Mathematik im Tempel: Sangaku in Japan

St. Wendel · So mancher kam in der Schule bei der Mathe-Arbeit ins Schwitzen. Bei manch anderem half nur noch Beten. Beten? In Japan wurde im 17. Jahrhundert in den Tempeln über Mathematik nachgedacht. Sangaku heißt die Tempelmathematik. Rainer Roos greift diese in seiner neuen Mathe-Aufgabe auf.

1603 bis 1868, das waren Japans glücklichste Jahre. Es herrschten Wohlstand und Frieden, es war die längste Friedenszeit überhaupt während der Neuzeit in einem Land. Die Hauptstadt Edo, einst ein kleines Fischerdorf, wuchs zu einer Millionenstadt. Nach dieser Stadt, dem heutigen Tokio, wird diese Zeit benannt, Edo-Zeit. Japan schottete sich von der Außenwelt ab, auch unter dem Eindruck des Dreißigjährigen Krieges in Europa. Nur Vertreter Chinas durften Japan betreten. Europa blieb fern, bis auf eine kleine streng überwachte und reglementierte Enklave der Niederländischen Ostindienkompanie bei Nagasaki.

In dieser glücklichen Zeit entstand eine eigene japanische Mathematiktradition, in dieser Zeit entstand die japanische Tempelmathematik: Sangaku. Sie haben sich nicht verhört. Tempelmathematik, nicht Tempelprostitution; die kennt man von vielen Orten und Epochen.

Tempelmathematik ist einmalig: Kleine Holztäfelchen mit mathematischen, meist geometrischen Aufgaben wurden in Shinto-Schreinen und buddhistischen Tempeln als Herausforderung für die Gläubigen aufgehängt. Wir präsentieren Ihnen heute zu Ihrer Erbauung drei dieser Aufgaben.

Wir fangen ganz einfach an: Gegeben ist ein Quadrat mit der Seitenlänge 1 und ein Kreis in dem Quadrat, der die Diagonale und zwei Seiten des Quadrats berührt, wie in Grafik 1. Unsere erste Frage, Ihre erste Aufgabe: Welchen Radius besitzt der Kreis?

Auch bei unserem zweiten Sangaku bildet ein Quadrat mit der Seitenlänge 1 den Ausgangspunkt. Zwei Viertelkreise bilden zwei Spitzbögen. In diese werden Kreise eingepasst, wie in Grafik 2. Unsere zweite Frage, Ihre zweite Aufgabe: Wie groß sind die Radien dieser Kreise?

Im Folgenden geht es um drei Kreise mit dem Radius 1, die sich wechselweise berühren, wie in Grafik 3. Unsere dritte Frage, Ihre dritte Aufgabe: Welchen Flächeninhalt besitzt die innere weiße Figur?

Wenn Sie mehr über Sangaku erfahren wollen, über kulturelle Hintergründe, über die teilweise sehr anspruchsvollen Aufgaben und Lösungen, dann empfehlen wir Hidetoshi Fukagawas wunderbares Buch: Sacred Mathematics - Japanese Temple Geometry. Erschienen 2008 bei Princeton University Press. Natürlich hilft auch Wikipedia weiter.

Ganz nebenbei: Diese Aufgaben wurden am Annäherungstag der Kreiszahl Pi formuliert. Wissen Sie, wann dies war?

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Lösung geht an die St. Wendeler Lokalredaktion der Saarbrücker Zeitung. Bis Donnerstag, 22. Oktober, muss sie angekommen sein. Wir verlosen zehn Gutscheine zu je zehn Euro für das Schaumbergbad in Tholey. Die Gutscheine stellen die Gemeinde und das Schaumbergbad bereit. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Auflösung erfahren die Leser in der SZ-Ausgabe vom Freitag, 23. Oktober, oder in einer der folgenden. Adresse und Stichwort: Saarbrücker Zeitung, Mia-Münster-Straße 8, 66606 St. Wendel; E-Mail: redwnd@sz-sb.de. Stichwort: Tempelmathematik. Wichtig: Ihre Anschrift nicht vergessen, damit wir den eventuellen Gewinn zuschicken können. red

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