Weihnachtsmarkt in St. Wendel Rodelbahn sollte aufs Glatteis geführt werden

St. Wendel · Plötzliche Kritik an Schneetransport aus den Alpen – Stadt und Menschen in sozialen Netzwerken stehen hinter der Attraktion.

 Harry Hirsch aus Dörrenbach mit einem Schubkarren voller Schnee von der mit Scherbeneis. Tochter Emma ist rutschbereit.

Harry Hirsch aus Dörrenbach mit einem Schubkarren voller Schnee von der mit Scherbeneis. Tochter Emma ist rutschbereit.

Foto: B&K/Bonenberger/

(frf) Auf farbenfrohen Reifen geht es über die weiße Masse einen Hang hinab. An guten Tagen sausen Kinder mehr als 3500 mal über die Rodelbahn auf dem St. Wendeler Weihnachtsmarkt. „Alles ist kostenlos“, sagt Harry Hirsch. Er betreut mit 50 ehrenamtlichen Helfern der Sportfreunde (SF) Dörrenbach die Rodelbahn. Viele Kinder – teils mit Handicap –, so der Dörrenbacher, hätten überhaupt nicht die Möglichkeit auf Winterspaß in der Region oder im Skiurlaub mit den Eltern. „Hier rodeln sie noch auf richtigem Schnee“, betont Hirsch.

Und diese weiße Pracht kommt direkt aus dem 500 Kilometer entfernten, österreichischen Montafon (Vorarlberg). Ein Laster transportierte drei Tonnen Schnee pünktlich zum Auftakt des Marktes in die Kreisstadt. Und das bereits zum wiederholten Mal. Die Onlineausgabe des Nachrichtenmagazins Focus wertet: „Der Wendeler Weihnachts- und Mittelaltermarkt hebt sich durch Rodeln auf echtem Schnee aus den Alpen, Feuershows und Tavernenspiel hervor“.

Doch plötzlich ist die Attraktion in der Kritik. „Nicht mehr zeitgemäß“  soll sie sein, unverantwortlich sei der lange Weg, den der Schnee aus den Alpen nahm. „Dass man die derzeitige Klimadebatte mit einer Rodelbahn für Kinder in Verbindung bringt, ist schon ein starkes Stück“, findet Hirsch. Auslöser seines Ärgers ist ein Hörfunkbeitrag, der nur den Weg des Schnees, nicht aber die Rodelbahn als Ganzes zum Thema hatte. Diese gibt es mittlerweile seit 15 Jahren in St. Wendel.  Es hat auch Tradition, dass die Ehrenamtler jenen Betrag, den ihnen die Stadt St. Wendel für ihre Mühe zukommen lässt,  für einen guten Zweck spenden. Dieses Mal wird die Notfallseelsorge im Landkreis St. Wendel bedacht. Für deren Arbeit und die Freude der Kinder hat Hirsch schon 600 Fuhren mit Schnee auf die Rodelbahn gekarrt. Produziert wird der Nachschub von einer  20 Meter von der Bahn entfernten Scherbeneismaschine. Also, klimaneutral.

Und wie reagiert nun die Stadt auf die völlig unerwartete Kritik an der so beliebten Rodelbahn?

Auf SZ-Anfrage teilt Bürgermeister Peter Klär (CDU) gelassen mit: „Die Rodelbahn ist eine Attraktion auf dem Weihnachtsmarkt, die werden wir auch weiterhin so betreiben“. Der Markt wolle doch auch den Kindern etwas Besonderes bieten, weil viele doch sonst gar nicht erst in den Genuss von Rodelspaß auf Schnee kommen. „Und auf der Bahn kommt richtige Weihnachtsstimmung auf, daran werden wir nichts ändern“, betont der Bürgermeister nochmals.

Schneegestöber gegen die Rodelbahn gibt es in den sozialen Netzwerken übrigens nicht. Ganz im Gegenteil: Nutzer fahren mit der Kritik Schlitten. Diese wird als überzogen abgetan. Und so rieselt jede Menge Unterstützung durch die virtuelle Welt – und das wegen eines Lasters Schnee.

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