Umzug Narren erobern die Stadt St. Wendel
St. Wendel · Bunte Farbtupfer an einem trüben Tag: Mehr als zwei Stunden lang schlängelte sich der närrische Zug durch die Straßen.
50 Wagen, Musikkapellen und Fußgruppen rollten und tanzten am Sonntagnachmittag beim Umzug durch St. Wendel. Sogar vom Rathausdach der Kreisstadt waren die Bienen abgeschwirrt, um die Fastnacht-Party mit rund 8000 Besuchern auf den Bürgersteigen in der City mit Spaß zu bestäuben. Hilfe bekamen sie von den Ottweiler Gewitterhexen. Die Gruppe zauberte die Regen- und Schneewolken für die Dauer des Umzugs beiseite.
Mit Geheul und Geschrei zogen die bleich geschminkten Gespenster aus dem Kinderhaus der Stiftung Hospital an der schunkelnden Menge entlang. Die wunderbar dargestellten Menschen aus aller Welt von der Lebenshilfe freuten sich derweil schon auf die Fußball-Weltmeisterschaft, die im Sommer in Russland ausgetragen wird. Sportlich kamen auch die South West Woolves aus Baltersweiler daher. In voller Montur präsentierten sie ihr Hobby. Kostbaren Sternenstaub ließ das Geschütz vom Wagen des Roten Sterns aus Bubach auf das Narrenvolk regnen. Dahinter marschierten Waldmenschen, zweibeinige Widder und von Uncle Sam angeführte, entlaufene Statisten aus dem Disneyland.
Achtung: In Großbuchstaben appellierte der Wagen der Feuerwehr: „Keine Gewalt gegen Rettungskräfte“. Eintreten sei viel sinnloser als reintreten, raten die Brandschützer. Nach wie vor sucht der Bauer händeringend eine Frau. „Wahre Helden kommen vom Land“, buhlte die Besatzung des großen Wagens der St. Wendeler Landjugend schon frühzeitig um die Gunst des weiblichen Geschlechts.
Ob als Pippi Langstrumpf, Biene Maja oder Robin Hood schlüpfte die Fußgruppe aus Saal und Marth in die Kostüme ihrer Fernseh- und Kino-Helden aus der Jugendzeit. Nobel, nobel: Das Kinderprinzenpaar Mathias und Leah der Coburger wurde in einer feudalen Kutsche durch die Stadt chauffiert. Früher hat einmal ein Stadtprinzenpaar regiert und seine närrischen Untertanen bei seiner Triumphfahrt gegrüßt. Diese Zeiten gehören in St. Wendel jedoch der Vergangenheit an. Schwamm drüber. Die Mini-Fastnachtsgruppe Ochsitorium hat den Landrat aus seinem Amtssitz rausgeschmissen und gar bis Aschermittwoch die Macht im gesamten Landkreis übernommen. Die Besucher des Umzugs bekamen noch einen Gratistipp für den Nachhauseweg. „Tut was ihr wollt“, mit Liebe, Respekt und Kondom, plädierte die Initiative Jugend gegen Aids.