Junge mit seltener Krankheit „Wahnsinn“, „berührend“, „unglaublich“: So erfolgreich verlief die Benefizaktion "Kochen für Felix" in Ottweiler

Ottweiler/Bubach · Der vierjährige Felix aus Bubach leidet unter der seltenen genetischen Erkrankung FOP. Die Reservistenkameradschaft Ottweiler hat am Sonntag die Spendenaktion „Kochen für Felix“ veranstaltet. In kurzer Zeit wurden 700 Portionen Suppe verkauft.

So lief die Aktion „Kochen für Felix“ in Ottweiler
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Impressionen von „Kochen für Felix“

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Foto: Evelyn Schneider

„Wahnsinn“, „berührend“, „unglaublich, was hier los ist“ – diese Aussagen von Menschen vor Ort lassen keinen Zweifel daran: Die Aktion „Kochen für Felix“ war ein voller Erfolg. Dabei hatte es das Wetter alles andere als gut mit den Organisatoren, der Reservistenkameradschaft Ottweiler, gemeint. Das Thermometer zeigte gerade einmal vier Grad, dazu Dauerregen und fiese Windböen. Eine Kombination, die nicht zum Draußensein verführte. Doch an der Skateranlage „Im Alten Weiher“ in Ottweiler schien das so gar keine Rolle zu spielen. Die Stimmung war bestens, unter den Masken trugen die Menschen ein Lächeln. „Die Bundeswehr kann mit solchem Wetter gut leben“, scherzte Fabio Governali, stellvertretender Vorsitzender der Reservistenkameradschaft Ottweiler.

Am Samstag hatte die Truppe mit dem Aufbau begonnen. Zelte und Pavillons wurden auf der Freifläche platziert, die beiden Feldküchen (eine davon aus Reitscheid) entsprechend hergerichtet. „Drei Kameraden haben die Nachtwache übernommen“, berichtete  Governali. Am frühen Sonntagmorgen sind dann nach und nach immer mehr Kameraden eingetroffen, um mit dem Kochen der Erbsensuppe zu beginnen und letzte Vorbereitungen zu treffen.

Auch Rüdiger Cullmann war einige Kilometer entfernt, zuhause in Bubach, schon früh auf den Beinen. „Um 4 Uhr habe ich den Fleischkäse in den Backofen geschoben und um 6 Uhr die Brötchen gekauft“, berichtete er. Damit ging es dann nach Ottweiler. Er servierte den Helfern Frühstück – als Dankeschön für deren Engagement. Rüdiger Cullmann ist Felix‘ Opa. Der vierjährige Junge leidet unter der seltenen genetischen Erkrankung Fibrodysplasia Ossificans Progressiva (kurz:  FOP). Die Diagnose erhielten die Eltern, Shenoa und Jan Cullmann, als Felix neun Monate alt war. FOP verläuft in Schüben. Durch den Gendefekt können sich Muskeln, Bänder und Sehnen in Knochen verwandeln. Das bedeutet, dass der Körper versteift. Bei Felix sind bereits Kopf beziehungsweise Halswirbelsäule, Schultern und die komplette Wirbelsäule steif. Seit 2020 kann der Junge seinen Mund nur noch vier Millimeter öffnen, seit Ende 2021 ist der linke Arm nach einem schweren Schub unbeweglich (wir berichteten).

Als Thorsten Bur, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft Ottweiler, von seinem Feuerwehrkollegen Cullmann erfuhr, was die Krankheit FOP für den kleinen Jungen und dessen gesamte Familie bedeutet, war für ihn klar: „Wir müssen helfen.“ Schnell wurde aus der Idee ein ausgeklügeltes Konzept. Die Reservistenkameradschaft kennt sich aus mit Aktionen für den guten Zweck, die traditionsgemäß mit Kulinarik verbunden sind. So auch bei „Kochen für Felix“. Per Drive-by verkauften die Kameraden Erbsensuppe mit Würstchen und Sauerkraut. 700 Portionen waren laut Bur vorbereitet. Um 11 Uhr sollte es losgehen. „Es waren schon früher Gäste hier“, sagte Governali. Teils auch, weil sie gar keine Suppen kaufen, sondern einfach nur spenden wollten. „Die Spendenbereitschaft ist wirklich groß“, ergänzte er. Das motivierte die insgesamt 40 bis 45 Helfern, die im Einsatz waren, umso mehr. Die Ottweiler Reservisten erhielten Unterstützung von Kameraden aus Hassel, Bexbach, Stennweiler sowie Saarlouis. „Und unsere Frauen waren einfach nur toll“, lobte Torsten Bur.

Schilder wiesen den Fahrern den Weg zu Aktionsfläche. Auch auf das Tragen von Masken und Abstandsregeln wurde mithilfe von Plakaten aufmerksam gemacht. „Es ist uns wichtig, dass alles coronakonform abläuft“, betonte Governali. Bereits um 11.30 Uhr hatte sich eine ordentliche Schlange gebildet. Von Ungeduld bei den Wartenden aber keine Spur. Es ging um die Sache.

Der erste Stopp für die Autos war die Kasse. Fürs kontaktlose Bezahlen (fünf Euro pro Portion) hatte sich die Reservistenkameradschaft etwas einfallen lassen – Marke Eigenbau. Auf einem etwa 30 Zentimeter langen Holzstück wurde eine Schale befestigt, dort konnten Scheine und Münzen reingelegt werden. Doch die Station hatte noch eine weitere wichtige Aufgabe. Hier wurden Flyer verteilt, die Informationen über die Krankheit FOP liefern und auf ein  Spendenkonto für Felix verweisen.

Ein paar Meter weiter war in einem Zelt die Essensausgabe samt der Feldküchen untergebracht. Auch hier arbeiteten alle Hand in Hand. Mitgebrachte Gefäße wurden von den Autofahrern angereicht und sogleich mit der dampfenden Erbsensuppe befüllt.

Dann fuhr ein besonderer Wagen vor. Shenoa und Jan Cullmann waren mit ihren Söhnen Felix und Niklas gekommen, um einfach kurz Hallo zu sagen. „Es ist eine tolle Aktion. Vor und hinter uns sind noch so viele Autos und ich habe einige ältere Leute gesehen, die sich bei diesem Wetter mit dem Rollator auf den Weg gemacht haben“, freute sich Shenoa Cullmann. Es sei einfach schön, dass es so viele Menschen gibt, die helfen wollen.

Wegen des Andrangs wurde gegen 12 Uhr spontan eine zweite Ausgabestelle eingerichtet. Hier sollten vor allem die Fußgänger bedient werden. Im Handumdrehen war ein weiterer Pavillon aufgestellt. „Es ist wirklich beeindruckend, vielen Dank an die Bevölkerung“, sagte Governali.

Innerhalb weniger Stunden waren alle Portionen weg

Um 13.30 Uhr konnten die Reservisten den Ausverkauf vermelden. Alle Portionen waren weg. Dabei war der Verkauf bis 17 Uhr angesetzt. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte Bur stolz. Welche Summe zusammengekommen ist, konnte er noch nicht sagen. Denn Teil der Aktion sind auch Spendendosen, die in Geschäften verteilt wurden. Diese sind noch nicht zurück.

„Das Geld allein  ist schon eine tolle Sache“, sagt Rüdiger Cullmann. „Aber ich bin auch froh, dass über die Krankheit aufgeklärt wurde. Das ist so wichtig.“

Spendenkonto: „Kochen für Felix“, Bank 1 Saar, Kontonummer:
DE90 5919 0000 0125 4560 06

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