Konzept für St. Wendel AG hofft auf Aufbruchstimmung nach Corona

St. Wendel · Wie die Aktionsgemeinschaft St. Wendel den Einzelhandel ankurbeln will. Erst einmal heißt es „St. Wendel räumt die Lager“.

Wie in anderen Städten auch, ist es in manchen Geschäften in St. Wendel möglich, Ware zu bestellen und abzuholen.

Wie in anderen Städten auch, ist es in manchen Geschäften in St. Wendel möglich, Ware zu bestellen und abzuholen.

Foto: dpa/Marijan Murat

Durch die aktuelle Corona-Lage war es der Aktionsgemeinschaft (AG) „In St. Wendel tut sich was“ in den vergangenen Wochen und Monaten nicht möglich, die vielfältigen geplanten Aktionen über die Bühne gehen zu lassen. Wie eine Sprecherin der AG berichtet, habe die Gemeinschaft mit Unterstützung des St. Wendeler Bürgermeisters Peter Klär (CDU) erreicht, dass die Kunden auf städtischen Parkflächen kostenlos parken können. Banken und private Parkplatzbesitzer haben sich dieser Aktion ebenfalls angeschlossen.

Dank der finanziellen Unterstützung der Stadt in Höhe von 20 000 Euro sei es gelungen, in den vergangenen Monaten, das neue Gutscheinsystem „local heros“ einzuführen. „Die neuen Gutscheine werden zwischenzeitlich gut angenommen und können den Einzelhandel in der Pandemie unterstützen, da man sie auch online kaufen kann“, bilanziert die Sprecherin. Zudem ist es möglich, sowohl Stadt-Gutscheine als auch Gutscheine eines jeden einzelnen Händlers zu kaufen. Die AG gehe davon aus, dass mit diesem System eine neue Erfolgsgeschichte geschrieben werden kann.

„Die derzeitige Situation mit der Schließung der Einzelhandelsgeschäfte in St. Wendel und der Gastronomiebetriebe ist für alle ein katastrophaler Zustand, auch wenn die Einsicht, Kontakte zu vermeiden um das Ansteckungspotenzial so gering wie möglich zu halten, vorhanden ist“, erklärt die Sprecherin. Dennoch mahnt die AG an, bei möglichen weiteren Maßnahmen zu berücksichtigen, dass im kleinen innerstädtischen Einzelhandel das Ansteckungsrisiko viel geringer sei als in großen Discountern und Supermärkten. „Es besteht die Forderung, in Zukunft den umgekehrten Weg zu gehen und den innerstädtischen Einzelhandel zu öffnen und den Supermärkten und Discountern zu verbieten, während der Pandemie Warengruppen zu verkaufen, die im innerstädtischen Einzelhandel verkauft werden“, unterstreicht die Sprecherin.

In den kleinen Läden könnten Besucherströme gelenkt und Hygienekonzepte besser umgesetzt werden. Aus diesem Grund müsse der innerstädtische Einzelhandel auch während der Pandemie geöffnet werden. Nur so könne die drohende Verödung der Innenstadt noch abgewendet werden. „Diese Öffnung muss jetzt erfolgen, in ein bis zwei Monaten ist es wahrscheinlich zu spät, einige Geschäfte in der St. Wendeler Innenstadt werden dann wahrscheinlich leider dauerhaft geschlossen sein“, sagt die Sprecherin. Um dies zu verhindern, sei es auch dringend notwendig, dass jetzt schnell gehandelt werde und die zugesagten Fördermittel auch fließen.

Der gesamte Vorstand der AG zeigte sich in der jüngsten Vorstandssitzung verärgert über die Aussage eines SPD-Stadtratsmitglieds, der in einer Pressemitteilung der AG Untätigkeit während der Pandemie vorgeworfen hatte. „Hätte er nachgefragt, wüsste er, dass dies nicht der Fall war. Die Aktionsgemeinschaft hat eine WhatsApp-Gruppe gebildet, in der sich 17 Mitglieder der AG regelmäßig austauschen und über die neuesten Entwicklungen informieren“, erläutert die Sprecherin. Dadurch habe im November vergangenen Jahres auch die Aktion „St. Wendeler Weihnachtsgeld“ sehr kurzfristig umgesetzt werden können.

Das Modehaus Houy sei für die Mitglieder der AG sozusagen Vorreiter für innovative Verkaufskonzepte gewesen. Über ein so genanntes Click- beziehungsweise Call- und Collect-System (Bestellen und abholen) können Kunden die gewünschte Kleidung im Internet oder per Anruf bestellen und nach Terminvereinbarung in den Geschäften abholen.

Ekkehart Houy habe dem Vorstand mitgeteilt, dass gerade bei den Stammkunden ein guter Zuspruch festzustellen war. Wichtig sei es, dass die Verkaufsware in den Schaufenstern entsprechend präsentiert werde. Die ausgesuchte Kleidung kann an der Eingangstür abgeholt und direkt an der Kasse bezahlt werden. „Das Ordnungsamt hat die Zulässigkeit dieses Verfahrens bestätigt und sich kooperativ gezeigt“, berichtet die Sprecherin.

Die AG wird ihren Mitgliedern über ihre Homepage und ihren Facebook-Account die Möglichkeit geben, sich an einem solchen System zu beteiligen. „Es sind mittlerweile auch weitere Konzepte erstellt worden, um sofort nach der Öffnung der Geschäfte den Verkauf im innerstädtischen Einzelhandel anzukurbeln.“ So werde es in den nächsten Wochen eine Aktion „St. Wendel räumt die Lager“ geben. Die Aktion soll auch dann durchgezogen werden, wenn die Geschäfte noch länger geschlossen bleiben. „Die Lagerräume sind voll, und es ist dringend notwendig, für die neue Frühlings- und Sommerware Platz zu schaffen.“

Weitere Aktionen sollen folgen. „Unser Ziel ist es, nach der Pandemie eine noch nicht dagewesene Aufbruchstimmung zu erwirken. Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, dass es zu weiteren Geschäftsschließungen kommt. Und diese Aufbruchstimmung soll auch genutzt werden, um neue Geschäfte in St. Wendel anzusiedeln“, sagt die Sprecherin. Gemeinsam mit der Stadt soll eine Tourismus-Strategie entwickelt werden. Es habe sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass die Gastronomie und der Einzelhandel vom Tourismus lebe.

„Wir stellen auch Überlegungen an Veranstaltungen, die wegen der Pandemie in den nächsten Monaten möglicherweise nicht stattfinden werden können, in den darauffolgenden Monaten unter geänderten Vorzeichen durchzuführen“, sagt die Sprecherin. All diese Aktionen sollen dazu beitragen, dass die Strukturen im Einzelhandel und in der Gastronomie auch in den nächsten Monaten erhalten bleiben und dass es gelingen werde, neue Geschäfte in St. Wendel anzusiedeln, um Leerstände nochmals rückgängig zu machen.

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