Gottesdienst in St. Wendel Aus Hoffnung ist Verständnis erwachsen

St. Wendel · In der evangelischen Stadtkirche in St. Wendel fand der 50. Hoffnungs-gottesdienst statt. Die geplante Live-Schalte nach Lampedusa klappte nicht.

 Pfarrerin Christine Unrath und Pastor Erwin Recktenwald gestalteten den ökumenischen Hoffnungsgottesdienst in der evangelischen Stadtkirche.

Pfarrerin Christine Unrath und Pastor Erwin Recktenwald gestalteten den ökumenischen Hoffnungsgottesdienst in der evangelischen Stadtkirche.

Foto: Frank Faber

Grauenvolle Bilder von überfüllten Flüchtlingsbooten und ertrinkenden Menschen im Mittelmeer gingen im Jahr 2015 um die Welt. Was hat sich in den zurückliegenden vier Jahren geändert? Wenig. In St. Wendel machen die evangelische und katholische Kirche nach wie vor auf die Flüchtlingsthematik aufmerksam. Aus dem ökumenischen Klage- ist mittlerweile der Hoffnungsgottesdienst geworden, der einmal pro Monat in der evangelischen Stadtkirche an das Schicksal von Flüchtlingen erinnert.

Am Mittwoch besuchten mehr als 80 Gläubige den mittlerweile 50. Hoffnungsgottesdienst. „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen“, war die Messe mit einem Spruch aus dem Matthäus-Evangelium überschrieben. Die Bibel sei voll mit Flüchtlingsgeschichten, sagte der katholische Pastor Erwin Recktenwald. „Den Menschen, die den Hoffnungsgottesdienst besuchen, ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen“, meinte seine evangelische Kollegin, Pfarrerin Christine Unrath. Die ökumenische Zusammenarbeit beim Gottesdienst verbindet das Gebet mit der politischen Predigt. „Wir müssen die Dinge benennen, auch wenn der Gegenwind stärker geworden ist“, bekräftigte Pfarrerin Unrath. Für Recktenwald heißt das Zauberwort weiterhin Integration. „Das ist keine einseitige Angelegenheit“, stellte der Pastor fest. Doch was sei das eigentliche Ziel von Integration? „Bei der Aufnahme von Fremden müssen beide Seiten aufeinander zugehen, der Gastgeber und die Gäste“, erklärte Recktenwald. In St. Wendel, so fand er, funktioniere das ganz gut.

In den zurückliegenden Gottesdiensten schilderten Mitbürger aus Syrien und Eritrea während des Gottesdienstes ihre Gründe, warum sie ihre Heimat verlassen hatten und was sie auf der Flucht erlebt haben. Doch auch aktuelle Ereignisse wurden in die Bet- und Klagestunde mit eingebunden. Aus Solidarität mit der Besatzung und den Flüchtlingen auf dem vor Italien festgesetzten Rettungsschiff Sea-Watch 3 hüllten sich Unrath und Recktenwald in Rettungsdecken. „Wir wollen das Gebet und die Klage zu Gott tragen“, so Unrath. Mit Don Carmelo La Magra, dem Inselpfarrer auf der Mittelmeerinsel Lampedusa, steht die St. Wendeler Kirche in Kontakt. Seenotretter Jonas Müller, Crewmitglied der Sea-Watch 3, berichtete in der evangelischen Stadtkirche von seinen Erlebnissen (wir berichteten), als das Rettungsschiff ohne Erlaubnis mit 40 Flüchtlingen im Hafen vor Lampedusa anlegte.

„Mit der Reihe der Hoffnungsgottesdienste haben wir bei vielen Menschen ein Verständnis für die Situation erreicht – und dabei sind auch Freundschaften mit den neuen Mitbürgern entstanden. Der Besuch ist steigend“, resümierte Anton Stier, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates St. Wendelin, die bisherigen Messen. Die geplante Live-Schaltung bei der 50. Messe nach Lampedusa klappte nicht, weil Inselpfarrer Don Carmelo nicht zu erreichen war.

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