„Oh Champs-Elysées“

St. Wendel · 37 Schulen aus 20 Kommunen hatten insgesamt 44 Beiträge beim Schulwettbewerb „Unser Chansonprojekt 2015/16“ eingereicht. 7000 Euro wurden dabei über das Projekt „La chanson à l'école“ vom Bildungsministerium und vom Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) ausgelobt. Bedacht wurden bei der Preisverleihung auch die drei St. Wendeler Gymnasien.

 Florian Hagenbourger, Julia Kümmel und Marie Hagenbourger von der Video-AG während der Aufnahmen zum Clip. Foto: Johannes Burgard

Florian Hagenbourger, Julia Kümmel und Marie Hagenbourger von der Video-AG während der Aufnahmen zum Clip. Foto: Johannes Burgard

Foto: Johannes Burgard

Initiert vom Saar-Bildungsministerium gab es in diesem Schuljahr einen Chanson-Wettbewerb. Auch Gymnasien aus St. Wendel machten mit und waren mit ihren Beiträgen ausgesprochen erfolgreich.Baguette und Croissant auf dem Tisch, Käppi auf dem Hut und die melancholische Version eines populären Evergreens auf den Tasten des Flügels: Mit ihrer Version von "Les Champs-Élysées" gewann die Video-AG des St. Wendeler Arnold-Janssen-Gymnasiums (AJG) die Silbermedaille beim diesjährigen Schulwettbewerb "Unser Chansonprojekt 2015/16". Zusätzlich gibt es für die AG-Kasse noch 100 Euro obendrauf.

"Die Idee an der Teilnahme kam den Schülern selbst", erklärt Französisch-Lehrer Johannes Burgard. Die Video-AG besteht derzeit aus Julia Kümmel und Marie Hagenbourger aus der 10. Klasse und deren Bruder Florian Hagenbourger aus Stufe 12. Burgard erzählt davon, wie Florian der AG vorschlug, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Die Idee sei gleich auf fruchtbaren Boden gefallen, so dass man sich in den letzten Wochen vor den Sommerferien an die Umsetzung machte. Zur eingängigen Melodie des Klassikers von Joe Dassin schrieb Florian einen komplett neuen Text - alleine und zuerst auf Französisch.

Das Thema ist ein Trauriges: "Es bezieht sich auf die drohende Schließung der Schule", erklärt Burgard. "Ich lernte dich vor sieben Jahren als zweites Hogwarts kennen", heißt es beispielsweise darin, und weiter: "Jetzt fühle ich mich hier wohl und möchte gerne bleiben". Zum Schluss gibt es noch die traurigen Fragen: "Gibt es jemanden, der uns hört? Bedeutet dies den Repräsentanten etwas?" Den Text las eine Austauschschülerin, die zu der Zeit zufällig in St. Wendel war, Korrektur. Julia Kümmel übernahm den Solo-Gesang und Florians Schwester Marie spielte Klarinette . Um für eine gute Vertonung zu sorgen, habe man ein privates Tonstudio eines Freundes in Wiebelskirchen besucht. Dort wurde auf getrennten Tonspuren zuerst das Klavier eingespielt, dann folgten Gesangspart und Klarinettenspiel. "So wie die Profis das machen", schmunzelt Burgard.

Am Videorechner der Schule suchten die drei Schüler geeignetes Bild- und Videomaterial zusammen, um im Endeffekt einen kleinen Videoclip zu produzieren. In der AJG-Aula filmte der Lehrer die Schüler, was sich einfacher anhöre, als es im Endeffekt sei, denn "die Finger auf den Tasten und die Lippenbewegungen müssen ja synchron sein". Nun sieht man im Clip "Oh notre lycée" also Bilder von gemeinsamen Ausflügen, von der Papst-Audienz, vom Gymnasium und von den drei musizierenden Video-Künstlern selbst. Mit Erfolg: Der Video-Clip überzeugte die Jury des Wettbewerbes.

Mitwirkende: Julia Kümmel (Gesang); Marie Hagenbourger (Klarinette ); Florian Hagenbourger (Klavier ); Johannes Burgard (Kamera).

Passanten ziehen am Eiffelturm vorbei, die Sonne scheint, der Regen lacht, zwei Menschen treffen sich - und formen mit ihren Händen ein Herz als Symbol ihrer Liebe. Auf frische Art haben sich Schüler des Wendalinum-Gymnasiums dem bekannten Lied "Les Champs-Elysées" angenommen. Dafür wurde die Klasse 10b in der Sulzbacher Aula mit einer Bronzemedaille und 50 Euro für die Klassenkasse ausgezeichnet.

"Wir hatten bereits im vergangenen Schuljahr mit dem Projekt angefangen", erzählt Sabine Schmidt-Sattler. Die Französisch-Lehrerin hatte mit den Schülern - die zu dieser Zeit noch in der Klassenstufe 9 waren - den Text des Evergreens analysiert und auf Deutsch übersetzt. Heraus kam die kurze Geschichte zweier Menschen, die sich auf der oben genannten Straße in Paris treffen, sich verlieben und verliebt vor dem Eiffelturm tanzen, während ein Gitarrenspieler im Hintergrund die passenden Klänge liefert. Daraufhin überlegten die Schüler, wie sie das ganze visuell umsetzen könnten. "Sie hatten die pfiffige Idee, ein Schattenspiel zu filmen", so die Lehrerin. Also schnappte man sich Bettlaken und einen Overhead-Projektor und fertigte in liebevoller Kleinarbeit Requisiten und Hintergründe an. So zeichnete man das Wahrzeichen der französischen Hauptstadt, den Liebeslieder spielenden Gitarristen, Sonne und Mond auf die Folien für den Tageslichtprojektor.

