Frühe Hilfe Ob online oder telefonisch – immer anonym

St. Wendel · Zwei Angebote der „Frühen Hilfen“ bieten Eltern eine Beratung rund um die Uhr. Väter und Mütter können sich kostenlos an die Experten wenden.

 Andrea Schönenberger-Mai (von links), Landrat Udo Recktenwald, Nadine Hennes und Sarah Bourgett präsentieren das neue Info-Material.

Andrea Schönenberger-Mai (von links), Landrat Udo Recktenwald, Nadine Hennes und Sarah Bourgett präsentieren das neue Info-Material.

Foto: Lukas Kowol/Landkreis St. Wendel/Lukas Kowol

Das Baby weint. Stundenlang in der Nacht. Die Mutter wird unsicher. Bin ich zu nervös? Habe ich das Baby falsch ernährt? In solchen Fällen hilft die Onlineberatung für Eltern der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Diese ist an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr erreichbar. Und neuerdings ein Angebot, an dem sich auch der Landkreis St. Wendel mit seinen „Frühen Hilfen“ beteiligt. Es sei eine erste Möglichkeit, so Landrat Udo Recktenwald, sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht. Viele Eltern seien gerade in den ersten Monaten nach der Geburt ihres Kindes überfordert. Aber Hilfe in Anspruch nehmen? Da sei die Hemmschwelle doch sehr groß. Mit zwei neuen Angeboten der „Frühen Hilfen“ — neben der Onlineberatung ist das ein Elterntelefon — soll der Einstieg erleichtert werden. Denn die Angebote sind nicht nur kostenlos, sondern auch anonym.

Eltern können sich auch mitten in der Nacht, zumindest online, an  Fachkräfte wenden. Entweder im Chat oder per Mail gibt es Auskunft zu Problemen, egal welcher Art. Das betont Kinderärztin Andrea Schönenberger-Mai: „Wenn eine Mama eine Sorge hat, dann hat sie eben diese Sorge.“ Da spiele es keine Rolle, wie andere diese bewerten: „Mit jedem Problem können Eltern anrufen.“ Oft, wie im Falle der Schreikinder, sei es für die Mütter und Väter bereits eine Hilfe, wenn die Antwort kommt: „Diese Bauchschmerzen sind entwicklungsbedingt und ganz normal.“ Oft sind es aber gar nicht die Sorgen ums Kind, die die Eltern belasten, weiß Nadine Hennes. Die Geburt sei zwar der Auslöser, aber die Probleme dann doch eher auf das Elternteil bezogen. Hennes nennt eine Frage, die viele Frauen belaste: „Bin ich eine schlechte Mutter, wenn ich nicht so reagiere, wie es mein Umfeld erwartet?“ Schönenberger-Mai konkretisiert das „Es ist schwer zuzugeben, dass die ersten Wochen mit dem Baby nicht so sind, wie man sich das vor der Geburt vorgestellt hat.“ Allein die Bestätigung, dass es vielen Müttern so gehe, helfe.

Ähnlich wie die Online-Beratung sieht das telefonische Gespräch aus. Dieses ist ebenfalls anonym und kostenlos. Allerdings nicht rund um die Uhr möglich. Diese „Nummer gegen Kummer“ ist montags bis freitags von 9 bis 11 Uhr, dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr geschaltet. Von dort aus kann es auch wieder eine Rückkopplung an den Landkreis St. Wendel geben. Dazu die Kinderärztin: „Die ehrenamtlichen Fachkräfte verweisen bei Bedarf an das Angebot der Frühen Hilfen, geben Kontaktdaten weiter.“

Die beiden neuen Angebote sollen nun im Landkreis — der einzige im Saarland, der sich beteiligt —  bekannt gemacht werden. Dazu wurden 180 Info-Pakete geschnürt. Diese werden unter anderem bei Ärzten, in Geschäften, Fitness-Studios, Restaurants, Krankenhäusern und Apotheken verteilt.  Das Motto der Aktion: „Normal, dass ich so unsicher bin?“

Das Eltern-Telefon ist erreichbar unter der Nummer  (08 00) 1 11 05 50.

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