Romantik wirkungsvoll inszeniert

St. Wendel. Der Beginn mit Johann Sebastian Bach stellte für Basilikakantors Stefan Klemm beim Orgelkonzert mit dem Schwerpunkt Romantik keine bloße Pflichtübung dar. Mit sattem Klang ertönte das große Präludium in Es-Dur: die dynamische Differenzierung ergab sich von selbst aus der streckenweise nur dreistimmigen Komposition

St. Wendel. Der Beginn mit Johann Sebastian Bach stellte für Basilikakantors Stefan Klemm beim Orgelkonzert mit dem Schwerpunkt Romantik keine bloße Pflichtübung dar. Mit sattem Klang ertönte das große Präludium in Es-Dur: die dynamische Differenzierung ergab sich von selbst aus der streckenweise nur dreistimmigen Komposition. Vor die dazugehörige Tripelfuge schob Klemm als langsamen Satz das Vorspiel "O Mensch, bewein dein Sünde groß" aus dem "Orgelbüchlein" ein und gab der reichlich kolorierten Melodie mit dezenter Registrierung schönen Fluss. Die dreiteilige Architektur der Fuge wurde deutlich durch die Zurücknahme der Lautstärke beim zweiten Thema, wodurch ein prächtiges Crescendo im dritten Teil möglich wurde. Der Elsässer Léon Boëllmann, 1897 mit 35 Jahren in Paris verstorben, kam zu Weltruhm durch seine "Suite gothique" für Orgel. Klemm hatte sich seiner weniger bekannten hochromantischen Zweiten Orgelsuite angenommen. Deren erster Satz, "Prélude pastoral", mit passender Feinagogik und streichenden Registern gespielt, ist mit seiner idyllischen Thematik auch prägend für die weiteren Teile. Besonders zu erwähnen sind die gedämpfte Trompete des Allegretto und das Finale, ein sehr beschaulicher "Marsch", dessen sich entgrenzende Harmonik farbig über einem mächtigen Bass strahlte. Ein "Lamento" von Marcel Dupré, des im 20. Jahrhundert wegweisenden französischen Organisten, war trotz seiner expressionistischen Momente die konsequente Fortführung solcher Romantik. Das markante Solo hatte Klemm der edlen Oboe anvertraut. Louis Vierne, sechzehn Jahre älter als Dupré, steht mit der sinfonischen Tendenz seiner Orgelmusik in romantischer Tradition, ist aber harmonisch durchaus im 20. Jahrhundert angekommen, wie das Finale seiner Ersten Orgelsinfonie bewies. Die vorwärtstreibende durchgängige Sechzehntelbewegung gab Klemm Gelegenheit, sein hohes technisches Können zu demonstrieren. Gleichzeitig gelang es ihm aber auch, die musikalische Spannung bis zum crescendierenden Schluss durchzuhalten. Als Zugabe präsentierte er nun doch einen Satz aus Boëllmanns "Suite gothique", das stimmungsvolle "Gebet an Unsere Liebe Frau".

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