Nach Hetzjagd Kontrolle am Bahnhof

St Wendel · Nach den wirren Szenen, die sich am Mittwoch in der St. Wendeler City abgespielt haben, stochert die Polizei bislang im Nebel. Weder Täter, Opfer noch Motiv der Auseinandersetzung sind bekannt.

 Zurückgekehrt: Nach der Hetzjagd durch die Innenstadt versammelt sich ein Teil der Jugendgruppe wieder am Ausgangspunkt in der Mott. Fotos: Matthias Zimmermann

Zurückgekehrt: Nach der Hetzjagd durch die Innenstadt versammelt sich ein Teil der Jugendgruppe wieder am Ausgangspunkt in der Mott. Fotos: Matthias Zimmermann

 Ein Streifenwagen (Foto) sowie ein Polizeikleinbus und Krankenwagen kamen zum Tatort. Unverrichteter Dinge mussten sie abrücken, weil die Beteiligten türmten, als die Ermittler auftauchten.

Ein Streifenwagen (Foto) sowie ein Polizeikleinbus und Krankenwagen kamen zum Tatort. Unverrichteter Dinge mussten sie abrücken, weil die Beteiligten türmten, als die Ermittler auftauchten.

 Polizisten fragen, was los war. Doch die Angetroffenen wollen nichts gesehen haben

Polizisten fragen, was los war. Doch die Angetroffenen wollen nichts gesehen haben

Einen Tag nach der kurzen, aber heftigen Schlägerei einer wildgewordenen Jugendgruppe wirkt Lena Heinen noch völlig perplex. Prügelnd rannten die bis zu 20 junge Leute von der Mott zur Dom-Galerie. Es war gegen 17 Uhr am Mittwoch, als urplötzlich einige aus ihrer Mitte Heinens Frisörsalon stürmten, dort Jagd aufeinander machten. Sie hetzten hinter einem Mann her, der bereits blutete. Sie achteten in ihrer Wut nicht aufs Inventar, nicht auf Unbeteiligte. Heinen: "Einer stieß heftig gegen einen Spiegel." Dieser blieb jedoch heil. Hingegen sei die Deko im Schaufenster leicht lädiert worden. "Jemand warf eine Tasche, möglicherweise einen Rucksack, einem anderen hinterher." Quer durch den Laden, wo drei Kunden auf Frisierstühlen saßen. In der Flugbahn des Geschosses. Die aufgebrachten jungen Männer nahmen keine Rücksicht, schildert die Inhaberin.

Mithilfe eines Kunden gelang es, die lautstarke, aggressive Bande aus dem Geschäft zu drängen. Dann schloss die Chefin rasch die Tür ab. Draußen ging der Tumult weiter. Mehrere junge Männer stürzten sich laut Heinen auf ihr Opfer und schlugen zu. Dann verzogen sich die Schläger in einer Hetzjagd in Richtung Dom.

Mittlerweile war ein Mitarbeiter einer benachbarten Versicherungsagentur herbeigeeilt, sorgte dafür, dass die St. Wendeler Polizei alarmiert wurde. Die kam schleunigst in ihrem Wagen um die Ecke geschossen. Die wieder zur Sitzgruppe auf der Mott zurückgekehrten Rowdys warteten nicht, bis die Beamten ausstiegen waren, machten sich in alle Himmelsrichtungen davon.

Einige wetzten zum Bahnhof. Dort griffen Bundespolizisten zwei junge Männer auf, wie Behördensprecher Dieter Schwan berichtet. Einer war an der Hand verletzt. "Sie könnten an der Schlägerei beteiligt gewesen sein." Der Neunkircher (23) und ein 19-Jähriger aus Schiffweiler wurden den St. Wendeler Ermittlern übergeben. Doch mehr als die Personalien erfuhren die Beamten nicht, wie ein Polizist mitteilt. Ebenso nebulös die Aussagen derer, die was von der Schlägerei rund um die Mott mitbekommen haben müssten. Sie schwiegen gegenüber der Polizei . So heißt es aus der Wache nur: "Wir haben weder Täter noch Opfer." Und auch der Auslöser sei unklar.

Während die Mott zuletzt kein Schwerpunkt polizeilicher Aktionen gewesen sein soll, sieht dies beim Bahnhof anders aus: "Wir kontrollieren hier wieder verstärkt", teilt Schwan mit. Belästigungen gegenüber Reisender hätten zugenommen. Auch der Fahrdienstleister fühle sich im Gebäude von herumlungernden Gruppen und Lärm gestört. Der erste Bericht über die brutalen Ausienandersetzungen in der Mott am frühen Mittwochabend hat nach seiner exklusiven Veröffentlichung im Internet auf der lokalen Präsenz der St. Wendeler Zeitung beim Anbieter Facebook heiße Debatten ausgelöst. Petra Lutter Becker kommentiert den Sachverhalt so: "Es gibt Tage, an denen wirst Du mit dem Kopfschütteln nicht fertig."

Dass die Täter zumindest vorerst unerkannt flüchten konnten, schreibt Marcel Heckmann möglicherweise folgendem Umstand zu: "Vielleicht konnten die jungen Männer nur flüchten, weil die Polizei unterbesetzt ist. Die Polizei ist so nah am Bahnhof, dass eine Flucht nicht möglich sein sollte."

Die Nutzerin Anja Lachnit beklagte unterdessen den Umfang der Berichterstattung, einhergehend mit heftiger Kritik am Verhalten der Schläger: "Die kriegen hier viel zu viel Plattform für ihr hirnloses Benehmen."

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saarbrueckerzeitung.wnd

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