Schnitz-Aktion in Oberlinxweiler Kinder kreieren fresche Rübengeister

Oberlinxweiler · In Oberlinxweiler war Rummelbooze-Schnitzen angesagt. Der Klassiker als Konkurrenz zum Kürbis.

 Rummelschnitzen ist angesagt: Alexia, Leon und Jana präsentieren ein paar Versionen.

Rummelschnitzen ist angesagt: Alexia, Leon und Jana präsentieren ein paar Versionen.

Foto: Frank Faber

Im St. Wendeler Stadtteil Oberlinxweiler spukt es am Abend, vor mehreren Haustüren erscheinen leuchtende Rübengeister. Seit Jahren nimmt der Nachwuchs im Dorf die dämonische Gestaltung der Futterrüben, im Volksmund „Rummelbooze-Schnitzen“, selbst in die Hand. Am Rutsche Haus liegt ein ganzer Haufen der Exemplare mit natürlichen Beulen, Warzen und Verwurzelungen bereit, als sich die Kinder an den Werkbänken mit ihren Eltern und Großeltern an die Arbeit machen. „Die Rübe höhle ich ganz aus und dann kommt eine Kerze rein“, berichtet der zwölfjährige Leon von seinem Plan, nachdem er sich eine Rummel ausgesucht hat. „Früher war das auch so üblich, da gab es nur die Rummel und nicht wie heutzutage den Kürbis“, erinnert sich Leons Oma Ursula Franz an ihre Jugendzeit.

Zur fachgerechten Bearbeitung haben die Schnitzer ihr eigenes Werkzeug mitgebracht. Messer, Löffel, Meißel, gar der Eisportionierer kommt zum Einsatz, um die Rübe ihres Fruchtfleischs zu entledigen. „Das geht nicht so einfach raus“, meint die elfjährige Jana, die mit einem Löffel in der Rummel schabt und kratzt. Bei der Knochenarbeit stärken sich die Kinder mit Salzstangen, Erdnüssen und trinken Punsch.

„Dicker waren früher die Rummeln nicht, nur die Sorte hier hat süßeres Fruchtfleisch“, sagt Ursula Franz. Leon und Jana schauen sich die Rohentwürfe genau an und lassen sich durch den Kopf gehen, wohin sie  Mund- und Nasen- und die Augenöffnung anzeichnen. „Ich schnitze auf jeden Fall einen großen Mund“, sagt Alexia entschlossen. Hingegen meldet Fabian bereits Vollzug. „Mein Geisterkopf war in einer halben Stunde fertig, weil ich ein gutes Messer dabei habe“, freut sich der 13-Jährige.

Wie in einer Ausstellung werden die fertig gestylten Rübenfratzen auf einem Fass zwischengelagert. „Meine Rummel stelle ich nachher gleich bei uns vor die Haustür“, teilt Leon mit. Für jede Ausführung der schrecklich-schaurigen Rübengeister erhalten die jungen Künstler von Ortsvorsteher Jörg Birkenbach (SPD) eine Extra-Anerkennung. Laut Birkenbach soll die Tradition des Rummelbooze-Schnitzens im Spukort Oberlinxweiler weiter fortgesetzt werden.

 Ursula Franz mit Leon, Jana und Fabian (von links) bei der Arbeit.

Ursula Franz mit Leon, Jana und Fabian (von links) bei der Arbeit.

Foto: Frank Faber

Im Saarland hat der Brauch in der Zeit von 1920 bis 1960 seinen Höhepunkt erreicht. Insbesondere die Umstellung der Landwirtschaft auf Mais- statt Rübenanbau hat dafür gesorgt, dass vieler Orts der Brauch ausgestorben ist.

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