Mit Leib und Seele im Orden

Wiebelskirchen/St Wendel · Schwester Rosamma lebt zusammen mit vier weiteren Schwestern in Wiebelskirchen, direkt beim katholischen Kindergarten. Sie arbeitet in der Krankenpflege am St. Wendeler Marienkrankenhaus in der Reha-Klinik.

 Schwester Rosamma stammt aus Kerala. Seit 21 Jahren ist sie Ordensschwester – eine Entscheidung, die sie nie bereut hat. Foto: Bistum Trier

Schwester Rosamma stammt aus Kerala. Seit 21 Jahren ist sie Ordensschwester – eine Entscheidung, die sie nie bereut hat. Foto: Bistum Trier

Foto: Bistum Trier

. Sie lacht viel und ansteckend, hört auch mal Rockmusik und kocht gerne. Dass ihre Lieblingsrezepte mit viel Reis, Gemüse und exotischen Gewürzen zubereitet werden, hat mit ihrer Heimat zu tun. Schwester Rosamma stammt aus Südindien, aus einem kleinen Ort in der Nähe von Thalassery im Bundesstaat Kerala. Die 42-Jährige gehört zum Orden der Nazarethschwestern, ein noch ganz junger Orden. Schwester Rosamma lebt zusammen mit vier weiteren Schwestern in Wiebelskirchen, direkt beim katholischen Kindergarten. Wann immer möglich, beten und essen sie zusammen. Aber das ist oft nicht möglich, weil vier von ihnen in der Krankenpflege und im Schichtdienst arbeiten. Auch Schwester Rosamma, oder "Little Rose", wie ihr Ordensname lautet.

Jugendtraum erfüllt



Vier Geschwister hat sie, der Vater war Landwirt und hat - um die Familie zu ernähren - auch im Steinbruch gearbeitet. Dort hat auch ihre Mutter gearbeitet, zusätzlich zur Hausarbeit. "Wir waren eine ganz normale christliche Familie", sagt Rosamma, "haben am Leben der Pfarrei teilgenommen und gingen sonntags in die Kirche". Dort gab es auch den Religionsunterricht, an dem Rosamma immer gerne teilgenommen hat. Mit vierzehneinhalb Jahren, nach der Mittleren Reife, ist sie dann ins Kloster gegangen. Das war schon lange ihr Traum, spätestens seit der achten Klasse und dem Miterleben der Einkleidung einer Nachbarstochter, die auch zu den Nazarethschwestern gegangen war.

Im Kloster Kunnath, 20 Kilometer von ihrem Heimatort, machte sie danach ihr Fachabitur, mit 20 Jahren legte sie ihr Ewiges Gelübde ab und wurde eine der heute 140 Nazarethschwestern. 14 von ihnen leben derzeit im Saarland, Schwester Rosamma war eine der ersten. Zwei Jahre lebte sie erst im Mutterhaus, danach arbeitete sie weitere zwei Jahre in einer Pfarrei.

Dann kam der Abschied nach Deutschland, über 7500 Kilometer entfernt. Zuerst nach Lüdenscheid zum ersten Sprachtraining. Nächste Station war St. Wendel und die Ausbildung zur Krankenpflegerin. In St. Wendel am Marienkrankenhaus arbeitet sie heute noch. Das, was sie und ihre Mitschwestern hier verdienen, geht teilweise an den Orden, der damit in Indien seine soziale Arbeit verbessern kann.

"Fast eine Heimat "

"Unsere - erst 1975 gegründete - Gemeinschaft ist auf das Geld angewiesen", sagt sie. Der Anfang in Deutschland war schwer. "Das Essen, das Klima, die Sprache", bringt es die Inderin auf den Punkt. Seit 17 Jahren lebt sie jetzt hier und hat "fast eine Heimat " gefunden. Gegen zu starkes Heimweh, wie anfangs, hat sie jetzt auch das Telefon zur Verfügung. Alle zwei Jahre gibt's Heimaturlaub. Die Arbeit an der St. Wendeler Reha-Klinik macht ihr Freude.

Allerdings spürt sie oft, dass Menschen von ihr als Ordensschwester mehr erwarten als sie - eingespannt in einen engen Zeitplan - geben kann. "Dann habe ich oft ein schlechtes Gewissen", bedauert sie diese Situationen. Seit 21 Jahren ist sie jetzt Ordensschwester und das "mit Leib und Seele". Manchmal hat sie allerdings auch Zweifel gehabt, ob sie alles richtig macht. "Aber bereut habe ich meine Entscheidung nie", lacht sie. "Bevor es richtig schwer wurde für mich, hat mir der liebe Gott geholfen. Und viele liebe Menschen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort