Musikerlebnisse: sogar das Wetter spielte mit

St Wendel · Das St. Wendeler Stadtfest wurde zur Freiluft-Party. Tausende feierten mit.

Wieder mal ist ein Stadtfest in St. Wendel Geschichte. Zwei Tage am vergangenen Wochenende haben Tausende Menschen bis auf ein paar (übliche) Ausraster und Trunkenheitsdelikte eine große friedliche Freiluft-Party in der Innenstadt gefeiert. "Das Wetter hat super mitgespielt", meint der städtische Kulturchef Axel Birkenbach. Der abschließende Sonntag verlief deutlich zäher. Die Auftritte der Musikvereine aus dem Ostertal und Niederlinxweiler glichen in der Mittagshitze auf der Mott-Bühne einer Probe unter erschwerten Bedingungen vor mau vertretener Zuhörerschaft. Nach wie vor macht es das Fest sympathisch, dass kein Rathausherr den Hammer schwingt, um dann erleichtert zu verkünden: "O'zapft is". Einfach nur Musik an, kommt zur Eröffnung da deutlich besser rüber.

Die Gäste konnten zwischen einem halben Dutzend Bühnen mit Livemusik wählen. Neu war die Aktionsplattform am Wendelinusbrunnen in der Balduinstaße. "Damit wollten wir die Oberstadt beleben", konstatiert Birkenbach. Ein gewohnt anti-kommerzielles, dafür qualitativ ansprechendes Musikprogramm servierte der Jazzförderkreis im Magdalenenhof. Die Saarbrücker Formation Asozial im Weltall, 2015 Sieger des WND-Band-Battle, kann man sich gut als Vorgruppe für Jan Delay mit Disco No. 1 vorstellen. Als Schulprojekt ist die Illinger Band Willi O' Willi gestartet und bezeichnet ihren Sound als Hardcore-Pop. Am Fruchtmarkt hatte sich am Freitag das City-Rock-Projekt durch die Musikgeschichte gespielt. Da war - wie bei der Besucherzahl vor der Bühne - noch Luft nach oben. Auf dem Schlossplatz coverte die Formation Bruise ebenfalls typische Ohrwürmer.

Das Nachspielen irgendwelcher Hits mögen die Juroren des samstäglichen WND-Band-Battles gar nicht. Die St. Wendeler Band Fight the Resistance langte gleich dreimal zu und die Jury zückte den Rotstift. Sie belohnte lieber Kreativität und Eigenständigkeit. Mit Mut zur Lücke, Banjo und Geige machen die Saarbrücker The Noiz bei der letzten Auflage dieser musikalischen Auseinandersetzung das Rennen auf der Mott-Bühne.

Und wieder zurück zum Sonntag. Wohltuend tönte das Intro des Films "Mission impossible" über den Schlossplatz. Auf der Bühne legt die Landstuhler Inklusionsband Carpe diem Unerhört los. "Wir spielen Rock und Pop gemeinsam mit Menschen mit Handicap, die ihre Talente einbringen", erklärt Bandleader Achim Pauli. Die Band der Reha-Westpfalz existiert seit 1994. Seit drei Jahren zählt auch Axel Roos, der ehemalige Fußballprofi des 1. FC Kaiserslautern, zur Besetzung. "Ich habe doch nicht umsonst drei Jahre Klavierunterricht gehabt", sagt der deutsche Meister von 1991 und 1998. Mit 22 Jahren Vereinszugehörigkeit hält er beim FCK den Treuerekord seit Bundesligagründung 1963. "Jetzt will ich mit der Band noch viele Jahre spielen", so Roos. Neben dem Klavier kommt er an der Gitarre und dem Duduk, einem Holzblasinstrument aus Armenien, zum Einsatz. Carpe diem Unerhört präsentiert viele eigene Songs, in denen die persönlichen Geschichten der Menschen mit Handicap verarbeitet werden. "Der Auftritt war sehr anrührend", fand Kulturchef Birkenbach. Aus seiner Sicht sei das Stadtfest reibungslos gelaufen.

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 Die Gewinner des Wettbewerbs WND Band Battle, die Band The Noiz, in Action. Foto: Eric Wilhelm

Die Gewinner des Wettbewerbs WND Band Battle, die Band The Noiz, in Action. Foto: Eric Wilhelm

Foto: Eric Wilhelm

Bei Aufräumarbeiten nach dem Stadtfest stellten die Mitarbeiter des Bauhofes fest, dass in der Nacht zum Montag ein Teil der Installationen zur Energieversorgung der Bühne in der Mott gestohlen worden sind. Es handelt sich um ein etwa 50 Meter langes Elektrokabel samt Adaptern, einen mobilen Elektroverteiler sowie fünf Überfahrrampen. Bereits in der Nacht auf Freitag wurde am Dom ein ähnlich hochwertiges Kabel entwendet. Hinweise an die Polizei in St. Wendel, Telefon (0 68 51) 89 80.

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