Theatergemeinschaft St. Wendel Wilsberg und US-Präsident geben sich die Ehre

St. Wendel · St. Wendeler Theatergemeinschaft bietet ab Oktober Krimi, Komödie, Klassiker und Schauspiel mit Musik

 Um die Politik in den USA geht es in dem Stück „Mr. President first“ mit Max Vokert Martens in der Hauptrolle.

Um die Politik in den USA geht es in dem Stück „Mr. President first“ mit Max Vokert Martens in der Hauptrolle.

Foto: Marina Maisel

Sieben Tourneetheater gastieren in der Zeit von Oktober bis April 2020 in St. Wendel. „Bekannte Schauspieler in interessanten Produktionen“, kündigen die Macher an. Diese Programm-Macher sind  Martina Weyrich und Christel Berndt von der Theatergemeinschaft St. Wendel. Sie sind bereits seit vergangenem September dabei, ein Programm für den Saalbau zusammenzustellen. Da werden Programmhefte studiert und Stücke besucht, außerdem stöbern die zwei Damen fleißig im Internet, fragen Theater an, koordinieren Termine. Herausgekommen ist „ein sehr gutes Programm“, wie Christel Berndt findet. Alle Aufführungen beginnen um 19.30 Uhr.

Den Auftakt in die neue Theatersaison macht das a.gon Theater aus München mit dem Boulevard-Schauspiel „Mr. President first“ von Stefan Zimmermann mit dem aus dem Fernsehen bekannten Schauspieler Max Volkert Martens am Mittwoch, 16. Oktober. Zum Inhalt: Eine Gruppe von Milliardären gründet eine neue Partei und macht den einflussreichen und begüterten TV-Star Edward Tishler zu ihrem Präsidentschaftskandidaten. Sie nutzen  geschickt die modernen Medienkanäle, und Tishlers Umfragewerte schnellen in die Höhe. Tishler lebt mit seiner jungen Freundin Emely Harper zusammen. Als diese für ihn nicht nur die tägliche Pressearbeit stemmen, sondern auch noch den Wahlkampf organisieren soll, kommt es zum Konflikt zwischen beiden. Nachdem Emely dem jungen Diplomaten Jonatan Hofmann begegnet, kann sie sich aus den Fesseln Edwards befreien. Sie arbeitet sich im diplomatischen Dienst bei der UNO hoch. Emely wird von dem politischen Gegner von Tishler als Gegenkandidatin aufgestellt. Auch ihre Werte schnellen in die Höhe. Tishler beginnt die Inhalte seiner Partei kritisch zu hinterfragen. Während einer TV-Reality-Show kommt es zu einem unerwarteten Show-down vor Millionen Zuschauern.

Als zweites Gastspiel kommt am Mittwoch, 4. Dezember, die Konzertdirektion Landgraf aus Titisee-Neustadt, die schon öfter in St. Wendel zu sehen war, mit der Komödie „Eine Stunde Ruhe“. Die Hauptrollen spielen Timothy Peach und Saskia Valencia. Zum Inhalt: Jazz-Liebhaber Michel schwärmt seit seiner Jugend für das Album „Me, Myself And I“ seines Jazz-Idols Niel Youart. Nach Jahren vergeblichen Suchens findet er diese LP zufällig auf dem Flohmarkt. Überglücklich eilt er nach Hause, um sie sofort zu hören. Er verlangt nicht viel: bloß eine Stunde Ruhe. Doch niemand gönnt ihm auch nur eine Minute: weder seine Frau, noch ihre beste Freundin (gleichzeitig seine Geliebte). Auch der Sohn, sein Nachbar und ein sich als Pole ausgebender portugiesischer Klempner hindern ihn am Hörgenuss. Dann folgt Katastrophe auf Katastrophe. Eheliche, uneheliche, freundschaftliche, väterliche und nachbarschaftliche Beziehungen gehen zu Bruch – und dank des Klempnerpfuschs wird auch noch die Wohnung geflutet. Nach Lügen, Ablenkungsmanövern und Manipulationen könnte Michel eigentlich seine heißgeliebte Platte hören – wenn, ja wenn….