Davon und von den Hauptdarstellern, die die Szene lebendig machen, machte man Einzelfotos. Diese fügte Hannah Klär an ihrem Rechner zu Hause zu einer Diaschau zusammen, so dass ein zweieinhalbminütiger Film herauskam, den man sich auch online anschauen kann. Zeitgleich wurde im Musikunterricht von Christof Hummel die Musik des Chansons analysiert. Die mitreißende Melodie animierte die Klasse dazu, selbst zu spielen und zu singen. "Cutterin" Hannah Klär betätigte sich auch als Klavierspielerin, während Nina Theobald den Solo-Gesang beisteuerte.

"Es war schon ein zeitintensives Projekt", blickt Sabine Schmidt-Sattler zurück. Innerhalb von drei Wochen, in denen man jeweils drei Stunden Französisch pro Woche hatte, entstand der Kurzfilm. So komme man letztendlich auf etwa 15 Stunden Bearbeitungszeit. Diese haben sich gelohnt: Das gewonnene Geld soll nun für eine Klassenfahrt zum Ende des Schuljahres mit genutzt werden.

Mitwirkende: Gianluca Frasca (Hauptdarsteller); Lisa Molter (Hauptdarstellerin); Nina Theobald (Solo-Gesang); Charlotte Hameister (Zeichnungen Eiffelturm , Gitarrist); Lorina Klein (Klarinette ); Hannah Klär (Klavier , Schnitt); Jaqueline Backes; Jona Geitlinger; Muneeb Ghulam; Nina Hillen; Melissa Karaca; Natascha Klammes; Melina König; Louisa Nimsgern; Madeline Usmann; Christoph Hummel (Musiklehrer); Sabine Schmidt-Sattler (Französischlehrerin).

Mit einer etwas anderen Art, sich dem französischen Liedgut zu nähern, war eine Gruppe von fünf Schülern des St. Wendeler Cusanus-Gymnasiums erfolgreich. Mathias Backes, Jonas Birtel, Emma Bungert, Nadine Dillinger und Kim Teichmann erreichten beim Schulwettbewerb "Unser Chansonprojekt 2015/16" einen Anerkennungspreis und bekommen 50 Euro für die Klassenkasse.

Rap und Hip-Hop

"Die Schüler haben nicht die klassischen Chansons behandelt", erklärt Französisch-Lehrer Markus Schaller. Es ging dabei vor allem um zeitgenössische Stilrichtungen wie R'n'B oder auch Rap, die analysiert wurden. Es sei Teil des Seminarfachs "Unser fremdes Nachbarland?!" gewesen, wobei die Schüler ihre Themen selbst entwickelten. "Die Analyse wurde außerhalb der normalen Unterrichtszeit bearbeitet", so Schaller, "es war eine schöne Gruppenarbeit".

"Mit französischen Chansons verbindet man in der Regel Persönlichkeiten wie Edith Piaf oder Jean-Jacques Goldman", sagte ein Schüler. Heutzutage gebe es jedoch auch andere Interpretationsmöglichkeiten. Fünf Lieder von fünf in Frankreich bekannten Bands und Solokünstlern nahm man genauer unter die Lupe. Die Texte des Hip-Hop-Kollektivs Sexion d' Assaut seien stark durch ihre Herkunft aus armen Verhältnissen geprägt. Ein Beispiel dafür sei "Désolé", in dem die Gefühlslage von Jugendlichen dargestellt wird, die von zu Hause ausreißen. Sowohl einen sexuellen Kontext als auch die Aussage, selbst in schwierigen Situationen nicht aufzugeben, lernte man bei "Get Lucky" kennen. Der Welthit stammt vom Duo Daft Punk , das dafür mit Sänger Pharrell Williams zusammenarbeitete. Es beschreibe den Moment, in dem man jemanden trifft, bei dem es "klick" macht. Anders bei "Avenir": In dem Song verarbeite die Sängerin Louane in Form ihres lyrischen Ichs eine Trennung.

Das Lied "Christine" von Héloïse Letissiers Musikprojekt Christine and The Queens beschäftige sich mit einer Person, die keine Balance mehr im Leben findet. Letissier selbst habe gesagt, dass es ihr darum ging, einen Popsong zu gestalten, der sich mit den nicht so schönen Seiten des Lebens beschäftigt, etwa Depressionen oder das Gefühl, nicht am richtigen Platz zu sein. Das Lied "La jument de Michao" ("Die Stute von Michao") von Nolwenn Leroy könne als Mahnung verstanden werden. Die unvorsichtige Stute steht für Menschen, die nicht vorausschauend wirtschaften und nichts für schlechte Zeiten aufheben. Das Lied habe eine Lehrfunktion, ähnlich wie die Moral in einer Fabel. Die Schüler hätten es ausgewählt, weil man sofort gute Laune bekomme, wenn man es höre, da es zum Mitsingen einlade.

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 Sabine Schmidt-Sattler (von links), Hannah Klär, Musiklehrer Christof Hummel, Nina Theobald, die französische Generalkonsulin Catherine Robinet, Staatssekretärin Andrea Becker. Foto: Peter Diersch

Sabine Schmidt-Sattler (von links), Hannah Klär, Musiklehrer Christof Hummel, Nina Theobald, die französische Generalkonsulin Catherine Robinet, Staatssekretärin Andrea Becker. Foto: Peter Diersch

Foto: Peter Diersch

Hintergrund 37 Schulen aus 20 Kommunen hatten insgesamt 44 Beiträge beim Schulwettbewerb "Unser Chansonprojekt 2015/16" eingereicht. 7000 Euro wurden dabei über das Projekt "La chanson à l'école" vom Bildungsministerium und vom Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) ausgelobt. bo

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