Onkelz kommen, Bruehder gehen

Niederkirchen · Fünf Päckchen Taschentücher will Ralph Peeß, Gitarrist der Heiligen Bruehder, mitnehmen, wenn die Band kurz vor Weihnachten im Talentschuppen Pfeffelbach spielt. Denn das wird das letzte Konzert für die Jungs aus dem Raum Baumholder/St. Wendel sein. Die Heiligen Bruehder hören auf.

 Zum letzten Mal werden sich die Heiligen Bruehder einen Tag vor Heiligabend vor ihrem Publikum verneigen, wie hier auf dem Gond-Festival 2010. Foto: Bruehder

Zum letzten Mal werden sich die Heiligen Bruehder einen Tag vor Heiligabend vor ihrem Publikum verneigen, wie hier auf dem Gond-Festival 2010. Foto: Bruehder

Foto: Bruehder

Das war's. Die Heiligen Bruehder hören auf. Und haben dafür einen handfesten Grund - das Comeback der Boehsen Onkelz. Gründungsmitglied und Gitarrist Ralph Peeß erklärt: "Wenn es das Original gibt, braucht kein Mensch die Kopie." Hintergrund: Die Heiligen Bruehder gründeten sich im Jahr 2008 als Onkelz-Tribute-Band. Sie galten als eine der besten ihrer Art in Deutschland, spielten vor zigtausend Fans auf großen Festival-Bühnen. Doch die Musiker aus der Region hatten sich stets selbst gesagt: Wenn die Onkelz wieder Konzerte geben, ist für sie Schluss.

In diesem Sommer war es dann soweit: Die Onkelz spielten vor Hunderttausenden. "Jetzt ist für uns die Zeit gekommen, um zu gehen", sagt Peeß. Hinzu komme, dass sich die Lebensbedingungen der fünf Musiker geändert haben - "Zeit wurde knapp, beruflich und privat bedingt." Zuletzt hatten die Bruehder sich ohnehin darauf verständigt, nur noch einmal im Monat gemeinsam aufzutreten. Das zweite Bandprojekt, PHF, das es seit 1999 gibt und das sich aus den gleichen Musikern zusammensetzt, lag da bereits auf Eis.

Zwei Konzerte wird es noch geben: Am Samstag, 29. November, 20 Uhr, in der Stadthalle in Lebach. Und zum Abschied am Dienstag, 23. Dezember, 20 Uhr, im Talentschuppen in Pfeffelbach . "Dann werde ich wohl fünf Päckchen Taschentücher einstecken müssen", glaubt Peeß, dass eine große Portion Wehmut aufkommen wird. Gerade in Pfeffelbach . Der Talentschuppen ist für die Bruehder fast so etwas wie ein zweites Zuhause geworden: "Wir haben dort seit 2000 jedes Jahr gespielt, manchmal sogar viermal im Jahr."

Es gab aber auch andere herausragende Konzerte in 15 Jahren Bandgeschichte: "Die Zeit war der Hammer, wir haben alles genossen, ich würde es wieder genauso machen", sagt Peeß. Als Höhepunkt bezeichnet der Gitarrist den Auftritt in Afghanistan im Jahr 2005 - vor etwa 3000 in Kabul stationierten Soldaten der ISAF-Schutztruppe. "Dieser Auftritt wird immer etwas Besonderes bleiben; Kabul hat uns geprägt", sagt Peeß.

Als Brueder schafften es die Jungs auch aufs Gond-Festival in Franken. Dort spielten sie fünf Mal vor jeweils mehr als 20 000 Fans. 2011 rockten die Bruehder vor Häftlingen der Justizvollzugsanstalt Stammheim in Stuttgart - ein weiteres ganz spezielles Erlebnis. Rund 300 Konzerte habe er mit beiden Bands gespielt, schätzt Peeß. Und das vor insgesamt einer halben Million Zuschauern.

Das ist nun vorbei. Damit bleibt den Musikern künftig viel Arbeit erspart. Denn hinter einem Bandprojekt steckt viel mehr, als nur auf der Bühne stehen. Mit den Veranstaltern verhandeln, Plakate kleben, proben. Peeß will nicht von einem "neuen Leben" sprechen, aber ändern wird sich schon viel. Auf jeden Fall wollen die Band-Mitglieder versuchen, in Kontakt zu bleiben. Und vielleicht juckt es ihnen ja irgendwann mal wieder in den Fingern - und sie packen ihre Instrumente aus. Peeß will das nicht ausschließen. Seine Parole: "Sag niemals nie."

bruehder.de

 2011 spielten die Bruehder in Stammheim. Foto: Mai

2011 spielten die Bruehder in Stammheim. Foto: Mai

Foto: Mai

Zum Thema:

Auf einen BlickDas sind die Heiligen Bruehder: Sänger David Hetzel und Gitarrist Ralph Peeß, beide aus Baumholder , Bassist Dirk Schröder aus Niederkirchen , Drummer Andy Gimmler aus Altenglan und Gitarrist Toni Dijmarescu aus Neunkirchen/Saar. him

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