Die Konzertdirektion Landgraf aus Titisee-Neustadt bringt auch das Schauspiel „Kunst“ am Freitag, 17. Januar 2020, auf die Saalbau-Bühne. Die Hauptrollen spielen Leonard Lansink (aus dem Fernsehen bestens bekannt als Wilsberg), Heinrich Schafmeister und Luc Feit. Zum Inhalt: Serge hat sich für 20 Riesen ein großformatiges Gemälde von einem berühmten Avantgarde-Künstler gekauft. Doch als er es stolz seinem Freund Marc zeigt, zweifelt der an Serges Verstand – das teure Bild ist nahezu komplett weiß. Als Verbündeter wird nun der gemeinsame Freund Yvan bemüht. Und bald geht es nicht mehr darum, was Kunst ist, sondern um das Bild, das jeder der drei sich vom anderen gemacht hat. Und plötzlich heißt es nicht mehr „Einer für alle“, sondern „Jeder gegen jeden“. Im Verlauf des Stückes wird das weiße Bild so zum Katalysator eines turbulenten Konfliktstrudels, der die Seh- und Beziehungsgewohnheiten der drei Männer ordentlich durcheinander wirbelt.

Am Sonntag, 16. Februar, gastiert dann das Tournee-Theater Thespiskarren aus Hannover mit dem Schauspiel „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt im Saalbau. Die Hauptrollen spielen Peter Bause und Hellena Büttner. Zum Inhalt: In dem beschaulichen Schweizer Sanatorium „Les Cerisiers“ werden zwei Krankenschwestern ermordet, angeblich erdrosselt von ihren Patienten. Doch diese erscheinen auf den ersten Blick durchaus harmlos: Der eine hält sich für Albert Einstein, der andere für Sir Isaac Newton und dem dritten – Johann Wilhelm Möbius – erscheint der König Salomon. Doch unter den Augen des in dem Fall ermittelten Inspektors Voß offenbart sich immer deutlicher, dass hier nichts so ist, wie es scheint. Möbius  ist nicht etwa ein Irrer, sondern ein brillanter Physiker, der die „Weltformel“ entdeckt hat. Weil aber deren Anwendung katastrophale Folgen für die Menschheit haben würde, versteckt er sich im Irrenhaus, in der Hoffnung, sein Wissen der Welt zu verheimlichen. Mathilde von Zahnd, die missgestaltete Besitzerin und Chefärztin des Irrenhauses, hat aber bereits Kopien der Aufzeichnungen Möbius erstellt und will mit der Formel nun die Weltherrschaft erringen.

Das Schauspiel „Geächtet“ von Ayad Akhtar, ebenfalls vom Tournee-Theater Thespiskarren, wird am Dienstag, 10. März, aufgeführt. Eine der Hauptrollen spielt Nathalie O´Hara. Zum Inhalt: Wenn ein Moslem seine Herkunft verachtet, ein Jude, der Political Correctness über alles stellt, eine aufgestiegene Afroamerikanerin im Karriere-Rausch und eine weiße Amerikanerin, die der Kunst des Islams verfallen ist, sich zum Abendessen treffen, dann ist das Konfliktpotential bereits gewaltig. Der Pakistani Amir ist ein erfolgreicher Anwalt und glücklich mit Emily verheiratet, die als Künstlerin kurz vor dem Durchbruch steht. Dazu bedarf es nur ein wenig der Unterstützung von Kurator Isaac, der mit seiner Frau Jory, die wiederum eine Konkurrentin von Amir in der Anwaltskanzlei ist, zum Dinner vorbeikommt. Als Isaac Emily die frohe Nachricht überbringt, dass ihre Werke in seiner nächsten Ausstellung gezeigt werden, scheint der Abend perfekt zu laufen. Wenigstens für den Bruchteil einer Sekunde. Denn augenblicklich beginnen die Diskussionen um Tradition, Glaube und Fundamentalismus. Nach und nach kommen die (Vor-) Urteile und Weltanschauungen der vier sehr unterschiedlichen Menschen in den Dialogen zum Vorschein. Als schließlich der Alkohol die Zungen löst, werden die Diskussionen hitziger. Und dann dringt auch noch die eine bittere Nachricht in die Runde: Jory ist befördert worden.

