Per Muskelkraft nach Paris

St Wendel · In elf Tagen mit dem Fahrrad von St. Wendel nach Paris. 13 Schüler des Gymnasiums Wendalinum traten in Begleitung dreier Lehrer 550 Kilometer lang in die Pedale. Neben den Besuchen bedeutender Stätten deutsch-französischer Geschichte, wird ihnen vor allem die Gastfreundschaft der Franzosen in Erinnerung bleiben.

 Die Wendalinum-Schüler bei ihrer Ankunft in Paris. Foto: Gymnasium Wendalinum

Die Wendalinum-Schüler bei ihrer Ankunft in Paris. Foto: Gymnasium Wendalinum

Foto: Gymnasium Wendalinum

550 Kilometer auf acht Etappen mit Übernachtungen auf Campingplätzen - vor den 13 Schülern der elften Klassenstufe lag ein sportliches Programm, als sie sich vom Schulhof des St. Wendeler Gymnasiums Wendalinum auf den Weg nach Paris machten. Die Reise war End- und Höhepunkt des Seminarfachs "Nachhaltiger Tourismus - Radfahren durch Europa in Theorie und Praxis". Hinter diesem sachlichen Titel des Kurses steht ein Erlebnis, das den jungen Menschen und den begleitenden Lehrern lange in Erinnerung bleiben wird.

David Bitterling, der das Seminarfach geleitet hatte, sagte: "Ein Höhepunkt der Fahrt waren die Sympathien, die uns entgegengebracht wurden." Wenn Not am Mann war, wurden sie mit kostenlosen Ersatzteilen versorgt. An einem regnerischen Tag konnten sie Unterschlupf in einer Scheune finden und wurden mit Wasser versorgt, berichtet Christopher Gilla: "Alle waren sehr freundlich und hilfsbereit."

Die Strapazen haben alle heil überstanden. Nur einer musste wegen Erkrankung abbrechen. Michelle von Ehr erzählt von der schwersten Etappe von Éparney nach Varredes: "Bei der Fahrt durch die Weinberge war es sehr warm." Außerdem mussten sie auf der 100 Kilometer langen Strecke 1000 Höhenmeter überwinden. "Nachdem wir das geschafft hatten, war die Euphorie am größten", berichtet Nicola Keßler. Für Lehrerin Birgit Holz ein Schlüsselerlebnis, das den Teamgeist befeuerte: "An die körperlichen und mentalen Grenzen zu gehen, war eine gute Erfahrung, weil alle auf die Zähne bissen und keiner aufgab." Bitterling ergänzt: "Aus einer Gruppe von Schülern und Lehrern wurde ein Team. Eine Schicksalsgemeinschaft."

So nahm auch jeder seinen Platz in der Gruppe ein. Die schnelle Vorhut erkundete die Ortschaften nach Wasserquellen und Rastplätzen, die Nachhut sicherte den Verkehr nach hinten ab. Nils Jakob führte die meiste Zeit den Tross an und warf sich bei der Etappe nach dem erfolgreichen WM-Finale die deutsche Fahne um die Schultern, was vom entgegenkommenden Verkehr mit Hupen und freundschaftlichen Winken begrüßt wurde. Aber auch eine gelungene Tour birgt kleine Rückschläge. Margret Becker, die den Tross zur Sicherheit und Versorgung mit dem Auto begleitete, hatte eine Panne und musste ihr Fahrzeug stehen lassen und mit einem Ersatzwagen vorlieb nehmen.

Die Tour stand aber auch im Zeichen unrühmlicher Episoden der deutsch-französischen Geschichte . 2014 jährt sich der Beginn des ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Sie besuchten das Schlachtfeld von Verdun, wo 150 000 Soldaten fielen, und die Kriegsgräberstätten. Die Schüler notierten ihre Erfahrungen in einem Reisetagebuch. Bei einer Präsentation nach den Sommerferien werden sie von ihren Erlebnissen erzählen: Von der Kathedrale in Reims, einem Symbol deutsch-französischer Aussöhnung; vom Besuch bei der deutschen evangelischen Gemeinde in Paris und dem Verweilen am Eiffelturm, nachdem es elf Tage nach Startschuss mit dem Bus wieder gen Heimat ging.

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