Demonstration Rettungsdecken als sichtbares Zeichen

St. Wendel · Pfarrgemeinde St. Wendelin solidarisiert sich mit Pfarrei in Lampedusa. Am Sonntag wird vor der Basilika demonstriert.

 Auf dem Rettungsschiff Sea-Watch 3 sitzen derzeit 42 Menschen fest. Für sie wird auch in St. Wendel demonstriert.

Auf dem Rettungsschiff Sea-Watch 3 sitzen derzeit 42 Menschen fest. Für sie wird auch in St. Wendel demonstriert.

Foto: dpa/Chris Grodotzki

Das Seenotrettungsschiff Sea-Watch 3 liegt seit Donnerstag in Sichtweite der italienischen Insel Lampedusa. Seit Tagen plädieren Priester und Bischöfe Italiens für eine Aufnahme der Flüchtlinge. Inselpfarrer Don Carmelo La Magra hat am Montag angekündigt, gemeinsam mit Mitstreitern auf dem Kirchenvorplatz zu übernachten, bis die Migranten  an Land gehen können. Die Pfarrgemeinde St. Wendelin solidarisiert sich mit der befreundeten Pfarrei der Mittelmeerinsel und will ihren Protest zum Ausdruck bringen. An diesem Sonntag, 19 Uhr, demonstrieren  Gläubige  auf der Treppe der Wendelinus-Basilika und wollen damit öffentlich auf den ihrer Meinung nach zum Himmel schreienden Missstand auf dem Rettungsschiff und die prekäre Situation der Kapitänin Carola Rackete hinweisen. „Wir würden uns freuen, wenn viele Menschen guten Willens vorbeikommen, weil auch wir auf diese menschenunwürdige Situation aufmerksam machen wollen“, sagt der St. Wendeler Pastor Klaus Leist.

Seit dem Jahr 2013 pflegt die Pfarrei St. Wendelin einen regen Austausch mit der Inselpfarrei und deren Kirchenmann Don Carmelo, der 2017 während der Jubiläumswallfahrtswoche als Gast in der Kreisstadt weilte. Ein Betrag in Höhe von 42 000 Euro ist bislang für die Flüchtlingshilfe auf der Insel gespendet worden.

Vom Schicksal der 42 Menschen auf der Sea-Watch 3, darunter drei Minderjährige, ist Pastor Leist berührt und bewegt. Mit dem Kollegen Don Carmelo steht er in Kontakt. Das Rettungsschiff ist zum Zankapfel von Kirche, Politik und humanitären Organisationen geworden. Am Mittwoch hat sich Kapitänin Rackete über ein Dekret des italienischen Innenministers Matteo Salvini hinweggesetzt. Sie ist unerlaubt in italienische Hoheitsgewässer gefahren und wartet vor Lampedusa auf eine Hafenerlaubnis. Aber Italien will Migranten von zivilen Schiffen nicht mehr an Land lassen, wenn andere EU-Staaten sich nicht bereit erklären, Menschen aufzunehmen. Harsch die Reaktion von Innenminister Salvini gegenüber dem vehement protestierenden Inselpfarrer: „Lieber Pfarrer, bei allem Respekt, ich werde meine Meinung nicht ändern: geschlossene Häfen für die, die den Menschenhändlern helfen. Schlafen sie gut!“, so Salvinis Twitternachricht angesichts der Protestaktion von Don Carmelo.

Diese Aussage bringt Pastor Leist auf die Palme. „Herr Salvini spielt sich als Herr des Lebens auf und entscheidet über das Schicksal von Menschen“, kritisiert er das Vorgehen, vom als rechts geltenden Lega-Nord-Politiker. Die katholische Kirche wolle nicht weiter zusehen, wie in Europa mit Menschen, die Hilfe suchen, umgegangen, deren Würde mit Füßen getreten und ihr Leben leichtfertig aufs Spiel gesetzt werde. Doch auch Salvini gibt sich kämpferisch, und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat erst am Dienstag eine Klage der Kapitänin des Rettungsschiffes, ihrer Non-Govermental-Organization (NGO) und der Migranten an Bord abgewiesen. Dies bedeutet, dass sich die Rettungsorganisation nicht auf das Recht auf Leben und das Verbot unmenschlicher Behandlung berufen kann, um sich einen Zugang an Land zu erzwingen. Bittere Ironie: Während die Sea-Watch 3 weiterhin auf den Hafenzugang wartet, sind zwischenzeitlich auf mehreren kleinen Booten ankommende Migranten auf italienischen Gebiet an Land gegangen. „Bei unserer Protestaktion erwarten wir auch die Unterstützung und die Solidarität der Kommunalpolitiker und hoffen, dass sie mit uns Position beziehen“, appelliert Leist.

Die Demonstration beginnt an diesem Sonntag nach der Abendmesse gegen 19 Uhr auf der Treppe der Wendelinus-Basilika. Als sichtbares Zeichen des Protests werden dazu gold-silberne Rettungsdecken an die Teilnehmer verteilt. „Zu unserer Solidaritätsaktion laden wir herzlich und bitten viele Menschen, mit uns ihre Stimme zu erheben, um den in große Not geratenen Menschen zu helfen“, ruft Pastor  Leist auf.

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