Mit dem Thriller „Passagier 23“ von Sebastian Fitzek kommt das Berliner Kriminaltheater am Samstag, 4. April,  nach St. Wendel. Zum Inhalt: Weltweit sind es jährlich 23, die während einer Reise mit einem Kreuzfahrtschiff verschwinden. 23, bei denen man nie erfährt, was passiert ist. Noch nie ist jemand zurückgekommen. Bis jetzt, bis auf Anouk, einem Mädchen, das vor einem halben Jahr mit seiner Mutter verschwand. In ihrem Arm hält sie einen Teddybären, der nicht ihr eigener ist. Mitten in einem Einsatz bekommt der Polizeipsychologe Martin Schwartz einen mysteriösen Anruf. Er muss sofort nach England reisen und an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Sultan of the Seas“ kommen. Vor fünf Jahren ist sein Sohn mit seiner Frau auf diesem Kreuzfahrtschiff verschwunden. Die Polizei ging damals von einem Selbstmord aus. Nie wieder wollte Martin Schwartz ein Schiff betreten, nie wieder seine zerstörte Seele den Qualen der Erinnerung aussetzen. Aber kein Zweifel, es ist der Teddy seines Sohnes, den Anouk im Arm hält. Das Schiff legt ab und begibt sich auf den Weg nach New York. An Bord sind 3000 Passagiere, ein traumatisiertes Mädchen, ein zutiefst verstörter Polizeipsychologe – und ein Mörder auf der Jagd.

Den Abschluss der Theatersaison 2019/2020 bildet das Schauspiel mit Live-Musik „Spatz und Engel“ am Donnerstag, 30. April. „Spatz und Engel“ erzählt die  Geschichte der innigen Freundschaft zweier Ikonen des 20. Jahrhunderts. Marlene Dietrich und Edith Piaf, der „Blaue Engel“ und der „Spatz von Paris“ – das sind zwei Frauen, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Hier die beherrschte, kühle Schönheit, die ein Internat in Weimar besuchte. Dort die leidenschaftliche kleine Göre, die ihre Kindheit in einem Bordell in der Normandie verbrachte. Doch aller Gegensätzlichkeit zum Trotz verband diese beiden Frauen eine langjährige Freundschaft. „Kaum jemand weiß, dass diese zwei Frauen befreundet waren“, sagt Berndt. „Spatz und Engel“ werfe einen einmaligen Blick auf dieses bislang wenig thematisierte Kapitel in den Viten der weltbekannten Diven, von ihrer ersten Begegnung auf der Damentoilette eines Ballrooms im New York der 1940er-Jahre und ihre kurze Liebesaffäre, die zum Fundament der lebenslangen Freundschaft wird. Die  Chansons von Marlene Dietrich und Edith Piaf, darunter Hits ebenso wie weniger bekannte Kostbarkeiten, bilden den roten Faden.

 Nur Krimis spielt das Berliner Kriminaltheater; in St. Wendel am 4. April „Passagier 23“.

Nur Krimis spielt das Berliner Kriminaltheater; in St. Wendel am 4. April „Passagier 23“.

Foto: Herbert Schulze
 In „Kunst“ ist unter anderem Leonard Lansink, besser bekannt als Wilsberg (rechts) zu sehen. Außerdem spielen Luc Feit und Heinrich Schafmeister mit.

In „Kunst“ ist unter anderem Leonard Lansink, besser bekannt als Wilsberg (rechts) zu sehen. Außerdem spielen Luc Feit und Heinrich Schafmeister mit.

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