Regensburger Domspatzen Die Domspatzen zu Besuch in Bliesen

Bliesen · Domkapellmeister Roland Büchner: „Wir hoffen, Menschen mit unserer Chormusik ein wenig zu bereichern.“

 Die Regensburger Domspatzen sind auf Tournee.

Die Regensburger Domspatzen sind auf Tournee.

Foto: Michael Vogl

Die Regensburger Domspatzen geben am kommenden Samstag, 27. Oktober, im Bliestaldom in Bliesen ein Gastspiel. Veranstalter ist der Verein zur Förderung und Erhaltung des Bliestaldoms St. Remigius. Was die Besucher ab 17 Uhr erwartet, das erzählt Domkapellmeister Roland Büchner im SZ-Gespräch.

Die Regensburger Domspatzen singen auf der ganzen Welt. Was führt Sie nach Bliesen?

Roland Büchner: Durch persönliche Kontakte auch mit Veranstaltern, die den Chor schon gehört haben, sind die aktuellen Einladungen nach Bliesen und Wallerfangen erfolgt.

Was verbinden Sie mit dem Saarland, kennen Sie St. Wendel bereits?

Büchner: Wir schätzen zum einen die Landschaft des Saarlandes und die Offenheit der Menschen der Chormusik gegenüber. Meine Schwiegertochter ist in St. Wendel geboren und hat mir schon oft begeistert von dieser mächtigen Basilika und der Chorarbeit dort und dem Bliestaldom erzählt.

Was genau erwartet die Besucher in Bliesen?

Büchner: Chormusik aus verschiedenen Epochen, von der Renaissance bis hin zu zeitgenössischen Werken. Dies ist Chormusik in ihrer reinsten Form, das heißt a-cappella, also ohne Instrumente. Es erklingen dabei Werke von Palestrina, Lasso, Duruflé und Rheinberger. Besonders gespannt sind wir, wie das „Eli, Eli“ des ungarischen Komponisten Deák-Bardós, der Psalm eins „Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen“ des 1967 geborenen Ivan Moody sowie das „Lux aurumque“ des amerikanischen Komponisten Eric Whitacre beim Publikum ankomment.

Die Regensburger Domspatzen bezeichnen sich selbst als den ältesten Knabenchor der Welt. Wie hat sich das Leben im Internat und auch die Chorliteratur im Laufe der Jahre entwickelt?

Büchner: Seit knapp 25 Jahren darf ich als Domkapellmeister den Chor und die Gesamtinstitution leiten. In dieser Zeit ist die Bildung der jungen Sänger immer mehr individualisiert worden. Mit modernen Lehr- und Lernmethoden erreichen wir die Heranbildung von jungen Menschen, die mit ihrem Wissen und vor allem ihrer sozialen Kompetenz in die Gesellschaft wirken. Die Chorliteratur ist zum einen weiterhin der Tradition verhaftet und trägt die Musik des 16. Jahrhunderts und auch die Gregorianik weiter. Barock, Klassik und Romantik sind nach wie vor im Repertoire vorhanden, und man stellt sich auch den Herausforderungen der zeitgenössischen Chormusik.

Würden Sie sich heute als einen modernen Chor bezeichnen?

Büchner: Ja, wir sind ein moderner Chor, der in seinem sozialen Gefüge zeitgemäß geführt wird. Die Modernität spiegelt sich auch wider im Repertoire der modernen Chormusik.

Auf welche Werte legen Sie besonderen Wert in Ihrem Internat und auch in der Chorausbildung?

Büchner: Wir sind bestrebt, die Jungs und jungen Erwachsenen in Internat, Gymnasium und Chor zu selbstständigen Persönlichkeiten heranzubilden. Gerade in den täglichen Chorproben, aber auch auf den Konzerttourneen und beim Gesang im Dom erlernen sie ein hohes Maß an sozialer Kompetenz, welche für ihr weiteres Leben positiv prägend wirkt.

Haben die Jungs ein Mitspracherecht bei der Musikauswahl?

Büchner: Die Konzertprogramme werden vom Domkapellmeister zusammengestellt, da er am besten die aktuellen Möglichkeiten und Ansprüche einschätzen kann. Besondere Wünsche der Chorsänger für Chorliteratur im Konzertprogramm finden nach Möglichkeit darüber hinaus Berücksichtigung.

Inwieweit hat der Skandal um Missbrauchsvorwürfe das Leben und auch das Image der Regensburger Domspatzen verändert? Ist der Skandal heute immer noch Thema in der Schule?

Der sogenannte Missbrauchsskandal hat natürlich das Leben und Image der aktuellen Domspatzen beeinflusst. Sie wurden und werden mit der Geschichte und Vorfällen der Institution konfrontiert, die mehr als 40 Jahre zurückliegen. Die Aufarbeitung wurde ja seit 2015 sehr intensiv betrieben und dank des Einsatzes von Bischof Rudolf Voderholzer wurde erreicht, dass unter Leitung eines unabhängigen Anwalts Vertreter der Opfer und der Institution gemeinsam verschiedenste Maßnahmen abgesprochen haben und Berichte erstellt wurden. Zwei Studien zum Thema sollen noch im Frühjahr 2019 vorgestellt werden. Auch vom unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung wurde die Aufarbeitung bei den Domspatzen als vorbildlich beurteilt. Seit rund 15 Jahren gibt es auch ein Präventionskonzept für Chor, Schule und Internat, das immer wieder den aktuellen Erfordernissen angepasst wird.

 Domkapellmeister Roland Büchner leitet den Chor und die Gesamtinstitution seit knapp 25 Jahren.

Domkapellmeister Roland Büchner leitet den Chor und die Gesamtinstitution seit knapp 25 Jahren.

Foto: Jonas Wenzel/JONAS WENZEL

Worauf freuen Sie sich besonders bei Ihrem Besuch im Saarland?

Büchner: Besonders freuen wir uns auf die Begegnungen mit den Menschen des Saarlandes, die uns durch ihre offene Art sehr sympathisch sind. Wir hoffen, dass wir sie mit unserer Chormusik ein klein wenig bereichern können.

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