Marathonläufer vom Martinshof ganz vorne

Osterbrücken · Für einen Tag tauchte der Name von Marathonläufer Gerhard Kempf aus Osterbrücken in seiner Altersklasse auf dem 14. Platz der Jahresweltbestenliste auf, national gar auf Rang drei. Dabei ist der Hobbysportler in der Leichtathletikszene ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Der 57-Jährige ging beim Neujahrsmarathon in Zürich an den Start, dessen Startschuss synchron mit den Böllern zum Jahreswechsel in der Silvesternacht abgefeuert wird.

 Durch das Laufen lernte er die Gegend um seinen Hof kennen.

Durch das Laufen lernte er die Gegend um seinen Hof kennen.

 Gerhard Kempf vom Martinshof in Osterbrücken bei seinen Ziegendamen. Fotos: B&K

Gerhard Kempf vom Martinshof in Osterbrücken bei seinen Ziegendamen. Fotos: B&K

Einmal im Leben auf der Jahresweltbestenliste des Weltleichtathletikverbandes (IAAF) unter den ersten 100 - wenn auch nur für kurze Zeit. Damit locken unter anderem die Organisatoren des Neujahrslaufs im schweizerischen Zürich-Schlieren die Läufer in der Silvesternacht an. Denn dieser Langstreckenlauf eröffnet weltweit das neue Laufjahr. Davon bekam auch Gerhard Kempf Wind, der mit Ehefrau Monika und Tochter Marie über den Jahreswechsel zum Skiurlaub im schweizerischen Kanton Graubünden weilte. "Als ich von dem Gag erfahren habe, auf eine Platzierung in der Jahresweltbestenliste kommen zu können, war mir klar, da muss ich mitlaufen", erzählte der Bio-Bauer vom Osterbrücker Martinshof. Also die Bretter in die Ecke, rein in den Zug nach Zürich und in die Laufschuhe. Punkt 0 Uhr startete er unter den 1000 Läufern ins neue Jahr.

"Von dem Feuerwerk habe ich nicht viel sehen können, da war ich mitten im Läuferpulk drin und habe mich auf dem Naturweg konzentrieren müssen, damit ich nicht ins Straucheln komme", berichtete der Hobbyläufer. Beim Laufen in der stockdusteren Nacht entlang des Ufers des Limmats sorgte eine Kopfleuchte für Licht. "Den größten Streckenteil habe ich alleine meine Runden gedreht", sagte er.

Ehefrau und Tochter verfolgten im Urlaubsort Klosters seine Anstrengungen auf dem Display des Smartphones mit. Für die 42,195 Kilometer benötigte Kempf eine Zeit von 4:04,05 Stunden. Weltweit bedeutete die Platzierung: Rang 82, Nummer 14 in seiner Altersklasse und Dritter in Deutschland. "Und bester Saarländer, weil ich der einzige war", scherzte Kempf. Einen Tag später wurde nach dem Xiamen International Marathon in China die Jahresweltbestenliste aktualisiert. "Hauptsache, ich hatte meinen Spaß, das war mir die Anstrengung schon wert", stellte der Hobbysportler heraus.

Erst 2012 hat er als Spätberufener mit dem Laufen begonnen. "Ich habe mich vorher fast 30 Jahre mit dem Aufbau des Martinshofs beschäftigt", so der Biobauer. Seinen ersten Einsatz absolvierte er als Staffelläufer beim Gourmet-Marathon in Saarbrücken. "Knieprobleme kamen noch dazu, und ein Orthopäde hat mir geraten, besser Rad zu fahren", so Kempf. Angetrieben vom Gedanken, die Marathonstrecke zu schaffen, ignorierte er den Rat. Seine Premiere über die Königsdistanz feierte er 2013 beim Luxemburg-Marathon, als Hobby bezeichnete er mittlerweile die Teilnahme an den Ausdauerläufen in europäischen Hauptstädten. "Ich suche mir einen Lauf in den Schulferien meiner Tochter aus, um ihn mit einem Urlaub zu verbinden", erklärte er. In Paris war er dabei, in Lissabon lief er seine Bestzeit von 3:53 Stunden. "Durch mein Losglück kann ich in diesem Jahr im September in Berlin laufen", freute er sich. Und der 57-Jährige habe sich körperlich noch nie so gut gefühlt: "Mit 40 Jahren und Anfang 50 war ich nicht so fit wie jetzt." 30 Jahre sei er nun auf dem Osterbrücker Martinshof, die Gegend rundum habe er durch seine Trainingsläufe erst richtig kennengelernt.

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