Bilanz „Ein Menschenkreis, der sich gefunden hat“

St. Wendel · Vor zehn Jahren gründeten Männer und Frauen den Rotary Club St. Wendel-Stadt. Beim Redaktionsbesuch zogen Präsidentin Claudia Ostrop-Riefer und Josef Alles Bilanz.

 Die Präsidentin des Rotary Clubs St. Wendel-Stadt zusammen mit Mitglied Josef Alles im SZ-Gespäch mit Redakteurin Evelyn Schneider.

Die Präsidentin des Rotary Clubs St. Wendel-Stadt zusammen mit Mitglied Josef Alles im SZ-Gespäch mit Redakteurin Evelyn Schneider.

Foto: Melanie Mai

Gerade hat er seinen ersten runden Geburstag gefeiert: Seit zehn Jahren gibt es den Rotary Club St. Wendel-Stadt. Dieser schrieb bei seiner Gründung prompt Geschichte. „Es war der erste gemischt gegründete Club im Saarland“, sagt die aktuelle Präsidentin Claudia Ostrop-Riefer, die selbst Gründungsmitglied war. Zu dieser Zeit gab es in St. Wendel bereits einen Rotary Club, der allerdings nur aus Männern bestand. „Einige wollten, dass Frauen als gleichwertige Mitglieder eintreten können“, erinnert sich Ostrop-Riefer. Doch für diese Idee sei keine Mehrheit gefunden worden. Und so gründeten 24 Frauen und Männer schließlich einen neuen Club.

„Anfangs waren wir ein wild zusammengewürftelter Menschenkreis. Aber wir haben uns gefunden. Und neue Mitglieder haben das Ganze ergänzt“, sagt die Präsidentin. Aktuell zählt der Rotary Club St. Wendel-Stadt 43 Mitglieder (14 Frauen und 29 Männer). In den zurückliegenden zehn Jahren gab es sechs weibliche und fünf männliche Präsidenten. Einer davon war Josef Alles. „Wir sind kein elitärer Club“, betont der Sparkassendirektor in Rente. „Wir wollen etwas für die Gesellschaft tun.“ Der ro-
tarische Gedanke besage, dass jenen geholfen werde, die Hilfe brauchen und dass Freundschaften gepflegt werden sollen. „Letzteres funktioniert nur, wenn man sich sieht“, weiß Alles. Daher treffe sich der Club jeden Montag. So sind laut Alles innnerhalb von zehn Jahren gut 400 Veranstaltungen wie Vorträge, Wanderungen, Besuche oder Konzerte zusammen gekommen.

„Rotarier zu sein, das ist eine Lebenseinstellung und kein Vereinsmäntelchen, das man sich überstreift“, sagt Claudia Ostrop-Riefer. Helfen sei der Grundgedanke der Clubs weltweit. Und dieses Helfen sei eben auch mit viel Arbeit verbunden. Ob internationale Aktionen wie „End Polio Now“, die sich für die Bekämpfung von Kinderlähmung einsetzt, oder regionale Projekte – an vielen Stellen hat sich der Club bereits engagiert.

„Insgesamt 80 000 Euro haben wir bislang für das Hospiz Emmaus und die Christliche Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel gesammelt“, rechnet Alles vor. Alljährlich starten die Rotarier hierfür eine zweitägige Weihnachtsaktion. Die Spender werden mit Plätzchen belohnt. „Dafür wurden 100 Kilo Gepäck gebacken“, verrät Josef Alles. Es gebe neben solch großen Aktionen aber auch kleine Ideen, die der Club für förderungswürdig erachtet. „Da kann man mitunter mit wenig Geld viel bewegen“, findet Alles.

Seit 2012 beteiligt sich der Rotary Club St. Wendel-Stadt an dem Projekt „Deutschlandstipendium.“ Dabei werden Studierende mit einem Betrag von 300 Euro im Monat unterstützt. Die Hälfte dieser Summe (150 Euro) trägt der Club, die andere Hälfte steuert der Bund bei. Insgesamt 132 000 Euro habe der Club hier bereits eingebracht. „Wir haben schon ganz liebe Rückmeldungen von Studierenden bekommen“, sagt Claudia Ostrop-Riefer.

Die Präsidentin ist noch bis 30. Juni im Amt. Wie es bei Rotariern üblich ist, hat auch sie sich für ihre Präsidentschaft eine Thema gewählt. Das lautet passend zu ihrem Beruf als Rechtsanwältin „Gesellschaft und Recht.“ Es ist ebenfalls Brauch, dass jedes Jahr eine Clubfahrt organisiert wird. „Meine Fahrt geht nach Hamburg“, verrät sie. Und das nicht von ungefähr, denn dort findet Anfang Juni die Rotary Convention statt. Mit 35 000 Rotariern aus aller Welt rechnet die Präsidentin. „Dort können wir auch unseren Partnerclub treffen“, so Ostrop-Riefer. Das ist der RC Vytis aus Vilnius in Litauen. „Völkerverständigung ist ebenfalls ein großes Thema“, betont die Präsidentin. Dazu passt auch, dass der Club es regelmäßig jungen Menschen ermöglicht, ein Jahr im Ausland zu verbringen und gleichzeitig junge Leute hier aufnimmt. Südafrika, USA oder Argentinien waren bereits Stationen des internationalen Austauschs. „30 Jugendliche haben wir bislang in die Welt geschickt oder hier aufgenommen“, bilanziert Alles. Es ginge darum, weltweit Freundschaften zu schließen.

Zufrieden blicken die aktuelle Präsidentin und der ehemalige Präsident auf das, was die Mitglieder des Rotary Clubs St. Wendel-Stadt geleistet haben. Nach der Feier zum zehnten Geburtstag mit einem Festvortrag von Professor Karl-Heinz Paqué von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, der zu dem Thema „Liberale Demokratie: Bürgerliche Antworten auf populistische Angriffe“ sprach, stehen bereits die nächsten Termine an.

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