Polizei-Großkontrolle am St. Wendeler Bahnhof
St Wendel · Beschwerden über die Zustände am Zughaltepunkt in der Kreisstadt haben zuletzt wieder zugenommen. Auch wenn die tatsächlichen Zahlen über Straftaten nicht alarmierend erscheinen, wollten Ordnungskräfte ein Zeichen setzen.
Bundespolizei , örtliche Kollegen aus St. Wendel , darunter Ermittler des Kriminaldienstes in Zivil, Mitarbeiter des privaten Sicherheitsdienstes der Deutschen Bahn (DB) sowie Vertreter des städtischen Ordnungsamtes: Gemeinsam haben sie den Bahnhof inspiziert. Stichprobenartig kontrollierten sie Papiere und Taschen der Passanten. Sie schritten auffällig durchs Gebäude, wiesen Raucher mit qualmenden Zigaretten zwischen den Lippen darauf hin, ihre Kippen im Haus aus zu lassen. Am Ende der knapp zweistündigen Patrouille das Fazit von Dieter Schwan, Pressesprecher der Bundespolizei in Bexbach und selbst am Einsatz beteiligt: "Keine besonderen Vorkommnisse."
Der Bahnhof hier sei prinzipiell kein Kriminalitätsschwerpunkt, hatte St. Wendels Polizeichef Martin Walter zuvor während einer Einsatzbesprechung aller Beteiligten konstatiert. Allerdings habe es zuletzt vermehrt Hinweise aus der Bevölkerung auf Zwischenfälle gegeben. Insbesondere Jugendgruppen hielten sich dort auf, die Reisende auf der Treppe zu den Bahnsteigen behinderten oder so laut seien, dass dies die Arbeit des Fahrdienstleiters in seinem Büro störe. Besonders frei- und samstags falle dies auf.
Neunkirchen ist ruhiger
Peter Fuchs , Chef der Bundespolizei in Bexbach und seine Behörde originär für Bahnhöfe zuständig, wollte die momentane Situation vor Ort nicht dramatisieren. Dieser Einsatz stehe in Zusammenhang mit der seit elf Jahren praktizierten Sicherheitspartnerschaft seiner und örtlicher Institutionen. Dieses Modell habe sich bewährt. Der neuerliche Kontrollgang diene somit der "Gefahrenabwehr".
Nichtsdestotrotz hieß es mit Blick auf Bahnhöfe ähnlicher Größe und mit vergleichbarem Passagieraufkommen in der Region seitens der Bundespolizei zu Zwischenfällen: "In Neunkirchen ist zurzeit weniger los." Das liege auch am Verhalten der Menschen in St. Wendel : "In ländlich geprägten Gebieten ist die Sozialkontrolle größer", sagte Fuchs. Hier werde eher angezeigt.
Meinung:
Hysterie wäre fehl am Platz
Von SZ-RedakteurMatthias Zimmermann
Es ist eine Gratwanderung zwischen tatsächlichen Gesetzesverstößen und rein subjektiv empfundenem Unwohlsein, was dann als Unrecht ausgemacht wird. Ob wirklich ein tiefschürfendes Problem vorliegt oder eine Situation nur deswegen negativ auffällt, weil man selbst es anders handhabt. So sieht es auch im Bezug auf Bahnhöfe aus, konkret bei dem in St. Wendel . Keine Frage: Drecksecken wegen unachtsam weggeschmissenen Mülls, rüde Pöbeleien bis hin zu handgreiflichen Attacken dulden keine Toleranz. Wer sich danebenbenimmt, muss mit Konsequenzen rechnen. Gut, wenn hier Passanten als Beobachter und Helfer von Amts wegen Hand in Hand arbeiten, um die Aus- und Umstiegsstation in Ordnung zu halten. Da ist durch die Sicherheitspartnerschaft verschiedener Stellen in den zurückliegenden Jahren gewiss einiges erreicht worden.
Wir sollten uns jedoch vor Hysterie hüten. Denn ein junger Mensch, der auf einer Treppe Platz genommen hat, stellt damit längst keine Gefahr dar. Wie geschmackvoll der Anblick eines Mannes ist, der ungeniert eine Flasche Bier ansetzt, obwohl er offensichtlich schon einiges intus hat, darüber können wir streiten. So lange er sich aber nichts zu Schulden kommen lässt, begeht er keine Straftat. Eine Schieflage sicherlich, aber nicht zu dramatisieren.
Zum Thema:
Auf einen Blick Zwischenfälle am St. Wendeler Bahnhof, Januar bis November: vier Verstöße gegen das Waffengesetz, fünf Rauschgiftdelikte, 15 Diebstähle, 28 Sachbeschädigungen, vier Sonstiges, darunter Beleidigung, 24 Ordnungswidrigkeiten (wie Rauchen im Gebäude), vier Fälle verfassungswidriger Symbole. (Quelle: Pressesprecher Dieter Schwan der Bundespolizei in Bexbach) hgn