Polizei zerschlägt Mafiaring im St. Wendeler Land

St Wendel · Während eines Großeinsatzes haben Polizei und Zoll am Mittwoch Wohnungen durchsucht und Beweise sichergestellt. Im Zusammenhang mit internationaler Geldwäsche und bandenmäßigem Zigarettenschmuggel waren die Beamten aktiv.

 Lieferwagen randvoll mit Paketen, die mit illegalem Tabak für Großbritannien bestimmt waren. Fotos: Polizei

Lieferwagen randvoll mit Paketen, die mit illegalem Tabak für Großbritannien bestimmt waren. Fotos: Polizei

Zwei Männer (25/44) aus dem Landkreis St. Wendel sowie eine 37-jährige Frau aus Sulzbach sind am Mittwochvormittag festgenommen worden. Wie ein Sprecher des Landespolizeipräsidiums berichtet, waren knapp 100 Ermittler im Einsatz, um Wohnungen und eine Lagerhalle zu durchsuchen.

Seit November hatten sowohl Polizei als auch Zoll eine Bande im Visier, die über das St. Wendeler Land Zigaretten nach Großbritannien schmuggelten. Dabei soll Steuern in Millionenhöhe hinterzogen worden sein. Auch Fahnder aus anderen europäischen Staaten waren an der Aktion beteiligt.
Umschlagplatz in St. Wendel

Nach Informationen der Saarbrücker Polizeipressestelle geht es bei der Razzia um den Verdacht des Einfuhrschmuggels und der Geldwäsche . Dabei sollen die Verdächtigen vom St. Wendeler Land aus in mehreren europäischen Staaten agiert haben.

Der Fall, wie er sich nach "langwierigen Ermittlungen" zurzeit darstellt: Die Bande soll in Luxemburg immer wieder Feinschnitttabak gekauft haben. Die heiße Ware sammelten sie zunächst in einer Lagerhalle in St. Wendel . Die hatten sie dafür extra gemietet. Um den Zoll an der Nase herumzuführen, verpackten sie den Tabak in unauffällige Pakete. Diese waren für den Schwarzmarkt im Vereinigten Königreich bestimmt. Für den Transport auf die Insel nutzte der Hehlerring einen Paketdienst.

Dort warteten schon die Komplizen auf die Ankunft der Post. Sie wiederum brachten die Zigaretten "mit hohem Gewinn" an den Mann. Das gelang ihnen nach Ermittlerangaben dadurch, indem sie die Ware an der Verbrauchssteuer vorbeilenkten. Mit dem Geld schafften sich die Hauptverdächtigen dann eine Immobilie im Landkreis Neunkirchen an.

Die Beamten beider an der Großaktion beteiligten Ermittlungsbehörden gehen bisweilen davon aus, dass rund 2000 Pakete nach Großbritannien versandt wurden. Die Menge, die so außer Landes kam, ist erstaunlich: Es soll sich um 30 Tonnen Tabak gehandelt haben.

Die Durchsuchungen am Mittwoch konzentrierten sich in erster Linie auf St. Wendel . Drei Wohnungen wurden inspiziert sowie die Lagerhalle, die als Umschlagplatz der illegalen Fracht diente. Je eine weitere Unterkunft wurde in Sulzbach und Merzig durchsucht. Dabei stießen Zollfahnder und Vertreter des Dezernats für Organisierte Kriminalität unter anderem auf Tabak, Verpackungsmaterial und Aufzeichnungen.

Unterdessen erging Haftbefehl gegen die drei Festgenommenen. Sie kamen in die Gefängnisse nach Saarbrücken und Zweibrücken.

Doch sie sollen nicht die einzigen Bandenmitglieder sein. Europaweit läuft die Suche nach weiteren vier Männern. Daran beteiligen sich auch polnische und britische Behörden.

Das Alter der mutmaßlichen Mafiamitglieder, nach denen mit europäischem Haftbefehl gefahndet wird: 28, 36, 37 und 47 Jahre.

Seit dem Ermittlungsbeginn im November vergangenen Jahres gehen die Beamten davon aus, dass zwölf Männer und vier Frauen der Truppe angehören. Sie sollen allesamt aus Osteuropa stammen.

Nach Angaben des Polizeisprechers sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Auch in den anderen betroffenen Staaten werde weiter gegen die Hehlerbande gefahndet.

 Professionelles Verpackungsmaterial, welches die heiße Ware vor Augen des Zolls verbergen sollte.

Professionelles Verpackungsmaterial, welches die heiße Ware vor Augen des Zolls verbergen sollte.

Zum Thema:

An den seit Monaten schon dauernden Ermittlungen sind nach Angaben eines Polizeisprechers beteiligt: das Dezernat für Organisierte Kriminalität des Landespolizeipräsidiums (LPP) Saarland in Saarbrücken sowie das Zollfahndungsamt (ZFA) mit Sitz in Frankfurt von seinem Kaiserslauterer Dienstort aus. 68 LPP-Beamte und 27 Kollegen des ZFA waren am Mittwochvormittag am Einsatz hauptsächlich im Landkreis St. Wendel beteiligt. Der Vorwurf lautet nach bisherigen Ermittlungsergebnissen Zigarettenschmuggel und bandenmäßige Hehlerei sowie Geldwäsche .Auch in Großbritannien fahnden die dortigen Zollbehörden. Unter anderem geht es hierbei um die Hinterziehung der Verbrauchssteuer. In Polen und Großbritannien arbeiten die Beamten mit ihren deutschen Kollegen zusammen, um den europäischen Haftbefehl gegen vier weitere Bandenmitglieder zu vollstrecken. Bis zu einem Gegenwert von 2,5 Millionen Euro dürfen Ermittler in Deutschland laut Amtsgerichtsbeschluss in diesem Fall Vermögen beschlagnahmen, was die mutmaßlichen Täter durch Straftaten erlangten. Dies reicht allerdings nach SZ-Informationen längst nicht an den Gegenwert des Steuerschadens heran. hgn

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