Mit intensiver Betreuung die Ausbildung packen

St. Wendel. Robin ist im dritten Ausbildungsjahr und lernt Kaufmann im Einzelhandel. Nichts Außergewöhnliches? Doch. Denn der 20-Jährige leidet seit einer Erkrankung als Kind unter einer Lernbeeinträchtigung. Er musste die Schule ohne Abschluss verlassen. Seine Chancen, einen Ausbildungsplatz zu ergattern und einen Beruf zu erlernen, waren eigentlich gleich null

St. Wendel. Robin ist im dritten Ausbildungsjahr und lernt Kaufmann im Einzelhandel. Nichts Außergewöhnliches? Doch. Denn der 20-Jährige leidet seit einer Erkrankung als Kind unter einer Lernbeeinträchtigung. Er musste die Schule ohne Abschluss verlassen. Seine Chancen, einen Ausbildungsplatz zu ergattern und einen Beruf zu erlernen, waren eigentlich gleich null.Wenn es nicht das Modellprojekt "Chancen auf eine Berufsausbildung für Jugendliche mit Lernbeeinträchtigung oder Lernbehinderung" der Jugendberufshilfe der Lebenshilfe St. Wendel gäbe, bei dem Robin mitmacht. Das Projekt läuft seit 2007. Partner sind die Lebenshilfe, die Agentur für Arbeit und die Globus-Stiftung. In einer Pressekonferenz stellte die Lebenshilfe St. Wendel das Förderprogramm vor.

Das Projekt startet jeweils mit der Berufsvorbereitung, die auf ein Jahr angelegt ist. Die Jugendlichen lernen Berufsfelder kennen, Gartenbau oder Hauswirtschaft zum Beispiel, sie üben aber auch Alltagsfertigkeiten, wie Pünktlichkeit. Ein Praktikum schließt sich an. Im zweiten Jahr folgt eine nur zweijährige duale Berufsausbildung, eine sogenannte Helferausbildung, Verkaufshelfer oder Fachwerker im Garten- und Landschaftsbau zum Beispiel. Der Abschluss ist von den Kammern anerkannt. Im Idealfall folgt auf die verkürzte Lehre das dritte Ausbildungsjahr und der darauf aufbauende Berufsabschluss. So wie bei Robin.

107 Jugendliche haben seit 2007 an den berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen der Lebenshilfe St. Wendel teilgenommen. 70 von ihnen konnten danach direkt in eine duale Ausbildung oder in Arbeit vermittelt werden. "Viele Jugendliche haben ihre Ausbildungschance genutzt und können nun ihren Lebensunterhalt verdienen", betonte Lebenshilfe-Geschäftsführer Hermann Scharf. Von 16 Azubis des Ausbildungsjahrganges 2008 haben zum Beispiel 13 ihren Abschluss geschafft.

Wichtiger Baustein des Projektes ist die engmaschige Betreuung der Jugendlichen durch Sozialpädagogen, Ausbilder und Lehrer. Die deutlich über den üblichen Personalschlüssel hinausgeht. "Dieser hohe Personaleinsatz ist nur möglich gewesen durch die kontinuierliche finanzielle Unterstützung durch die Globus-Stiftung", unterstreicht die Lebenshilfe.

"Vielen jungen Menschen hat das Projekt eine Chance für die Zukunft gegeben", sagte Gernot Koch vom Stiftungsrat der Globus-Stiftung. Die Stiftung habe einen beachtlichen Beitrag im sechsstelligen Bereich geleistet, so Koch auf Nachfrage. Die Stiftung werde im Rahmen ihrer Möglichkeiten solche Projekte weiter fördern, betonte Stiftungsvorstand Wolfgang Commenda.

Auf einen Blick

Die Globus-Stiftung St. Wendel ist eine gemeinnützige Stiftung der SB-Warenhäuser und Baumärkte. Im Inland werden Projekte gefördert, mit denen benachteiligten Jugendlichen geholfen wird. Derzeit fördert die Stiftung 30 Projekte in zehn Bundesländern und über zehn in der Dritten Welt. vf

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