Orientalisches zum Auftakt der Jazztage

Alsfassen · Mit betörender Klangvielfalt hat das Transorient-Orchestra die 24. St. Wendeler Jazztage im Alsfasser Kulturzentrum eröffnet. Die Weltmusik-Bigband aus dem Ruhrgebiet zog die 70 Besucher in einen Sog aus orientalischer Klangvielfalt, rhythmischem Latino-Feeling sowie Jazz- und Groove-Elementen.

 Sahbi Amara spielte Oud, wie er erklärte, das wichtigtse Instrument in der arabischen Musik. Fotos: Frank Faber

Sahbi Amara spielte Oud, wie er erklärte, das wichtigtse Instrument in der arabischen Musik. Fotos: Frank Faber

Das Transorient Orchestra hat die 24. St. Wendeler Jazztage eröffnet. Und das passte ganz genau. "Das Motto "Vom Orient zum Okzident" ist uns auf den Leib geschrieben", stellt der musikalische Leiter der Orchesters, Andreas Heuser, klar. Neun interkulturelle Musiker präsentieren Weltmusik im Bigband-Format. Türkische Rhythmen verschmelzen mit einem lockeren Latin-Feeling und vereinen sich mit westlichen Jazz und Groove-Elementen. Diesem Muster entstammen die Eigenkompositionen "Zip Zap" und Ruperts Return".

Den tragfähigen Soundteppich dazu knüpft im Hintergrund die Rhythmusgruppe, bestehend aus Schlagzeug, Bass und Percussion, mal dosiert, mal antreibend. Es wird still im Kulturzentrum, geradezu eine melancholische Stimmung verbreitet sich, nachdem die Tenorsaxofonistin Nikola Segers ihr Instrument für den nächsten Song auf dem Boden abgestellt hat. Eine tieftraurige Spur zieht ihre Stimme mitten durch das Liebeslied "Ben Seni Sevduguni" von der türkischen Schwarzmeerküste. "Soll dunkle Erde von dir satt werden", heißt es darin in einer Textzeile.

Einen traditionellen Schlachtertanz beschreibt "Kaspo Havasi". Während die Stücke vor sich hinfließen, wechseln sich Instrumente aus der arabischen Welt ab und setzen zum Solo an. Mit stoischer Ruhe zupft der Tunesier Sahbi Amara die Saiten einer Oud, die einer Knickhalslaute ähnelt. "Die Oud ist das wichtigste Musikinstrument in der arabischen Welt", erklärt er.

Kidomars Musayyesi, ein gebürtiger Iraner, streichelt wie auf einem Hackbrett die Saiten einer Santoor. "Sie hat insgesamt 72 Saiten. Im Iran lernen die Musiker von klein an auf einer Santoor zu musizieren", schildert Musayyesi. "A Real Bargain" hat Bassist Jens Pollheide zur Untermalung für einen Film komponiert. Einflüsse aus der bulgarischen Volksmusik transportiert sein Werk "Daskalé". "Die unterschiedlichen Hintergründe der Musiker machen das Projekt so interessant. Daher ist es immer ungemein spannend, wenn wir gemeinsam ein neues Lied arrangieren und einstudieren", berichtet Pollheide.

Teils sind es jahrhundertealte überlieferte Stücke, die das Transorient Orchestra in neue klangfarbenprächtige Gewänder verpackt. Gute zwei Stunden präsentiert das Ensemble mystische Balladen und komplexe mitreißende Uptempo-Stücke, aus einem fast überschwappenden kulturellen Schmelztiegel. Jazztage-Festivalleiter Ernst Urmetzer ist begeistert: "Die Improvisationskunst der Musiker war schon fantastisch und sie kommen punktuell wieder zurück ins Orchester zurück", schwärmt Urmetzer. Besser hätte man die 24. Jazztage nicht eröffnen können.

 Auch die Tenorsaxofonistin Nicola Segers begeisterte.

Auch die Tenorsaxofonistin Nicola Segers begeisterte.

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Auf einen BlickDer weitere Spielplan der 24. Jazztage in Wendel unter dem Motto "Vom Orient zum Okzident". Am Freitag, 19 Uhr, stehen gleich mehrere Musiker ab 20 Uhr auf der Bühne im Saalbau. Aus Italien kommt das Triumvirat Gabriele Mirabassi (Klarinette), Enrico Pieranunzi (Klavier) und Luca Bulgarelli (Bass). Mit dabei ist zudem das französische Quintett L'Hijâz'Car. Das Eric-Séva-Quartett-Franco-Allemand tritt am Samstag, 20. September, 20 Uhr, im Saalbau auf. Am Sonntag, 21. September, ist ab 11 Uhr das Panama-Ensemble im Saalbau zu Gast. Unter dem Motto "Jazz für Kids" können Kinder ab vier Jahren die musikalische Geschichte "Das kleine Lumpenkasperle" von Michael Ende erleben. Das Abschluss-Konzert der Jazztage bestreitet am Sonntag, 21. September, 18 Uhr, Jazz Train. Für die Landes-Schüler-Bigband des Saarlandes ist dies ein besonderer Auftritt, denn das Ensemble feiert 25-jähriges Bestehen. Tickets gibt es an allen Regional-Vorverkaufsstellen, Telefon (0651) 97 90 77, Buch und Papier Klein in St. Wendel und Marios Musikladen. frf wndjazz.de

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