sagt die Verkäuferin aus der Altmark in Sachsen. Bei ihr gibt es selbst gezogene farbenfrohe Kerzen aus Bienenwachs, Räucherartikel oder diverse Teegewürze. „Ich habe alles für die Sinne da“, meint die fliegende Händlerin. Zum Abschluss des Marktes auf dem Mittelaltermarkt dürfen aus ihrer Sicht nun ruhig noch ein paar Kunden mehr bei ihr vorbeischauen. „Am Anfang der Woche war es schon ein bisschen ruhig“, bedauert die Räucherfrau.

Derweil demonstrieren Handwerksleute in der Mott Kunst aus der Vergangenheit. Eine Treppe und 30 Meter Fußweg später – und schon findet sich der Besucher in der weihnachtlichen Zone des Marktes wieder. Es ist wie der Schritt in eine andere Welt, denn die Kleidung des Standpersonals  hat vom historischen zum modernen Stil gewechselt. Auf dem Schlossplatz betreiben die Saarlandfrauen St. Wendel ihre Backstube. „Zimtwaffeln und Anisplätzchen sind in diesem Jahr der Renner. Nur bei uns gibt es Viezpunsch“, teilt die stellvertretende Vorsitzende Elisabeth Marx mit. Für dieses Wochenende haben sich die Saarlandfrauen bestens vorbereitet. „Abends backen wir vor“, ergänzt Marx.

Zwei Buden weiter macht Martin Eckert aus Neunkirchen „Träume in Holz wahr“. „Ich freue mich über jedes Teil, dass ich verkaufe. Für dieses Wochenende hoffe ich, dass was von den großen Tieren weggeht“, sagt der Holzschnitzer aus Neunkirchen/Saar. Der Hobbykünstler präsentiert einen dekorativen Pferdekopf, so wie sein dreiteiliges Motiv bestehend aus Wolf, Adler und einem Bären. Für die Schachfreunde hat Eckert blitzeblank polierte Bretter aus einheimischem Holz parat.

Von Augenschmaus zum Gaumenschmaus: Vor dem Imbissbüdchen der St. Wendeler Metzgerei Otmar Keller hat sich eine Menschenschlange gebildet. Eine Frau schnappt mit der Holzzange die Bratwürste vom Gasgrill und legt sie in das aufgeschnittene Brötchen. Die zweite Bedienung zieht dem hungrigen Besucher 2,50 Euro ab – und der nächste bitte. Auch die Version vom Holzkohlengrill lassen sich die Gäste an einem anderen Stand als Zwischenmahlzeit schmecken. Gut gestärkt geht’s weiter.

In der Balduinstraße schaut Andrea Lumen zwischen Weihnachtskugel aus dem Häuschen hervor. Aber besteht am dritten Advent noch Bedarf an weihnachtlichen Dekoartikeln? „Natürlich, wir haben Kunden, die wollen sich noch mit Kugeln für den Weihnachtsbaum eindecken“, berichtet die Händlerin aus Hemmersdorf. Sie führt ausschließlich Glaskunst aus dem fernen Böhmerwald. „Dazu gibt es noch Teelichter im Glas“, so Lumen weiter. Bis auf das zurückliegende Wochenende sei bisher das Geschäft sehr gut gelaufen. „Diesen Samstag wird es wohl vom Betrieb wieder sehr voll hier sein“, sagt Lumen, die seit fast zwei Jahrzehnten mit ihren Produkten nach St. Wendel kommt.

Beleuchtete Weihnachtssterne aus Pappe schmücken die Bude von Tobias aus der Schmuckstadt Idar-Oberstein. „Die Woche war für mich ganz gut“, will er sich nicht beklagen. Der Schmuckhändler bietet Ringe, Ketten oder andere Accessoires aus Silber und Edelstein an.

Neben Tagestouristen war unter der Woche der St. Wendeler Weihnachtsmarkt zum beliebten Treffpunkt für die gesamte Region geworden. An den Glühweinständen wärmten sich Vereine, Firmen oder Freundeskreise bei einem saisonalen Heißgetränk auf. An diesem Samstag und Sonntag geht der Weihnachtsmarkt in die Verlängerung und ist jeweils bis 21 Uhr geöffnet.

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