Osterfreuden in der Pandemie Trotz Corona sind die Hasen los
St. Wendel · Auch wenn Ostern nicht traditiongemäß gefeiert werden kann: Dekorationen in Garten und Natur bringen Freude und Farbe in diese Zeit.
„Wir alle werden eine ganz andere Osterzeit erleben als je zuvor“, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angekündigt. Wegen der Corona-Pandemie müssen Besuche in der Familie ausfallen, sind organisierte Ostereier-Suchaktionen für Kinder abgesagt. Trotzdem – von Tristesse keine Spur. Die Natur gibt alles in Sachen Farbenpracht, die Sonne scheint. Es ist Frühling.
Und außerdem gibt es da ja noch kreative Dekorateure, die im eigenen Vorgarten oder inmitten der Natur etwas Osterstimmung verbreiten möchten. Auf der Bank vor dem Haus von Regine Pfeifer in Niederkirchen nimmt seit zwei Wochen jeden Tag eine Hasenfamilie Platz. Papa Schorsch, Mama Lissbeth und Sohn Mäxje werden jeweils am Morgen von Regine Pfeifer positioniert. „Abends gegen 20 Uhr kommen sie wieder ins Haus, und wenn es regnet müssen sie komplett drinnen bleiben“, erklärt die Osterhasen-Mutter.
Schon vor ein paar Jahren hat sie die lebensgroßen Puppen gestaltet. Die Hüllen hat sie gekauft und dann jeweils mit Watte ausgestopft. Holzkreuze im Innern, so erläutert sie, verleihen den Hasen Halt. „Stehen können sie nicht, aber aufrecht sitzen.“ Die schicke Kleidung und die Langohr-Masken hat Familie Pfeifer gekauft. Und so sitzt es da, das Stoff-Trio und erfreut die Passanten. „Normalerweise fährt der Kindergartenbus an unserem Haus vorbei. Dann winken die Kleinen den Osterhasen zu. Wenn ich in ihre strahlenden Gesichter schaue, weiß ich, warum ich das mache“, sagt Pfeifer. Aber die Deko-Puppen erfreuen nicht nur die Kinder, auch Erwachsene betrachten sie gerne. „Manchmal halten Leute mit dem Auto an und machen Fotos“, berichtet die Hasenpuppen-Mutter. Sie hat das Gefühl, dass das seit der Corona-Krise mehr geworden ist. Ab und zu wird aus dem Trio auf der Gartenbank auch mal ein Quartett: „Manchmal setzt sich mein Mann Ralf zu Schorsch, Lissbeth und Mäxje“, sagt Regine Pfeifer und lacht.
Wer dieser Tage in Theley in Richtung Hofgut Imsbach spaziert, kann etwas Besonderes bestaunen. „Die einzige Schule, die derzeit geöffnet ist“, sagt Klaus Linnenbach und schmunzelt. Er meint damit seine Hasenschule. Seit zehn Jahren baut der pensionierte Polizist schon die Szenerie mit unzähligen Langohr-Figuren auf einer Lichtung am Offizierpfad auf. „Dieses Mal kam mir gleich der Gedanke, es könnte etwas Besonderes sein.“ Denn Linnenbach begann damit, die Figuren zu platzieren, als gerade beschlossen wurde, alle Kitas und Schulen vorerst zu schließen. Es folgten Ausgangsbeschränkungen. Und plötzlich gewann das Draußensein in der Natur für die Menschen an Bedeutung. „Durch die Situation ist die Hasenschule ein kleines Highlight geworden“, sagt Linnenbach. Er bekomme viele schöne Rückmeldungen von Erwachsenen und Kindern, die mehrfach vorbeischlendern. Kein Wunder, gibt es doch auch reichlich zu entdecken – in dieser tierischen Schule. Die Hasenkinder sitzen brav an den Schulbänken und blicken auf die Tafel. „Dort ist eine Möhre zu sehen, es ist wohl gerade Biologie-Unterricht“, sagt Linnenbach. Aber auch außerhalb des Unterrichts ist einiges los. Ein Pärchen hat es sich verliebt auf einer Bank bequem gemacht, ein Schaf grast auf der Weide. „Neu dazu gekauft habe ich eine Osterhäsin mit Kinderwagen“, berichtet der Hobby-Dekorateur. Es mache ihm einfach Spaß, die Hasenschule Jahr für Jahr in der Natur zu gestalten.
Um schon von weitem darauf aufmerksam zu machen, hängen farbenfrohe Ostereier an den Zweigen über der Langohren-Welt. Klaus Linnenbach spaziert selbst regelmäßig vorbei. Immer mit Sekundenkleber in der Jackentasche. „Es kann schon mal sein, dass an den Figuren etwas abbricht. Das repariere ich dann schnell vor Ort“, sagt der Ruheständler. Dass bei der Begeisterung für die Figuren mal etwas zu Bruch gehen könne, verärgere ihn nicht. Er bittet nur darum, abgerissene Öhrchen und Co einfach liegen zu lassen. Er kümmere sich dann darum.
Zuletzt ist Linnenbach aufgefallen, dass immer öfter bemalte Steine an der Hasenschule liegen. „Das sind sogenannte ,Happy Stones’“, hat er inzwischen herausgefunden. Der Finder könne entweder ein Foto schießen und das auf einer entsprechenden Seite in den sozialen Netzwerken hochladen oder den Stein mitnehmen, im Gegenzug dann aber selbst einen aussetzen. „Die Hasenschule wird wohl als Austausch-Platz für die Steine genutzt“, sagt Linnenbach. Und so gesellen sich zu den Hasenfiguren und dem frühlingshaften Arrangement noch „glückliche Steine“ – alles mit einem Ziel: etwas Freude zu schenken.